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Die USA greifen seit September angebliche Drogenschmuggler-Boote militärisch an und töten zahlreiche Menschen. Jetzt reagieren Paris und London.
Caracas / Paris / Washington, D.C. – Seit Anfang September sind durch Angriffe der US-Armee auf angebliche Drogenboote in der Karibik mindestens 76 Menschen getötet worden. Die um die 20 Attacken fanden zunächst in der Karibik, später auch im östlichen Pazifik statt. Die US-Regierung um Präsident Donald Trump hat noch keine Beweise dafür vorgelegt, dass die angegriffenen Boote tatsächlich Drogen beförderten.
Eskalation in der Karibik: Trump lässt erneut Boot aus Venezuela bombardieren. (Symbolbild) © IMAGO / SNA, IMAGO / ABACAPRESS, IMAGO / Bestimage
Das Vorgehen sorgt mittlerweile für internationale Kritik. Wie CNN berichtete, habe London aufgehört, seine Geheimdienstinformationen zu mutmaßlichen Drogenbooten in der Karibik mit den USA zu teilen. Damit sollte nach Angaben des US-Senders eine mögliche Verwicklung in Angriffe vermieden werden. Eine diesbezügliche Stellungnahme hat die britische Regierung jedoch abgelehnt: „Wir äußern uns nicht zu Sicherheits- oder Geheimdienstfragen“, sagte ein Sprecher des britischen Premierministers Keir Starmer am Dienstag (11. November). Die USA seien Großbritanniens „engster Partner bei der Verteidigung, der Sicherheit und den Geheimdiensten“, betonte er.
Frankreich kritisiert Militäreinsätze der Trump-Regierung gegen mögliche Drogenboote „völkerrechtswidrig“
Frankreich verhält sich in der Sache offensiver. Wie die Süddeutsche Zeitung schreibt, habe Paris militärische Angriffe vor Venezuela als völkerrechtswidrig kritisiert. Die Einsätze würden mit Sorge beobachtet, wird der Außenminister Jean-Noël Barrot am Rande des G-7-Außenministertreffens in Kanada zitiert. In den dortigen französischen Überseegebieten lebten mehr als eine Million französische Staatsbürger. Sie könnten von einer möglichen Eskalation der Lage betroffen sein.
Auch Kolumbien reagierte und stoppt als Reaktion auf die US-Angriffe im Pazifik und der Karibik den Austausch von Geheimdienstinformationen mit den USA. Auf „allen Ebenen“ der Geheimdienste sei angeordnet worden, „die Kommunikation und sonstige Kontakte mit US-Sicherheitsbehörden auszusetzen“, erklärte Kolumbiens Präsident Gustavo Petro am Dienstag (Ortszeit) im Onlinedienst X. Dies gelte so lange, wie die Raketenangriffe auf Boote andauerten.
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Fotostrecke ansehenTrump entsendete Kriegsschiffe in die Karibik
In den vergangenen Wochen hatte Trump mehrere Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge in die Karibik entsandt, auch der US-Flugzeugträger „Gerald R. Ford“ ist auf dem Weg in die Region. Washington wirft Venezuela vor, den Drogenschmuggel in die USA aktiv zu fördern und damit die Sicherheit der Vereinigten Staaten zu gefährden. Venezuelas Präsident Nicolás Maduro stufte die Tötungen mutmaßlicher Drogenschmuggler dagegen als illegale „Hinrichtungen“ ein und vermutet dahinter US-Pläne zu seinem Sturz. Trump hatte zuletzt bestritten, militärische Angriffe auf Venezuela zu planen. Gleichzeitig sagte er, Maduros Tage seien gezählt. (Quellen: Süddeutsche Zeitung, AFP, dpa) (ktho)