Stand: 13.11.2025 21:10 Uhr

Der im Sommer aufgedeckte Mord- und Missbrauchsfall „White Tiger“ wird wohl weitreichende Auswirkungen auf die künftige Polizeiarbeit haben. Das ist am Donnerstagabend im Innenausschuss der Bürgerschaft deutlich geworden.

Nicht die Frage „wer ist der Täter?“, sondern die Frage „von wem geht Gefahr aus?“ rücke bei Ermittlungen immer stärker in den Fokus, sagte der Chef des Landeskriminalamtes, Jan Hieber, den Abgeordneten. Polizei, Innenbehörde und Staatsanwaltschaft gaben Auskunft über den Fall des 21-jährigen Hamburgers, der seit Juni in Untersuchungshaft sitzt.

Ermittler: Taten von „White Tiger“ ein neues Phänomen

Die Taten, verübt durch Manipulation von Kindern im Internet, seien ein völlig neues Phänomen gewesen – und eine Herausforderung für die Ermittlerinnen und Ermittler, die Terrabytes an sadistischem Bildmaterial sichten mussten. Der Ausbau von Bilderkennung durch Künstliche Intelligenz werde ein Thema der nächsten Innenministerkonferenz sein, kündigte Innensenator Andy Grote (SPD) an. Und Generalstaatsanwalt Jörg Fröhlich erklärte nach Fragen der Abgeordneten: Auch sehr vage Gefahrenhinweise, wie es sie 2021 noch ohne klaren Bezug zu „White Tiger“ gab, würden inzwischen aufmerksamer verfolgt.

21-Jähriger unter anderem wegen Mordes angeklagt

Die Generalstaatsanwaltschaft Hamburg hatte im „White Tiger“-Verfahren Mitte Oktober Mordanklage erhoben. Dem 21 Jahre alten Angeschuldigten werden unter anderem Mord und fünffacher versuchter Mord vorgeworfen. Insgesamt werden dem Beschuldigten 204 Straftaten zur Last gelegt, die er zum Nachteil von mehr als 30 Kindern und Jugendlichen begangen haben soll. Er soll psychisch labile Opfer über das Internet zu Gewalttaten gegen sich selbst gedrängt haben, ein 13-Jähriger soll Suizid begangen haben.

Hilfe bei Suizid-Gedanken

Sollten Sie selbst von Selbsttötungsgedanken betroffen sein, suchen Sie sich bitte umgehend Hilfe. Bei der anonymen Telefonseelsorge finden Sie rund um die Uhr Ansprechpartner.

Telefonnummern der Telefonseelsorge: 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222 www.telefonseelsorge.de

Telefonberatung für Kinder und Jugendliche: 116 111 – www.nummergegenkummer.de

Auf einem Roll-Up im Cybercrime-Zentrum Baden-Württemberg ist der Name der Einrichtung angebracht. - Ein 16-Jähriger soll Jugendliche über Online-Spiele dazu

Über Gaming-Plattformen soll ein Jugendlicher andere zu Selbstverletzungen und sexuellen Handlungen gedrängt haben. Der nun Festgenommene gehört offenbar zum Netzwerk 764, das durch den „White Tiger“-Fall bekannt wurde.

Bild des Tatverdächtigen, der vor einem Bildschirm sitzt.

Dem jungen Mann werden mehr als 200 Straftaten zur Last gelegt – darunter Mord, versuchter Mord und sexuelle Nötigung. Die Taten sollen sich überwiegend im Internet abgespielt haben.

Blick auf den Eingang des Hamburger Polizeipräsidiums.

Der 20-Jährige soll Kinder im Internet dazu gebracht haben, sich selbst weh zu tun – bis hin zum Suizid. Jetzt kommt heraus, dass er schon 2021 zur Hamburger Polizei musste.

NDR Autorin Lia Gavi

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Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 14.11.2025 | 06:00 Uhr