Bochum (NRW) – Sie floh mit ihrem Sohn (1) vor dem Krieg in der Ukraine. In Deutschland wähnte sich die junge Mutter (28) in Sicherheit. Bis sie hier Opfer einer Gewalttat wurde.
Seit Donnerstag steht ein Usbeke (46) vor dem Landgericht in Bochum (NRW). Der Mann war der Vermieter der Ukrainerin. Dem geschiedenen Familienvater (zwei Kinder) wird vorgeworfen, die Frau am 18. März 2022 vergewaltigt zu haben. Er bestreitet das Verbrechen, behauptet, sie habe den Sex gewollt.
Angeklagter soll Opfer mit dem Tod gedroht haben
Nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft soll das Gegenteil der Fall sein. Der Angeklagte soll die damals 25-jährige Frau, die erst gut einen Monat bei ihm wohnte, nachts um 1 Uhr geweckt haben. „Er behauptete, ihr Schwager habe auf seiner Rückreise Probleme mit der Polizei“, sagte der Staatsanwalt zum Prozessauftakt.
Im Wohnzimmer soll der betrunkene Usbeke versucht haben, seine Mieterin zu küssen und sie gewaltsam auf das Sofa zu drücken. Die mehrfache Bitte, sie in Ruhe zu lassen, soll er ignoriert haben.
Staatsanwalt Philipp Blaffert ist von der Schuld des Angeklagten überzeugt
Foto: Andreas Wegener
In der Anklage heißt es: „Der Angeschuldigte äußerte, sie solle sich nicht wehren, sonst werde er das Gehirn von ihr und ihrem Sohn überall verteilen.“ Danach soll er über die verängstigte Frau hergefallen sein, während ihr Sohn nebenan schlief. Das Opfer informierte die Polizei. Die Beamten nahmen den mutmaßlichen Vergewaltiger am nächsten Tag fest.
Die Kammer des Vorsitzenden Richters Dr. Björn Sendzik will noch in diesem Jahr ein Urteil sprechen
Foto: Andreas Wegener
Erst mehr als drei Jahre später der Prozess
Dass es erst dreieinhalb Jahre später zum Prozess kam, liegt daran, dass die Ukrainierin das Land inzwischen wieder verlassen hat. Alle Bemühungen, die Frau zu laden, scheiterten jedoch. Deshalb sollen jetzt ihre Aussagen bei der Polizei während des Prozesses verlesen werden.
Der Angeklagte, der in seiner Heimat als Personenschützer und Restaurantleiter gearbeitet haben will, kam 2008 nach Deutschland. Er ist seit 15 Jahren arbeitslos, bezieht Sozialleistungen – angeblich, weil er keinen gültigen Pass mehr besitze.
Dem Richter gegenüber wies der Angeklagte jede Schuld von sich. Er sagte: „Danach lagen wir auf dem Sofa, sie fragte mich, ob sie nicht für immer bei mir bleiben könnte. Ich habe abgelehnt, weil ich nicht bereit für eine ernsthafte Beziehung war.“ Danach sei man schlafen gegangen – als sie am nächsten Morgen die Koffer gepackt habe und weinend von Polizisten abgeholt worden sei, will er überrascht gewesen sein.
Am 26. November soll das Urteil fallen.