Tanztheater in Halle: „Dusk“ im Opernhaus
Es ist so unerwünscht wie unvermeidbar: Alle Menschen müssen sich mit dem Tod auseinandersetzen, nicht nur mit der eigenen Sterblichkeit, sondern auch mit dem Abschied von geliebten Menschen. Die belgische Choreografin Nanine Linnig hat das 2017 mit dem Stück „Dusk“ getan, das nun in Halle zu sehen ist. Laut dem Kritiker Rico Stehfest auf „tanznetz“ ist das gelungen: „Es ist die gesamte Bandbreite der Gefühle, die Linning zulässt. Sie schafft es bei aller Tragik, keinen Moment in den Kitsch umzukippen.“
Das Tanzstück besteht aus drei Teilen: Im ersten wird das Leben gezeigt, Menschen, die versuchen, aus der Masse auszubrechen und doch viele Gemeinsamkeiten teilen. Der zweite Teil ist von Einsamkeit in Form von komplexen Soli geprägt. Die Gefühle stehen vor allem im dritten Teil im Fokus, mit langsamen Szenen und einer wunderbaren Szenografie eines Jenseits. So bietet der Abend die Möglichkeit, sich selbst mit dem Tod auseinanderzusetzen.
Weitere Informationen
„Dusk“
Tanzstück von Nanine Linning
Mit Musik von Gustav Mahler, John Adams & Arvo Pärt
Adresse:
Opernhaus
Universitätsring 24
06108 Halle (Saale)
Termine:
3. Mai, 19:30 Uhr
10. Mai, 19:30 Uhr
24. Mai, 19:30 Uhr
Musiktheater in Leipzig: „Don Giovanni“ im Opernhaus
Es ist eine der beliebtesten Opern der Welt: „Don Giovanni“ von Mozart und seinem Dichter Lorenzo da Ponte. Erzählt wird die Geschichte des Frauenhelden Don Giovanni, vor dessen Liste (die sein Diener Leporello führt) wohl jeder Pick-up-Artist und Flirt-Coach erblassen würde. Doch seine Taten holen ihn ein: Donna Elvira will nicht von ihrem Liebhaber lassen, Donna Anna will sich für den Tod ihres Vaters rächen und die junge Zerlina aus einfachen Verhältnissen lässt sich nicht mehr so einfach rumkriegen. Am Ende wird er von seinen Taten verfolgt und in die Hölle gezogen.
In Leipzig wird dieser Don Giovanni zu einem Besitzer eines Mietshauses, das Bühnenbildner Étienne Pluss überwältigend auf die Bühne gebaut hat. Regisseurin Katharina Thoma erzählt die bekannte Geschichte mit Machtmissbrauch in Mietverhältnissen – das passt wunderbar zusammen: „Man könnte denken, Mozart hätte hier an der Inszenierung mitgeschrieben, die in ihrer Ästhetik an Wes Anderson oder Quentin Tarantino erinnert, wie Humor und eindeutige Bilder hier ohne Scheu ins Spiel gebracht werden. Regisseurin Katharina Thoma jongliert mit Original und Interpretation, wie es besser nicht geht“, begeistert sich MDR KULTUR-Theaterredakteur Stefan Petraschewsky. Die Musik tut ihr Übriges dazu: Die Solistinnen und Solisten überzeugen mit ihren Rollengestaltungen und alles wirkt wie aus einem Guss.
Weitere Informationen
„Don Giovanni“
Oper von Wolfgang Amadeus Mozart
Adresse:
Opernhaus
Augustusplatz 12
04109 Leipzig
Dauer: 180 Minuten, eine Pause
Termine:
4. Mai, 17 Uhr
30. Mai, 19:30 Uhr
Performance-Reihe in Leipzig: Lulu-Komplex an der Schaubühne
Es gibt vielfältige Gründe, warum das Leben von vielen Frauen immer noch so schwer ist. Ein Grund ist eine Form von Doppelmoral, die in weiten Teilen der Gesellschaft verbreitet ist, zwei sich widersprechende Ansprüche: Frauen sollen gleichzeitig sinnlich und tugendhaft, begehrenswert und zurückhaltend sein. Verkörpert wird dieser Widerspruch von „Lulu“, deren Geschichte der Dramatiker Frank Wedekind und der Komponist Alban Berg erzählten. Viele Menschen, Männer wie Frauen, begehrten Lulu für ihre Schönheit und Ausstrahlung, doch sie war viel zu eigensinnig, um sich an einen Menschen zu binden. Schließlich wurde sie von Jack the Ripper getötet.
Die Leipziger Schaubühne beleuchtet diese spannende Figur in mehreren Werken: Das Kollektiv glanz&krawall lässt die berühmte Dramenfigur Rache üben in einem wilden und lauten Konzert mit Zirkuseinlagen. Musikalisch beeindruckend, meint Kritiker Tom Mustroph in der „taz“ und nennt die Show ein „schönes Statement“ gegen Geschlechter-Stereotype. Die Performerin Lulu Obermayer sucht in ihrer Solo-Performance den Kontakt zu ihrer Namenspatronin und versucht, die verschiedenen Bilder der Lulu zu ergründen. Ergänzt wird das mit einem Multimedia-Konzert mit Bildern zu der Musik von Zwölf-Ton-Meisterkomponist Alban Berg und dem bekannten Stummfilm „Die Büchse der Pandora“ von Georg Wilhelm Pabst.
Weitere Informationen
Lulu-Komplex an der Schaubühne
Adresse:
Schaubühne Lindenfels
Karl-Heine-Straße 50
04229 Leipzig
Stücke und Termine:
Performance „Lulu: Revanche im Zirkuszelt“
2. Mai, 20 Uhr
3. Mai, 20 Uhr
Stummfilm „Die Büchse der Pandora“
6. Mai, 21 Uhr
11. Mai, 15:30 Uhr
Konzert „1023: Lyrische Suite von Alban Berg“
9. Mai, 20 Uhr
10. Mai, 20 Uhr
Solo „Lulu“
16. Mai, 20 Uhr
17. Mai, 20 Uhr
Tanz und Akrobatik: „Symbiosis“ am Lofft
Die Wurzeln im Zirkus sind dieser besonderen Performance gleich anzumerken: Für „Symbiosis“ wurde extra ein spezielles Zelt eingerichtet, das auch an eine futuristische Mars-Kuppel erinnert. Darin finden gleich zwei Performances statt, die sich gegenseitig ergänzen: Der Akrobat Luuk Brantjes durchmisst die gesamte Manege, widersetzt sich der Schwerkraft und lässt sich dabei unter anderem von Kohlenstaub leiten. Ganz anders ist da Kolja Huneck, der den Gegenständen seinen Willen aufzwingt, um Schallplatten zu Autoparcours zu machen oder die Objekte selbst fliegen zu lassen. Immer wieder spielt die Show auf fossile Brennstoffe und den Raubbau an der Natur an. „Symbiosis“ erzählt auch vom Verhältnis zwischen Mensch und Natur sowie von der Balance zwischen den Dingen.
Weitere Informationen
„Symbiosis“
ein zeitgenössisches Zirkus-Diptychon
Adresse:
Lofft
Spinnereistraße 7, Halle 7
04179 Leipzig
Termine:
24. April, 20 Uhr
25. April, 20 Uhr
26. April, 20 Uhr
27. April, 16 Uhr