Die Bundesregierung hat ein Paket geschnürt, um die deutsche Industrie zu entlasten, vornan steht ein Industriestrompreis. Entscheidend ist, wie schnell alles aufgesetzt wird.

Die Bundesregierung hat am 13. November abends ein ganzes Paket geschnürt, um die deutsche Industrie zu entlasten. Vorneweg energieintensive Sparten, wie Stahl, über einen Industriestrompreis Deutschland 2025. Entscheidend ist jetzt, wie schnell das auf die Piste kommt.
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Ein Industriestrompreis Deutschland 2025, das klingt gut. Stromintensive Unternehmen in Deutschland, die im internationalen Wettbewerb stehen, sollen in Zukunft nur noch 5 Cent/kWh für ihren Strom bezahlen. Das hatte Bundeskanzler Friedrich Merz schon beim Stahlgipfel letzte Woche avisiert, gestern Abend hat der Koalitionsausschuss erstaunlich geräuschlos einen Deckel drauf gemacht. Gut so, und längst überfällig.
„Ein Industriestrompreis, wie er in vielen Ländern existiert, ist aus meiner Sicht grundsätzlich sinnvoll“, so Stefan M. Büttner, Leiter Globale Strategie & Wirkung am Institut für Energieeffizienz in der Produktion EEP der Universität Stuttgart. Für Stahl, Chemie und Co. wird es auch Zeit. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) spricht von einer „großen Hilfe“. Schließlich zahlten laut Bundesnetzagentur Industrieunternehmen ohne schon bestehende Vergünstigungen am Markt 16 Cent/kWh, Großverbraucher mit Vergünstigungen 10 Cent/kWh – also doppelt so viel wie angepeilt.
Warum der Industriestrompreis Deutschland 2025 mehr kann als Strom billiger zu machen
Jetzt ist die Hoffnung, dass Brüssel dem jetzt schnell zustimmt. Im Sommer zumindest gab es aus der EU-Kommission schon eine Zustimmung zu einem derartigen Konstrukt. Schließlich müssen staatliche Förderungen, wie ein Industriestrompreis, im Einklang mit dem EU-Beihilferecht stehen. Am 4. Juli 2025 veröffentlichte die EU-Kommission den bis Ende 2030 befristeten Beihilferahmen „Clean Industrial Deal State Aid Framework“ (CISAF). Der setzt konkrete Rahmenbedingungen, die die Bundesregierung auch aufgreift: Der Industriestrompreis darf maximal drei Jahre lang gelten (2026 bis 2028), der Preis darf auf maximal 5 Cent/kWh gesenkt werden.
Was etwas unter den Tisch gefallen ist: Es darf maximal die Hälfte des Stromverbrauchs subventioniert werden, und mindestens die Hälfte der der erhaltenen Gelder müssen die Unternehmen in Dekarbonisierung reinvestiert. Vielleicht stößt es deshalb etwas weniger auf, dass das Geld für diese Strompreissubvention aus dem Klima- und Transformationsfonds kommt. Denn, Hand aufs Herz: Beim Industriestrompreis Deutschland 2025 geht’s zuvorderst schlicht ums nackte Überleben des Standorts, die prinzipielle Wettbewerbsfähigkeit. Da weist nichts in die Zukunft, es geht ums hier und jetzt.
Baustellen beim Industriestrompreis Deutschland 2025 stehen im Kleingedruckten
Die Feinjustage beim Industriestrompreis Deutschland 2025 steht noch aus. Darauf weisen mehrere Experten hin, die das Science Media Center zum Thema befragte. Stefan Büttner vom EEP wies ausdrücklich darauf hin, dass noch offen sei, „wer am Ende genau als „stromintensiv“ und „im internationalen Wettbewerb“ gilt“. Und laut Jan Georg, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Competence Center Energiepolitik und Energiemärkte des Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI), sei es zu begrüßen, „wenn die Bundesregierung die Reinvestitionsanforderungen gezielt mit Investitionen in den klimaneutralen Umbau der Industrie verknüpft“. Ob und wie sie das genau tut – noch ist nichts bekannt. „Das könnte sie etwa durch die Förderung der direkten Elektrifizierung industrieller Prozesse tun, die als robuste und kosteneffiziente Dekarbonisierungs-Strategie gilt“, so Georg.
