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Bitcoin verliert 20.000 Dollar seit Rekordhoch. Großanleger ziehen sich zurück. Experten warnen vor weiterem Absturz auf 88.000 Dollar.
Frankfurt a. M. – Die Kryptowährung Bitcoin durchlebt derzeit eine schwere Krise. Nach dem Rekordhoch von 124.000 US-Dollar im Oktober 2025 ist der Kurs um über 20.000 Dollar auf aktuell etwa 103.000 US-Dollar gefallen. Besonders beunruhigend: Während die Aktienmärkte neue Höchststände erreichen, können Bitcoin und andere Kryptowährungen nicht mithalten.
Die größte Sorge bereitet Experten der Rückzug institutioneller Investoren. Laut Bloomberg News kämpft Bitcoin darum, sich aus einem 330 Milliarden US-Dollar schweren Loch zu befreien. Die Kräfte, die einst seinen Aufstieg vorangetrieben haben, sind auf dem Rückzug. Nach einem schwierigen Oktober hat die digitale Währung nur eine stockende Erholung hingelegt.
Institutionelle Anleger kehren dem Bitcoin den Rücken: Experten prognostizieren weitere Verluste
Im vergangenen Monat haben sich viele der größten Käufer – von Anbietern börsengehandelter Fonds bis hin zu Unternehmensfinanz-Abteilungen – still und leise zurückgezogen. Spot-Bitcoin-ETF haben laut Bloomberg-Daten etwa 2,8 Milliarden US-Dollar abgestoßen. Diese Entwicklung nimmt dem Markt die durch Kapitalfluss bedingte Unterstützung, die Bitcoin Anfang des Jahres auf Rekordhöhen getrieben hatte. Zusätzlich belastete der über sechs Wochen andauernde US-Government-Shutdown die Märkte, da wichtige Aufsichtsbehörden wie SEC und CFTC lahmgelegt waren und ETF-Zuflüsse drastisch sanken. Das Ende des Shutdowns Mitte November sorgte jedoch zumindest kurzzeitig wieder für eine erste Erholung
Einige professionelle Anleger verlieren nach dem enttäuschenden 10-prozentigen Anstieg des Bitcoins in diesem Jahr die Geduld, der weit hinter der Performance von Gold oder Technologiewerten zurückbleibt. Markus Thielen, Geschäftsführer bei 10X Research und ehemaliger Portfoliomanager bei Millennium Management LLC, sieht zunehmende Anzeichen von Ermüdung. „Irgendwann könnte der Risikomanager einschreiten und sagen: ‚Sie müssen Ihre Position auflösen oder reduzieren‘“, sagte Thielen laut Finanzmarktwelt. „Es besteht das Risiko, dass Bitcoin weiterhin hinter den Erwartungen zurückbleibt, weil die Leute ihre Portfolios neu ausrichten müssen. Sie müssen wahrscheinlich mehr Nvidia kaufen, wenn Sie Ihren Bericht an die Anleger verschicken.“
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Fotostrecke ansehenBitcoin im Sinkflug: Warnsignale häufen sich
On-Chain-Signale deuten darauf hin, dass langjährige Inhaber ihre Positionen liquidiert haben. Thielen warnt, dass weitere Inhaber zum Ausstieg gezwungen sein könnten, wenn der Token in Richtung 93.000 US-Dollar rutscht. „Es gibt diese große Lücke, in der viele Leute schnell unter Wasser geraten“, erklärt er. „Die schwächeren Bilanzen müssen möglicherweise ihre Positionen liquidieren.“ Die Citigroup sieht ähnliche Warnsignale. „Mein Eindruck ist, dass neues Geld vorsichtig ist und es keine große Dringlichkeit oder Eile gibt, zu investieren“, sagte Alex Saunders, Leiter Quant Macro bei Citi Research, gegenüber Finanzmarktwelt. „Vielleicht haben die Leute ihre Begeisterung verloren.“
Die Analyse von Citi zeigt eine bemerkenswerte Verschiebung im Wallet-Verhalten. Die sogenannten Bitcoin-Wale – Wallets, die mehr als 1.000 Bitcoin besitzen – gehen allmählich zurück. Im Gegensatz dazu hat die Gruppe der Privatanleger, die weniger als einen Token halten, einen Aufschwung erlebt.
