Vogelgrippe dezimiert See-Elefanten auf Südgeorgien – Spektrum der WissenschaftDirekt zum InhaltAntarktis: Dramatisches Robbensterben durch Vogelgrippe
Auf der Insel Südgeorgien lebt die weltgrößte Population an Südlichen See-Elefanten. Zehntausende dieser Tiere sind offenbar kürzlich an der Vogelgrippe gestorben, wie Drohnenbilder vermuten lassen.

© British Antarctic Survey (BAS) (Ausschnitt)
Luftaufnahme einer Brutkolonie von See-Elefanten auf der Insel Südgeorgien. Die Insel liegt in der Subantarktis und bietet wichtige Lebensräume unter anderem für See-Elefanten, Königspinguine und Antarktische Seebären.
Die abgelegene subantarktische Insel Südgeorgien beherbergt die weltgrößte Population an Südlichen See-Elefanten (Mirounga leonina). Nun ist möglicherweise ein großer Teil dieser Population an der Vogelgrippe gestorben. Darauf deuten Drohnenbilder der drei größten See-Elefanten-Brutkolonien auf Südgeorgien hin. Die Aufnahmen waren in den Jahren 2022 und 2024 entstanden, bevor und nachdem infizierte Seevögel die Vogelgrippe auf die Insel eingeschleppt hatten. Laut den Bildern ist die Zahl der See-Elefanten in der Zeit zwischen den beiden Jahren um beinahe 50 Prozent eingebrochen. Das betrifft hauptsächlich weibliche Tiere, weil sie in den Brutkolonien die deutliche Mehrheit stellen. Ein Forschungsteam um Connor Bamford vom Institut British Antarctic Survey im britischen Cambridge berichtet darüber im Fachjournal »Communications Biology«.
Das Vogelgrippevirus hat in den zurückliegenden Jahren ein Massensterben unter Meeressäugern und Seevögeln in ganz Südamerika verursacht. Unter anderem ließ es den Bestand an weiblichen See-Elefanten auf der argentinischen Halbinsel Valdés um zwei Drittel einbrechen. 2023 kam das Virus auf Südgeorgien an und verbreitete sich auch dort.
Die Forschungsgruppe um Bamford verglich Luftaufnahmen von drei Stränden Südgeorgiens während der Brutsaisons 2022 und 2024. Die dortigen See-Elefanten-Bestände machen etwa 16 Prozent der Gesamtpopulation der Insel aus, wie aus früheren Zählungen bekannt ist. Im Jahr 2024 versammelten sich 47 Prozent weniger weibliche Tiere an diesen Stränden als erwartet. Hochgerechnet auf die geschätzte Gesamtzahl an See-Elefanten auf Südgeorgien entspricht das einem Verlust von 53 000 weiblichen Tieren. Dieser Rückgang liegt in der gleichen Größenordnung wie jener, den das Vogelgrippevirus ein Jahr zuvor auf der Halbinsel Valdés verursacht hatte. Die Situation könnte sich noch verschlimmern, befürchtet das Team. Denn selbst wenn infizierte Weibchen nicht sofort an dem Virus sterben, sind sie möglicherweise so geschwächt, dass sie ihren Nachwuchs vorzeitig aufgeben müssen, den sie normalerweise einige Wochen lang umsorgen. Das wäre für viele Jungtiere das Todesurteil.
Bamford und sein Team vermuten, dass es Jahrzehnte dauern könnte, bis sich die See-Elefanten-Population auf Südgeorgien von dem Rückgang erholt hat. Die Fachleute fordern, den Tierbestand mithilfe von Satellitendaten und Untersuchungen am Boden zu überwachen, um herauszufinden, wie sich die Vogelgrippe langfristig auf die Population auswirken wird.
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ist promovierter Biophysiker und Redakteur für Lifesciences.
Bamford, C. et al., Communications Biology 10.1038/s42003–025–09014–7, 2025
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