Strompreissenkung ab dem 1. Januar 2026 zusätzlich zum Industriestrompreis Deutschland 2025
Es ist zu wünschen, dass die Regelung zum Industriestrompreis jetzt schnell durch die parlamentarischen Gremien geht, damit kein Bummelzug draus wird. So könnte sie sich zeitnah an andere Maßnahmen anschließen, die die Energiepreise in Deutschland ab dem 1. Januar 2026 konkret senken sollen und die der Bundestag gestern beschlossen hat.
So schafft die Bundesregierung die Gasspeicherumlage ab, sie gibt Zuschüsse zu den Stromnetzentgelten, die die Übertragungsnetzbetreiber aufrufen und schreibt den Zuschuss für die Stromsteuer für produzierende Unternehmen weiter fort. Hier steht klar die Industrie im Fokus, Privatverbraucher gucken in die Röhre. Woher nehmen, wenn nicht stehlen, war für diese Entscheidung die Ausgangslage.
Der Parforceritt mit den Gaskraftwerken
Auch das Thema Versorgungssicherheit beleuchtet die Bundesregierung vor allem aus wirtschaftlicher Sicht. Daher die neu aufgelegte Kraftwerksstrategie, die helfen soll, gesicherte Leistung in Dunkelflauten mittel- und längerfristig zu erhalten. 10 GW neuer steuerbarer Kapazitäten sollen es werden, 8 GW für H2-ready-Gaskraftwerke. Die restlichen 2 GW sollen technologieoffen ausgeschrieben werden. Hier wäre also der Platz für große Batteriekraftwerke. Die könnten mehr, aber das war wohl auf die Schnelle nicht vermittelbar.
Und am Netz sollen die alle schon 2031 sein. Der Weg dahin lässt sich damit getrost als recht sportlich einstufen, des zeitliche Setup als agil und sehr dynamisch. Zumindest, was die Gasturbinen angeht. Das beginnt mit den Ausschreibungen 2026, obwohl noch keine Gesetzesgrundlage beschlossen ist und Brüssel erst noch sein „Go“ geben muss. Die Bundesregierung setzt hier zwar auf das auf, was schon Robert Habeck zum gleichen Thema nach Brüssel trug – aber, wer weiß. Hier ging locker ein Jahr verloren, weil sonst die falsche Bundesregierung die richtige Maßnahme beschlossen hätte.
Markt für Gasturbinen lockt mit Warteschleifen
Am Markt aber neue Kraftwerke zügig zu ergattern, diese Herausforderung wird mit jedem Jahr, das ins Land zieht, größer. Dass das deutsche 10-GW-Gaskraftwerkspaket im ICE unterwegs seine wird, ist längst noch nicht sicher. Siemens-Energie-Chef Christian Bruch zumindest ließ schon einmal anklingen, dass Geduld gefragt sein könnte. Er sprach von einem „Fotofinish“ angesichts der Lieferzeiten für die großen Turbinen von derzeit vier Jahren. Bruchs Unternehmen ist einer der weltweit größte Hersteller für die benötigten Gasturbinen, und verkündete am mit fast 1,7 Mrd. € für das Geschäftsjahr 2025 einen neuen Rekordgewinn.
Neu ist das mit der Knappheit bei den Gasturbinen nicht. Die Branche hat eine Katharsis hinter sich, nachdem im ersten Jahrzehnt des Jahrtausends schon einmal die Gasturbinen politisch gehypt wurden und sich dann die Versprechungen nicht erfüllten. Die Kapazitäten konsolidierten. Der weltweite Hunger nach Strom aber, den die IEA in ihrem World Energy Outlook 2025 jüngst erneut betonte, bringt die Branche langfristig in eine sehr erfreuliche, grundsolide Auftragslage. Wenn schon fossile Energieträger, dann bitte Gas. Die Kunden also, sie stehen Schlange.
Jede weitere Verzögerung beim Kraftwerkspaket wäre also Gift. Der Bundesverband der Energie- du Wasserwirtschaft (BDEW) mahnt“ „Für Investoren kommt es jetzt drauf an, dass die Bundesregierung schnell einen belastbaren Gesetzesentwurf vorlegt.“