
Stand: 14.11.2025 12:16 Uhr
Der Rapper Haftbefehl gibt in der Nacht von Freitag auf Samstag ein Konzert in Osnabrück. Es ist der erste Live-Auftritt nach dem Erscheinen der Netflix-Doku „Babo – Die Haftbefehl-Story“.
„Chabos wissen, wer der Babo ist“, „Ich rolle mit meim Besten“ und „069“, sind Songs, die Musikfans mit dem Rapper Haftbefehl verbinden. Er ist einer der erfolgreichsten Künstler der deutschen HipHop-Szene und erlebt nach der Veröffentlichung seiner Dokumentation gleich den nächsten Hype.
Diesen bringt der Offenbacher jetzt auch mit in den Osnabrücker Alando-Palais. In der Nacht von Freitag auf Samstag tritt er dort auf. Um 1.30 Uhr soll es losgehen. Es ist die erste Club-Show nach der Doku.
Doku zeigt das wahre Leben von „Haftbefehl“

Aykut Anhan alias Haftbefehl (links) und Produzent Elyas M’Barek bei der Premiere der Netflix-Doku.
„Babo – Die Haftbefehl-Story“ gibt tiefe Einblicke in das Leben von Aykut Anhan, wie der Rapper mit bürgerlichen Namen heißt. Die Dokumentation bildet ungeschönt das zerrissene Leben des 39-Jährigen ab.
Sexismus, Antisemitismus und Drogen: Songtexte stehen in der Kritik
Kritik an den Songtexten von Haftbefehl gibt es reichlich. Es geht bei ihm oft um exzessiven Konsum harter Drogen, dazu sind die Texte nach Ansicht von Kritikern gewaltverherrlichend und aggressiv, verharmlosen auch Sexismus und Antisemitismus. Vor allem Kokain spielt bei Haftbefehl eine große Rolle in seinen Liedern – und auch in seinem persönlichen Leben: Er selbst ist dem Kokain verfallen, seine Nase wegen des übermäßigen Konsums schwer geschädigt.
Alles also nicht wirklich jugendfrei. Neben der späten Uhrzeit (1.30 Uhr) wohl ein weiterer Grund, warum das Konzert erst ab 18 ist. Und doch ist Haftbefehl für seine Fans ein Star – und manche sehen in ihm gar ein Vorbild. Wo nur kommt die Beliebtheit des Gangster-Rappers her?
Anhan alias Haftbefehl: Familienmensch mit Frau & Kindern
Was für seine Fans wohl zählt: Die Texte sind „echt“, Haftbefehl wirkt authentisch in allen Facetten seines Lebens – auch den fragwürdigen. Auf der einen Seite das Leben zwischen Drogen und Kriminalität. Und auf der anderen Seite das Leben als Familienmensch. Aykut Anhan ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Doku macht den Gangster-Rapper nahbar

Rapper „Haftbefehl“ bei einem Konzert auf der Bühne.
Die Netflix-Doku hat den harten Gangster-Rapper nahbar gemacht, offenbart einen Menschen mit Verlustängsten und Beziehungssorgen. Viele der Songs spiegeln seine Lebenswirklichkeiten aus Kindheit, Jugend und Gegenwart wider. Sie handeln von Gewalt, Kriminalität und davon, keinen wirklichen Platz in der Gesellschaft zu finden. Themen und Gedanken, in denen sich seine Fans wiederfinden.
Schwerer Schicksalsschlag verändert das Leben
All das hat Aykut Anhan selbst erlebt. 1985 als Sohn türkischer Eltern mit kurdisch-zazaischen Wurzeln in Offenbach geboren, wuchs Anhan in Armut auf, musste viele Widerstände überwinden. Mit 13 Jahren erlebte Anhan einen Schicksalsschlag, der sein Leben veränderte. Sein Vater verlor den Kampf gegen die Depressionen und nahm sich das Leben.
Anhan stürzte ab. Er brach mit 14 Jahren die Hauptschule ab. Von da an bestimmte Kriminalität sein Leben. Gras, Kokain und andere krumme Geschäfte standen von jetzt an im Stundenplan des Offenbachers. Er nahm die Drogen selbst und dealte auch.
Haftbefehl flüchtet vor Haftbefehl
Dann erlebte auch diese Geschichte ein paar Jahre später ihren Tiefpunkt. 2006 wurde Haftbefehl aufgrund seiner kriminellen Machenschaften zu einer Haftstrafe verurteilt. Über die Niederlande flüchtete er – damals 19 Jahre alt – in die Türkei. 2007 kam Anhan zurück, unter Auflagen durfte er wieder nach Deutschland einreisen. Zwar wurde Anhan seine Probleme, die er mit sich herumschleppte, nicht los, aber in gewisser Weise nutzte er die zweite Chance.
„Hafti“: Asi oder Super-Star? Oder beides?
Zurück in Deutschland wurde Haftbefehl hier mit seiner Musik und seiner Lebensgeschichte zu dem Star, der er heute ist. Aber noch vielmehr als das. „Hafti“, wie ihn seine Fans zum Teil rufen, verschafft vielen jungen Leuten Gehör, die es selbst nicht leicht haben. Er spricht ihnen ganz offensichtlich aus der Seele. So wurde er zur Identifikationsfigur vieler junger Leute. Auch in Osnabrück.

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