Mit der Bürgermeister-Smidt-, der Wilhelm-Kaisen- und der Karl-Carstens-Brücke sind in Bremen bekanntermaßen gleich drei Weserquerungen sanierungsbedürftig. Und zwar so sehr, dass sie nicht mehr voll belastbar sind und Beschränkungen für den Verkehr eingerichtet wurden. Doch wie steht es um die Brücken in Bremen-Nord? Sorgen darum, dass eine von ihnen einstürzen könnte, müssen sich die Nordbremer derzeit offenbar nicht machen. Nach Angaben von Andrea Voth, Sprecherin des Amts für Straßen und Verkehr (ASV), ist aktuell kein Bauwerk schlechter als mit 2,9 bewertet. Die Brücke, die diese Note erhalten hat, ist bereits seit geraumer Zeit gesperrt.
Es handelt sich um die Geh- und Radwegbrücke über die Schönebecker Aue. Sie ist Teil des Verbindungswegs zwischen den Straßen An der Aue und Auf dem Krümpel. Das Amt für Straßen und Verkehr ist für die Kontrolle und den Erhalt von 85 Ingenieurbauwerken in Bremen-Nord zuständig. Dazu gehören neben Brücken auch Trog- und Stützbauwerke sowie Tunnel wie der unter dem Vegesacker Bahnhofsplatz. Alle werden regelmäßig geprüft und nach ihrem Zustand bewertet.
2,9 bedeutet, anders als im Schulnotensystem, nicht „gut bis befriedigend“, sondern „ausreichend“. Ab einer Note von 3,5 kann nach Angaben des ASV eine Sperrung in Erwägung gezogen werden. Voth: „Bauwerke werden allerdings in der Regel bei einer Bewertung von 4,0 gesperrt.“ Der Zustand gilt dann als ungenügend. Grund für die Sperrung der Geh- und Radwegbrücke in Schönebeck sei ein Sturmschaden, so die ASV-Sprecherin. Im kommenden Frühjahr wird sie ihren Worten nach vollständig ersetzt.
327.000 Euro beträgt das Budget für die Unterhaltung und den Erhalt von Brücken in Bremen-Nord in diesem Jahr. Gearbeitet wurde 2025 an der Brücke im Zuge der Bremer Heerstraße über die Eisenbahnlinie. „Es wurde eine neue, farbige Beschichtung aufgetragen, die vor Umwelteinflüssen schützen soll.“ Die Farbe soll gleichzeitig verkehrslenkend wirken, indem sie den Fuß- und den Radweg optisch trennt, erläutert Voth. 2021 war die Brücke von den Bauwerksprüfern des ASV mit der Note 3,0 bewertet worden. Weil die Bremer Heerstraße als Ausweichstrecke für die Autobahn 27 einer besonders hohen Verkehrsbelastung ausgesetzt ist, stand für das Bauwerk bereits ab 2022 eine grundlegende Instandsetzung an.
Untersuchung aus nächster Nähe
Wann an welchen Brücken gearbeitet wird, richtet sich nach den Ergebnissen der Brückenuntersuchungen. Durch Instandsetzungsarbeiten sollen Sperrungen möglichst vermieden werden. Ablauf und Häufigkeit der Brückenprüfungen sind in der DIN-Norm 1076 geregelt. Sie schreibt für Ingenieurbauwerke alle sechs Jahre eine Hauptprüfung vor. Alle drei Jahre steht eine einfache Prüfung an und einmal jährlich eine Sichtprüfung. Bei besonderen Vorfällen, beispielsweise nach einem Unfall, wird das Bauwerk zusätzlich außer der Reihe geprüft.

Die Fußgängerbrücke über die Aue wird nach Angaben des Amts für Straßen und Verkehr im nächsten Frühjahr ersetzt.
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Carmen Jaspersen
Die Bauwerksprüfingenieure untersuchen das gesamte Bauwerk aus nächster Nähe. „Handnah“ heißt das in der DIN-Norm. Um nahe an die Brücken heranzukommen, klettern die Prüfer auf Gerüste oder Leitern, sie nutzen Hebebühnen und Steiger. „Der Schwerpunkt der Prüfung liegt auf der Standsicherheit, Verkehrssicherheit und Dauerhaftigkeit des Bauwerks“, erläutert Voth. Sämtliche Bauteile wie Oberflächen, Lager, Fahrbahnen, Geländer, Verbindungen und weitere Elemente werden detailliert in Augenschein genommen, zum Teil abgeklopft und mit speziellen Ultraschallgeräten untersucht. „Festgestellte Schäden oder Auffälligkeiten werden dokumentiert, beschrieben und bewertet“, beschreibt die ASV-Sprecherin den weiteren Ablauf.
Älteste Brücke steht in Lesum
Für die Aufnahme und Beurteilung von Schäden nutzen die Prüfer EDV-Systeme. Die Bewertungen, die die Prüfer für Standsicherheit, Verkehrssicherheit und Dauerhaftigkeit vergeben, wertet die Software automatisch aus und ermittelt daraus eine Zustandsnote von 1 (sehr guter Zustand) bis 4 (ungenügender Zustand).
Mit 85 Metern ist die Brücke über den Schönebecker Bahnhof die längste Nordbremer Brücke in der Verantwortung des ASV. Die kürzeste ist 2,85 Meter lang und steht in Blumenthal. Sie überspannt die Beckedorfer Beeke. Bereits seit 1888 steht die älteste Brücke Bremen-Nords – die Überführung an der Oberreihe über die Bahnschienen in Lesum. Sie wurde im Jahr 2000 grunderneuert. Die jüngste Brücke ist in den Jahren 2019 und 2020 entstanden. Sie führt zum Blumenthaler Freibad.