Ludwigshafen (Rheinland-Pfalz) – Nach dem Hacker-Angriff auf das IT-System der Stadt Ludwigshafen ist die Verwaltung der zweitgrößten Stadt (rund 177.000 Einwohner) in Rheinland-Pfalz lahmgelegt – kein Telefon, keine Internetverbindung, keine Mails.
Bereits am letzten Donnerstag hatten Mitarbeiter der Stadtverwaltung in Ludwigshafen (Rheinland-Pfalz) „Anomalien“ im System entdeckt – kurz darauf zog die Verwaltung den Stecker. Seitdem können weder die Webseiten der Stadtverwaltung noch die Online-Services genutzt werden. Die Verwaltung ist auch per Telefon oder E-Mail nicht erreichbar.
Verdacht auf einen Cyber-Angriff verdichtet sich
Die Hinweise auf einen Cyber-Angriff haben sich laut Stadt verdichtet. Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (63, parteilos) zu BILD: „Wir haben sofort alle Systeme abgeschaltet, um größeren Schaden zu vermeiden.“ Betont: „Unsere IT hat perfekt reagiert. Es gab keinen Datenabfluss und es wurden auch keine Daten verschlüsselt, wir haben auf alles Zugriff und haben auch keine Bekenner- oder Erpresserschreiben erhalten.“
Eine Luftaufnahme der Stadt Ludwigshafen. Auf der benachbarten Rheinseite befindet sich Mannheim
Foto: Daniel Reiter/mauritius images
Über die Ursache der IT-Störung wollte Steinruck wegen laufender Ermittlungen der Polizei nichts sagen. Immerhin: Seit Montag wurde die Behördennummer 115 wieder freigeschaltet. Und auf der Homepage der Stadt heißt es zwar „die Servicestellen sind besetzt, vereinbarte Termine finden statt“. Doch die Realität sieht anders aus.
Bürger werden abgewiesen – trotz bestätigter Termine
Vor dem Eingang der Kfz-Zulassungsstelle in der Achtmorgenstraße postieren sich am Dienstag mehrere Mitarbeiter, um Bürger abzuweisen. An der Tür ein Zettel mit der Aufschrift: „Wegen technischer Probleme geschlossen“.
BILD hörte sich vor Ort um. Einer der betroffenen Bürger ist Lkw-Fahrer Ali Dall (49): „Ich hatte einen Termin wegen meiner Autozulassung, doch ich wurde weggeschickt. Ein Unding, denn ich brauche mein Auto, um zur Arbeit zu kommen.“
Lkw-Fahrer Ali Dall konnte sein neues Auto nicht zulassen
Foto: Reinhard Roskaritz
Ingenieur Robert Hoheisel wurde trotz Termin bei der Kfz-Zulassungsstelle wieder weggeschickt
Foto: Reinhard Roskaritz
Frust auch bei Ingenieur Robert Hoheisel (37): „Ich bin stinksauer. Seit drei Wochen kann ich mein neues Auto nicht anmelden und werde immer wieder vertröstet. Das kann es nicht sein.“
Rentnerin Rosemarie bekam keine Parkkarten
Foto: Reinhard Roskaritz
Rentnerin Rosemarie Vogelsang (67) hat sich extra von einer Bekannten zum Bürgerbüro fahren lassen: „Ich wollte Parktickets kaufen. Aber nicht mal das funktionierte.“
Bauunternehmer Tolga Itgensoy kann durch den Hacker-Angriff seinen Friseursalon nicht eröffnen
Foto: Reinhard Roskaritz
Verärgerte Bürger auch vor der Stadtverwaltung in der Bismarckstraße. Bau-Unternehmer Tolga Itgensoy (30) fassungslos: „Ich konnte heute keine Gewerbeanmeldung für meinen Friseursalon bekommen und warte auch schon seit Wochen auf meine Baugenehmigung. Ein unzumutbarer Zustand, denn die Kosten für Miete und Personal muss ich dennoch tragen.“
Wie lange die Überprüfung noch dauert, ist unklar. „Es wird voraussichtlich noch ein, zwei Wochen dauern, bis unser System gescannt ist und wir wieder schrittweise Dienste in Betrieb nehmen können. Wann wir vollumfänglich alles wieder freigeben können, lässt sich derzeit aber nicht sagen“, so Steinruck.
Die Ermittlungen zum Hacker-Angriff hat inzwischen das LKA übernommen.