• Melle Groth absolviert eine Ausbildung zur Hauswirtschafterin, vertritt Bremen beim Bundeswettbewerb und schätzt die Vielseitigkeit des Berufs.
  • Ihr Tätigkeitsfeld umfasst Organisation, Dekoration, Wäscheausgabe, Mitarbeit in Wohnküchen und die Begleitung von Senioren in der Stiftungsresidenz Ichon Park.
  • Beim Bundeswettbewerb belegte sie den vierten Platz und plant nach ihrer Ausbildung den Besuch der Meisterschule nach mindestens einem Praxisjahr.

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Das bisschen Haushalt ist doch kein Problem, ist offenbar ein weitverbreiteter Irrglaube. Denn wenn Melle Groth erzählt, dass sie sich zur Hauswirtschafterin ausbilden lässt, entdeckt sie bei vielen ein Fragezeichen im Gesicht. Oder ihr Gegenüber winkt gleich ganz ab. Für die 21-jährige Bremerin, die sich als einzige Teilnehmerin aus dem norddeutschen Raum für die Juniorenmeisterschaft der Hauswirtschaft in Linz am Rhein qualifiziert hat, ist es ihr Traumberuf.

Wie kann eine junge Frau an Waschen, Kochen, Putzen und Gartenarbeit Gefallen finden? „Der Beruf ist so vielfältig“, sagt Melle Groth, die ihr zweites und drittes Lehrjahr der Ausbildung zur Hauswirtschafterin in der Stiftungsresidenz Ichon Park in Oberneuland absolviert. „Mir machen das Organisieren und der Kontakt zu den Menschen am meisten Spaß.“ Darüber hinaus gehörten Ernährung, textiles Gestalten, ländlicher Tourismus und Englisch zum Unterricht an der Fachschule.

„Und wir sagen reinigen“, korrigiert die zierliche junge Frau sofort höflich, aber bestimmt. Während die meisten Menschen gleich an den klassischen Lappen denken, mit dem sie den Tisch säubern und den sie danach in Spüllauge auswaschen, taucht Melle Groth hier in die Tiefen der Praxis ein.

„Wir lernen, das Reinigungstuch ordentlich in Quadrate zu falten, so kann man mit jeder Ecke dann in S-Technik wischen, bis zu 16 Mal, ehe es ins Wasser getaucht wird“, erläutert die junge Wahlbremerin. „So bekommt man den ganzen Schmutz schneller und perfekt weg. Das ist nachhaltig und schont die Haut, außerdem muss man seinen Körper nicht so verbiegen.“

Das ist nur ein Beispiel für das Fachwissen, das sich die 21-Jährige inzwischen in ihrer Ausbildung angeeignet hat. Melle Groth spricht von vielen Kleinigkeiten, die sie dabei „fürs Leben lernt und die das Leben erleichtern“. Zum Beispiel beim Einzug in die erste eigene Wohnung, sagt die gebürtige Schleswig-Holsteinerin.

Weil sie neugierig auf Neues und offen ist, wollte Melle Groth außer der ländlichen auch die städtische Hauswirtschaft kennenlernen. Deshalb hat sie sich nach der einjährigen Fachschule bei der Stiftungsresidenz Ichon Park der Bremer Heimstiftung beworben und ist vom Dorf in die Stadt nach Bremen gezogen.

Von Natur aus ist die 21-Jährige ein ordnungsliebender Mensch, der es gern sauber hat. Das gibt sie offen zu. Sie habe von klein an immer mal wieder bei der Hausarbeit helfen müssen, erzählt Melle Groth. „Zuletzt musste ich meistens die Wäsche machen. Und ich habe Lust auf Backen.“

Schon ihre Oma, Mutter und Tante hätten die Fachschule für Hauswirtschaft besucht. Nach der Fachhochschulreife hat auch sie diesen Weg eingeschlagen, wollte diese Zeit jedoch für die Berufsorientierung nutzen. „Aber dann habe ich festgestellt, dass es mir ganz viel Spaß bringt und gedacht, warum lerne ich das nicht auch?“, gibt sie mit einem verschmitzten Lächeln ihre Erkenntnis aus der eigenen Erfahrung wieder.

„Und man findet auf jeden Fall eine Anstellung“, schiebt sie gleich hinterher. Schließlich gibt es für Hauswirtschafterinnen in Reha-Kliniken, Jugendfreizeit- und Senioreneinrichtungen, landwirtschaftlichen Betrieben mit Ferien auf dem Bauernhof, Kindergärten oder Hotels immer reichlich zu tun.

„Inzwischen weiß ich viel“, sagt Melle Groth. So ist sie mittlerweile mit vielen unterschiedlichen Aufgaben betraut. In der Stiftungsresidenz Ichon Park ist sie derzeit für die Dekoration, das Eindecken der Tische zu den Mahlzeiten, die Wäscheausgabe, Mitarbeit in den beiden Wohnküchen und Begleitung der Senioren zuständig, zum Beispiel zum Friseur. In der Großküche und Reinigung hat sie ebenfalls schon mitgearbeitet. „Am liebsten mag ich, mit Menschen zusammenzuarbeiten, ihnen zu helfen oder eine Freude zu machen“, verrät sie.

Da Teamfähigkeit eine wichtige Voraussetzung für den Beruf der Hauswirtschafterin ist, war das Basteln eines befüllbaren Adventskalenders aus vorgegebenen Materialien eine der drei Aufgaben, die Melle Groth bei der Juniorenmeisterschaft der Hauswirtschaft bewältigen sollte. Außerdem mussten sie zu zweit unmotivierte Jugendliche zum Lebkuchen-Plätzchenbacken anleiten. „Dabei musste natürlich darauf geachtet werden, dass sie hygienisch korrekt arbeiten“, erklärt sie. „Bei langen Fingernägeln Handschuhe tragen und allen Schmuck ablegen.“ In der ersten Aufgabe wurde theoretisches Wissen abgefragt, zu Versorgungs- und Betreuungsleistungen und der aktuellen Politik.

In der Gesamtwertung des bundesweiten Wettbewerbs ist Melle Groth mit acht weiteren Teilnehmerinnen auf Platz vier gelandet. Obgleich es fürs Siegertreppchen nicht gereicht hat, ist die junge Frau auf jeden Fall dankbar für diese „tolle Erfahrung“, sich auf Bundesebene messen zu dürfen. Zumal sie in der Bewerbungsrunde für ihre Ausarbeitung und Online-Präsentation eines Besuchsprogramms in Bremen für eine Hauswirtschaftsauszubildende aus einem anderen Land den 1. Platz belegt hat.

„Das war die perfekte Übung für meine Abschlussprüfung im nächsten Frühjahr / Sommer“, findet Melle Groth. Wohin es sie dann zieht und wo sie arbeiten wird, das ist noch völlig offen. Nur eins weiß die 21-Jährige relativ sicher: „Nach mindestens einem Praxisjahr möchte ich zur Meisterschule gehen.“

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