Der nächste ESC-Vorentscheid findet ohne Stefan Raab statt. Das hat der für den Wettbewerb in der ARD zuständigen Sender entschieden. Für Raabs Unternehmen ist das nicht nachvollziehbar.

Bislang galt Stefan Raab als Garant dafür, dass Deutschland nicht wieder auf den letzten Plätzen beim Eurovision Song Contest (ESC) landet. Doch nach der letzten Show in Basel kündigte die ARD überraschend an, die Zusammenarbeit mit dem Entertainer nicht fortführen zu wollen – eine Entscheidung, die Raabs Unternehmen nun kritisiert.

„Da fehlt mir tatsächlich jedes Verständnis“, sagte Daniel Rosemann, Geschäftsführer von Raab Entertainment, im Gespräch mit dem Mediendienst DWDL.de. „Dass das Konzept nicht weiterverfolgt wird, kann man als Produzent natürlich nicht verstehen.“ Dabei habe es unter Raabs Regie den „erfolgreichsten ESC-Vorentscheid seit 21 Jahren“ gegeben.

Unter Raab hatte der ESC-Vorentscheid im Castingformat „Chefsache ESC“ stattgefunden. Verschiedene Interpreten waren dabei gegeneinander angetreten. Schließlich setzte sich das Duo Abor & Tynna aus Österreich mit „Baller“ durch, landete jedoch im Finale nur auf dem 15. Platz. Raab übernahm dafür die Verantwortung. „Natürlich verspreche ich immer, dass wir gewinnen – und zwar so lange, bis das Gegenteil bewiesen ist. Das ist auch das Beste, was man machen kann“, hatte der Entertainer in einem Interview gesagt.

Für Rosemann ist die Entscheidung gegen ein weiteres Engagement Raabs ein Symptom dafür, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk nicht konsequent auf Qualität und Publikumserfolg setze. Er erinnert daran, dass Raab Entertainment die Aufgabe gehabt habe, den Vorentscheid „aus der Nische zu holen und wieder einem großen Publikum zuzuführen“. Diese Aufgabe habe man erfüllt: „Wir wurden angesprochen, um den ESC-Vorentscheid zu revitalisieren. Das war die Motivation – und die ist voll aufgegangen.“

Rosemanns Kritik zielt deutlich auf Strukturen und Entscheidungswege innerhalb der öffentlich-rechtlichen Sender, auch wenn es mit einzelnen Personen eine sehr gute Zusammenarbeit gegeben habe. Hintergrund ist vermutlich auch der Wechsel der Zuständigkeiten innerhalb der ARD für den ESC – vom Norddeutschen Rundfunk (NDR) zum Südwestrundfunk (SWR). Die Kooperation mit Raab und RTL lag noch in der Verantwortung des NDR. Auch RTL wird nicht mehr am Vorentscheid beteiligt sein.

„Wir finden es natürlich sehr schade, dass man auch trotz der erfolgreichsten Zahlen der ESC-Woche jetzt sagt, wir machen was anderes“, erklärt er. Unter anderem war angekündigt worden, dass es sich beim diesjährigen Entscheid nicht um ein Castingformat handeln werde. Stattdessen werde es nur noch eine große Show im Ersten geben. „Das akzeptieren wir natürlich. Aber wenn der Vorentscheid nicht so gut läuft wie 2025, sind wir jederzeit erreichbar.“

Der ESC ist der meistbeachtete Musikwettbewerb der Welt. Im Mai kommenden Jahres findet das Finale in Wien statt, weil im ESC-Finale 2025 in Basel der österreichische Starter JJ gewann – und das Siegerland üblicherweise im Folgejahr Gastgeber wird. Zuletzt stand er jedoch vor allem im Mittelpunkt politischer Diskussionen. Etliche Länder hatten aufgrund des Krieges in Gaza einen Ausschluss Israels gefordert.

kami