Ein Künstler verbrennt sein eigenes Kunstwerk? Das wollten am Dienstagabend zahlreiche Besucher im Tuttlinger Donaupark sehen. Sie erlebten einen spektakulären Abend.

Das Kunstwerk im Donaupark blickt auf eine über 20-jährige Geschichte zurück. Bereits im Jahr 2003 hatte der Landart- und Installationskünstler Johannes Pfeiffer im Rahmen der „Trilogie“ gemeinsam mit dem Staatlichen Forstamt Tuttlingen sein Werk aus Baumstämmen errichtet, es hieß „Waldlabyrinth“.

Erst ein Märchenwald, dann der Schwarzwald

Aus verschiedenen Nadelholzarten und Schichtholzplatten gestaltet, birgt es Assoziationen zu einem Märchenwald und war von Beginn an als vergängliche Arbeit angelegt. Im Jahr 2019 veränderte Pfeiffer die Installation, er kürzte die Baumstämme, entfernte die Holzplatten und schwärzte die verbliebenen Stämme – der „Black Forest“ war entstanden, der fortan den Titel „Metamorphose“ trug.

Künstler Johannes Pfeiffer und Galerieleiterin Anna-Maria Ehrmann-Schindlbeck vor dem brennenden Kunstwerk im Donaupark. Bild vergrößern

Künstler Johannes Pfeiffer und Galerieleiterin Anna-Maria Ehrmann-Schindlbeck vor dem brennenden Kunstwerk im Donaupark. (Foto: Siegrid Bruch )

Mit der Aktion am Dienstag stand der dritte Akt für das Werk an. Nach 22 Jahren brannte der Künstler – dessen Lebensmittelpunkte sich zwischen Deutschland und Italien bewegen – es ab. Er stellt damit nach eigener Aussage Fragen nach dem Verhältnis von Mensch und Natur sowie nach der Vergänglichkeit allen Seins. Er sieht seine Kunst als Teil des natürlichen Kreislaufs – ohne Anspruch auf Ewigkeit.

Trommeln begleiten das Feuer

Die Perkussionisten Johannes Berner und Moritz Schneider-Strittmatter begleiteten das Feuer mit eindrucksvollen Trommelklängen. Eine Brandwache der Feuerwehr sorgte für die Sicherheit.

Die Perkussionisten Johannes Berner und Moritz Schneider-Strittmatter begleiteten das Feuer mit eindrucksvollen Trommelklängen.Bild vergrößern

Die Perkussionisten Johannes Berner und Moritz Schneider-Strittmatter begleiteten das Feuer mit eindrucksvollen Trommelklängen. (Foto: Siegrid Bruch )

Forstamtsleiter Klaus Cerny, der die Aktion von Anfang an begleitet hat, hatte zuvor vom Entstehen des Kunstwerks berichtet. Starke Baumstämme, Weißtannen und Douglasien seien dafür auf dem „Hardt“ in der Nähe der Wellingtonie ausgesucht und gefällt worden – der angesprochene Künstler Johannes Pfeiffer war gleich begeistert.

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Galerieleiterin Anna-Maria Ehrmann-Schindlbeck betonte in ihren Ausführungen, der Künstler habe mit „Metamorphose“ bewusst an die Metamorphosen von Ovid angeknüpft. Sein Werk erinnere an die sowohl mythologisch als auch naturwissenschaftlich positive Bedeutung des Waldes geschaffen und mahne den Respekt vor dem Wald an. „Johannes ist ein Zauberer des Einfachen, ein Minimalist“, so Ehrmann-Schindlbeck. In seiner Arbeitsweise komme auch zum Ausdruck, dass er ein Philosoph und kritischer Geist sei, der stets hinterfrage.

Erneuerung kommt – in Form von Schweinchen

Der Erste Bürgermeister der Stadt Tuttlingen, Uwe Keller, bezeichnete die Aktion nicht nur als ästhetisches, sondern auch als symbolische Ereignis: „Es geht um Veränderung, Wandel, um Vergänglichkeit, um die Kraft der Erneuerung.“ In keiner Jahreszeit werde man so an die Vergänglichkeit erinnert wie im November.

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