Die Entwicklung bleibt volatil und unvorhersagbar. Während institutionelle Investoren Abstand nehmen, kämpft Bitcoin um seine Position als digitales Gold und Inflationsschutz. © IMAGO / CHROMORANGE
Crash-Gefahr bei 88.000 Dollar: Wale ziehen sich zurück, Kleinanleger übernehmen
Selbst Michael Saylor‘s MicroStrategy, einst das Aushängeschild für Krypto-Investitionen von Unternehmen, verliert an Glanz. Die Aktie flirtet nun mit der Parität zu seinem Bitcoin-Vorrat – ein Zeichen dafür, dass Investoren nicht mehr bereit sind, einen Aufschlag für Saylors Leverage-Modell zu zahlen.
Daten des Analyseunternehmens Coinglass zeigen besonders kritische Entwicklungen. Der durchschnittliche Einstiegskurs von kurzfristig orientierten Anlegern liegt bei 113.000 Dollar. Wer frisch dabei ist, sitzt also in der Verlustzone. Coinglass hält einen Absturz auf das Niveau von 88.000 Dollar für realistisch, berichtet die Wirtschaftswoche. Dann hätte Bitcoin gegenüber seiner Bestmarke um gut 30 Prozent verloren.
Und am Derivatemarkt setzen Anleger verstärkt auf fallende Kurse. Noch vor wenigen Wochen haben die meisten auf neue Höchststände gewettet. Nun greifen sie verstärkt zu Put-Optionen. Laut Coinglass-Daten decken sich besonders viele Investoren mit solchen Scheinen ein.
KI, ETFs, Krypto und Co.: Hoffnung auf Trendwende trotz systemischer Risiken in der Finanzwelt
Trotz der düsteren Aussichten sehen einige Experten Lichtblicke. André Dragosch, Research-Chef beim Krypto-Investmenthaus Bitwise, interpretiert die schlechte Stimmung als antizyklisches Kaufsignal. „Die schlechte Stimmung kann man als antizyklisches Kaufsignal interpretieren“, sagte er. Die Idee: Wenn bereits viele Anleger kapituliert haben, kann es fast nur noch besser werden. Auch Analysten der Kryptobörse Bitfinex warnen davor, die jüngsten Daten als Panikverkäufe zu interpretieren. Ihre Untersuchungen zeigen, dass Wallets mit mehr als 10.000 Bitcoin im Oktober ihren Bestand um nur 1,5 Prozent reduziert haben. Sie bezeichnen die ETF-Abflüsse als „vorübergehende Schwäche, aber kein strukturelles Risiko“.
Das Problem: Auch etablierte ETFs abseits des Kryptomarktes bergen derzeit Risiken. Der MSCI World, lange als sicherer Hafen für Privatanleger gepriesen, entwickelt sich zunehmend zu einem US-Tech-Index im globalen Kostüm. Der Anteil amerikanischer Aktien stieg von 58 Prozent (2015) auf 74 Prozent (Ende 2024), die zehn größten Positionen machen fast ein Viertel des Index aus. Laut Handelsblatt-Redakteur Andreas Neuhaus sei der MSCI World „kein Weltindex, sondern ein US-Tech-Index im globalen Kostüm“.
Verstärkt wird diese Entwicklung durch prominente Warnungen aus der Finanzwelt. Michael Burry, der legendäre Investor aus „The Big Short“, platzierte Put-Optionen im Wert von 912 Millionen US-Dollar gegen Palantir und 187 Millionen US-Dollar gegen Nvidia. Parallel dazu erwägt die Deutsche Bank laut Financial Times Strategien zur Absicherung ihrer milliardenschweren Kredite an Rechenzentren-Betreiber. Diese Kombination aus ETF-getriebenen Kapitalzuflüssen, aggressiven Aktienrückkäufen und extremer Marktkonzentration schafft ein brüchiges und risikoreiches Gefüge, das sowohl Bitcoin als auch traditionelle Anlagen betreffen könnte. (ls)
Disclaimer: Die bereitgestellten Informationen stellen keine Anlageberatung, keine sonstige Empfehlung und kein Angebot zum Kauf von Wertpapieren oder zur Vornahme bestimmter Investitionen dar.