
Der Hamburger Regisseur, Schauspieler und Autor Hark Bohm ist im Alter von 86 Jahren gestorben. Er wurde Mitte der 1970er-Jahre mit Filmen wie „Nordsee ist Mordsee“ bekannt. Sein Roman „Amrum“ wurde jüngst verfilmt.
Hark Bohm, einer der profiliertesten und engagiertesten deutschen Filmemacher, ist tot. Der Regisseur, Autor, Produzent, Schauspieler und Hochschulprofessor starb im Alter von 86 Jahren in Hamburg im Kreis seiner Familie.
Vor allem dank sozialkritischer Coming-Of-Age-Produktionen wie „Nordsee ist Mordsee“ (1976), „Moritz, lieber Moritz“ (1978) sowie „Yasemin“ (1988), wofür er den Bundesfilmpreis in Gold erhalten hat, schrieb Bohm deutsche Kinogeschichte.
„Der Leuchtturm ist erloschen“
Mit seinem Schüler Fatih Akin – heute selbst ein Erfolgsregisseur – verfasste er das Drehbuch für dessen international erfolgreiches NSU-Drama „Aus dem Nichts“ mit Diane Kruger.
2025 sorgte der zuletzt zurückgezogen lebende Künstler noch einmal für Furore, als Akins Film „Amrum“, der auf Bohms gleichnamigem autobiografisch inspirierten Roman fußt, auf den Internationalen Filmfestspielen im französischen Cannes umjubelte Weltpremiere feierte. Abermals war Hollywoodstar Kruger ein Teil des Casts. Bohm selbst spielte einen alten Mann am Meer.
Akin würdigte seinen Freund und Mentor nun mit liebevollen Worten: „Mein Freund und Meister Hark Bohm ist von uns gegangen. Der Leuchtturm ist erloschen. Harks Seele atmet in seinem einzigartigen Werk weiter“, teilte der Regisseur über seine Managerin der Nachrichtenagentur dpa mit.
Markanter Darsteller von Klein- und Nebenrollen
Bohm kam als Sohn eines Obersenatsrats und Nachfahr von Bauern und Kapitänen am 18. Mai 1939 in Hamburg zur Welt. Er hinterlässt auch filmpolitisch starke Spuren. So initiierte der linksliberale Jurist 1971 in München den „Filmverlag der Autoren“ mit. Zudem war er Mitbegründer des Hamburger Filmbüros sowie des Filmfests Hamburg. 1992 lancierte Bohm mit Theatermann Jürgen Flimm das Filmstudium an der Universität Hamburg.
Bohm bleibt auch als markanter Darsteller von Klein- und Nebenrollen in Erinnerung. Mehrfach arbeitete er mit Regielegende Rainer Werner Fassbinder zusammen („Die Ehe der Maria Braun“, 1978). Auch in Bernhard Wickis Joseph-Roth-Adaption „Das Spinnennetz“ (1989) und in Helmut Dietls Hitler-Tagebücher-Farce „Schtonk!“ (1992) sah man ihn.
„Die Welt immer neu aneignen“
Mit seiner Frau, der Produzentin Natalia Bowakow, hatte der nach eigenen Worten begeisterte Vater Bohm vier Adoptivkinder – darunter den Schauspieler Uwe Bohm (1962-2022) – sowie zwei Pflegekinder.
„Ich weiß nicht, warum ich Filmemacher geworden bin“, hatte Bohm der dpa zu seinem 80. Geburtstag in seinem Haus in den Hamburger Elbvororten gesagt. Er fügte hinzu: „Ich frage mich aber, ob ein ‚Sich-immer-fremd-Fühlen‘ ein Motiv ist, Romane zu schreiben, Bilder zu malen oder Filme zu drehen. Weil man sich so die Welt immer neu aneignen muss.“