Ein tränendes Auge – mehr braucht es offenbar, um ein Kaninchen unsichtbar zu machen. Denn seit fast einem Jahr sitzt Hoppelhase Marie im Tierheim Duisburg und wartet auf ein Zuhause.
Dabei ist sie jung, gesund und voller Lebensfreude. Doch viele Interessenten schrecken zurück und haben sofort Angst …
Tierheim Duisburg: Keiner will Kaninchen Marie – „echter Notfall“
„Es ist super schade, weil ja, man sieht es – aber das ist kein Grund, sie nicht zu adoptieren“, sagt eine Tierpflegerin gegenüber DER WESTEN mit trauriger Miene. „Das ist ein junges, gesundes Kaninchen. Sie hat super Voraussetzungen. Es gibt keinen Grund, warum sie nicht längst ein Zuhause haben sollte.“ Dabei kam Marie schon als winziges Baby mit ihrer Mutter und vier Geschwistern ins Tierheim Duisburg, denn eine Frau hatte die trächtige Kaninchenmama draußen gefunden und abgegeben.
Keiner will Kaninchen Marie adoptieren – Mitarbeiter aus dem Tierheim in Duisburg vermuten, dass ihr Auge der Grund sein könnte. Foto: Ann-Kathrin Ullrich/ DER WESTEN
Anfangs war Kaninchen Marie wild und kaum zu greifen. „Die ganze Familie war recht temperamentvoll“, erzählen die Pflegerinnen. „Da musste man beim Handling schon aufpassen.“ Doch dann kam die Trennung: Weil sich die Geschwister irgendwann stritten – typisch bei gleichgeschlechtlichen Hoppelhase auf engem Raum – mussten sie alle voneinander getrennt werden. Seitdem sitzt das süße Tier allein. Dabei ist „Einzelhaltung für Kaninchen mit das Schlimmste, was man machen kann“, erklärt das Team. „Sie sind hochsoziale Tiere, die Gesellschaft brauchen. Und sie sitzt jetzt schon fast ein Jahr alleine – das ist für uns ein echter Notfall.“
Schmerzen? Pfleger werden deutlich
Und mit der Einsamkeit kam auch eine Veränderung. „Am Anfang war sie richtig wild, jetzt wird sie dem Menschen immer zugewandter“, erzählt eine Pflegerin im Gespräch mit DER WESTEN, „aber das ist eigentlich traurig – sie sucht Nähe, weil sie niemand anderes hat. Sie kommt jetzt sogar an und stupst einen an der Hand, einfach, weil sie Kontakt will.“ Viele Interessenten vermuten hinter dem tränenden Auge sofort ein Zahnproblem – und springen ab. „Das ist verständlich, weil Zahnprobleme bei Kaninchen schnell teuer werden können“, so das Tierheim Duisburg. „Aber bei Marie ist das ausgeschlossen. Sie war beim Zahnspezialisten, der hat das Gebiss endoskopisch untersucht – alles top.“
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Der Grund für das tränende Auge ist wohl eine kleine Engstelle im Tränen-Nasen-Kanal. „Das ist vielleicht eine alte Verletzung oder eine kleine Vernarbung“, erklären die Mitarbeiter. Und betonten prompt weiter: „Sie wird aktuell alle zwei Wochen gespült, und es kann sein, dass es irgendwann dauerhaft besser wird – oder dass sie einfach gelegentlich ein bisschen tränende Augen hat. Mehr nicht.“ Dann erklären sie, dass „es reicht, ab und zu mit einem warmen Waschlappen das Auge zu säubern. Sie hat keine Schmerzen, keine Einschränkungen, keine Probleme.“
„Wird einfach übersehen“: HIER kannst du Marie adoptieren
Klar ist auch, dass Kaninchen Marie selbstbewusst ist, wie auch ein bisschen dominant und daher einen erfahrenen Hasen-Fan braucht, der einfach weiß, wie man Kaninchen richtig vergesellschaftet. Denn: „In der falschen Konstellation kann so eine Vergesellschaftung scheitern“, erklären die Tierpfleger gegenüber DER WESTEN. „Aber mit etwas Erfahrung ist das gut machbar. Und wenn sie einmal ihren Platz gefunden hat, wird sie eine tolle Partnerin – wir haben das bei ihren Geschwistern schon gesehen.“
Dass das Tier nach all der Zeit noch immer wartet, bricht den Mitarbeitenden das Herz. „Ich verstehe es wirklich nicht“, sagt eine Pflegerin. „Es gibt Kaninchen, da kann ich nachvollziehen, wenn jemand zögert. Aber bei ihr nicht. Sie ist jung, gesund, lieb – und wird wegen eines tränenden Auges einfach übersehen.“
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Kaninchen Marie wartet im Tierheim Duisburg auf erfahrene Kaninchenhalter, die ihr Gesellschaft, Platz und Zuwendung bieten können. Mehr Infos findest du HIER, denn „sie hat so viel durchgemacht – sie hätte es einfach verdient, endlich wieder Kaninchenfreunde zu haben.“