DruckenTeilen
So sieht Vorfreude aus: (v.l.) Die Schauspielerinnen Sissi Zängerle und Hanna Markutzik sowie Franziska Sheikh, Vanessa Peine und Thomas Kuchem von der Stadt Syke freuen sich auf das Pippi-Langstrumpf-Gastspiel im Theater. © Silvia Giuliani
In der Kooperation zwischen Syke und dem Bremer Tourneetheater entsteht eine Inszenierung, die Astrid Lindgrens Klassiker in die Gegenwart holt.
Die berühmte Bewohnerin der Villa Kunterbunt kehrt nach Syke zurück: Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf, die stärkste und vermutlich freieste Figur der Kinderliteratur. In der siebten Kooperation zwischen der Stadt Syke und dem Bremer Tourneetheater entsteht eine Fassung des Weitendorfbühnenverlags, die sich eng an Astrid Lindgrens Vorlage hält und zugleich behutsam in die Gegenwart geholt wurde.
Pippi Langstrumpf erobert das Syker Theater
Die Premiere findet am Sonntag, 30. November, um 11 Uhr als Matinee in Kooperation mit der Stadt Syke statt. Gespielt wird im Syker Theater. Karten sind über www.bremer-tourneetheater.de sowie über tickets.vibus.de erhältlich. Der Eintritt kostet 13 Euro für Erwachsene und neun Euro für Kinder.
Auf der Bühne stehen Hanna Markutzik als Pippi, Ibrahim Benedikt als Tommy, Martina Flügge unter anderem als Annika, Sissi Zängerle in mehreren Rollen, darunter Frau Fussilius, sowie Erwing Rau, der sowohl das Pferd als auch den stärksten Mann der Welt verkörpert. Zängerle beschreibt das Stück als „fröhlich, aber mit einer tiefen Rolle“, und meint damit jene Werte, die Pippi seit Jahrzehnten auszeichnen: die Fähigkeit, im Moment zu leben, Verantwortung für sich zu übernehmen, positiv zu bleiben, das eigene Leben aktiv zu gestalten und sich weniger darum zu kümmern, was andere denken. Pippi ist großzügig, warmherzig, neugierig, mutig, zuversichtlich und überzeugt davon, dass alles möglich ist – und sie weiß ebenso, wann es Zeit ist, sich auszuruhen.
Astrid Lindgren hat Grundpfeiler der Resilienz geschrieben – Verantwortung, Fantasie, Gleichberechtigung.
Zängerle verweist auf die Qualität der literarischen Grundlage: „Astrid Lindgren hat Grundpfeiler der Resilienz geschrieben – Verantwortung, Fantasie, Gleichberechtigung.“ Das Ensemble möchte betonen, dass Kinder diese Werte oft längst in sich tragen und dass Pippi kein Erziehungsprojekt, sondern eine Einladung ist, genau diese Stärken sichtbar zu machen.
Freundschaft statt Gegensätze – und ein bisschen Anarchie
Auch eine aktuelle Debatte fließt in das Stück ein: der Slogan „Sei Pippi, nicht Annika“, der seit einigen Jahren in feministischen Kontexten zirkuliert. Die Darstellerinnen sehen ihn kritisch. „Keiner will Annika sein, aber alle wollen mit ihr befreundet sein“, sagt Markutzik. Lindgrens Figuren seien keine Gegenspielerinnen, sondern Freundinnen, die gerade durch ihre Verschiedenheit miteinander funktionieren. Das Stück legt Wert darauf, dass Annika nicht als Gegensatz zu Pippi gelesen wird, sondern als eigenständiges Kind mit eigenen Ängsten, Fähigkeiten und Entwicklungsmöglichkeiten.
Eine Besonderheit dieser Inszenierung ist ihre Entstehungsweise: Jede Person im Ensemble hat die Regie über eine eigene Szene übernommen. „So verschieden sind wir, und so was Tolles ist entstanden“, sagt Markutzki. Diese Vielfalt zeigt sich auch in den Kostümen – die Polizisten erscheinen in Cowboymontur, die Diebe treten in Neon-Sportanzügen auf. Es gehe darum, Kinder zu unterhalten und Erwachsene auf einer anderen Ebene abzuholen, „ein Stück für die ganze Familie“, wie das Ensemble betont.