Die Präsidentin der UN-Generalversammlung, Annalena Baerbock, stuft die Klimakrise trotz der Kriege und Konflikte in aller
Welt als „größte Bedrohung unserer Zeit“ ein. Zum Auftakt
ihres Besuchs der Weltklimakonferenz COP30 im brasilianischen Belém sagte
sie der Nachrichtenagentur dpa: „Rund 3,6 Milliarden Menschen – fast
die Hälfte der Weltbevölkerung – sind heute durch die Folgen des
Klimawandels stark gefährdet: Dürren, Überschwemmungen, extreme Hitze
und wachsende Ernährungsunsicherheit.“ Dies verstärke den „Teufelskreis
aus Hunger, Armut, Vertreibung, Instabilität und Konflikten“.

Es habe fraglos „schon mal einfachere
geopolitische Zeiten für den Klimaschutz“ gegeben, sagte die frühere Außenministerin, die in den vergangenen Jahren für Deutschland die Verhandlungen
auf den Klimakonferenzen geführt hat. Zur internationalen
Zusammenarbeit gebe es jedoch keine Alternative. „Dem Klima ist es egal, ob
man wissenschaftliche Fakten leugnet“, sagte Baerbock, CO₂ mache nicht an den Grenzen
halt. US-Präsident Donald Trump
bezeichnet die menschengemachte Erderwärmung als „Schwindel“
und war bereits am ersten Tag im Amt aus dem Pariser Klimaabkommen von 2015 ausgestiegen.

Auch wenn der
geopolitische Gegenwind heftig sei, sagte Baerbock, gebe es ökonomisch kein Zurück: Erneuerbare Energien hätten im vergangenen Jahr bereits 90 Prozent
aller weltweiten neuen Energieinstallationen ausgemacht. „Nun kommt es
darauf an, darauf aufbauend Investitionen vor allem auch in Schwellen-
und Entwicklungsländern zu forcieren“, sagte Baerbock.  Ärmere Staaten, die am wenigsten beigetragen
hätten und am meisten litten, müssten unterstützt und abgesichert
werden. Ein einziger Hurrikan könne in manchen Inselstaaten die Infrastruktur und den ökonomischen Fortschritt ganzer Jahrzehnte zerstören.

Umweltminister Carsten Schneider im Regenwald

Auf der COP30 im brasilianischen Amazonasgebiet Belém beraten noch
bis Ende nächster Woche rund 200 Staaten darüber, wie die Erderwärmung
eingedämmt werden kann. Es geht in Brasilien auch um die finanzielle Unterstützung für ärmere Länder, die sich an häufigere und heftigere Dürren, Hitzewellen, Waldbrände
und Stürme anpassen müssen. Die USA nehmen an der Konferenz nicht teil.

© Lea Dohle

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Am Samstagvormittag ist im Stadtzentrum von Belém eine
Großdemonstration geplant. Erwartet werden Zehntausende Teilnehmer,
darunter indigene und andere Klimaaktivisten. Parallel zur
UN-Klimakonferenz treffen sich Hunderte
Organisationen, Bewegungen und Netzwerke aus Brasilien und dem Ausland
zu einem „Gipfel des Volkes“ (People’s Summit). In zahlreichen deutschen Städten waren am Freitag Hunderte Menschen auf die Straße gegangen, um für stärkeren Klimaschutz zu demonstrieren. Fridays for Future hatte zu Protesten an mehr als 70 Orten aufgerufen.

Bundesumweltminister Carsten Schneider kommt
(SPD) am Wochenende in Brasilien an. Bevor er in die entscheidende Phase
der Verhandlungen einsteigt, trifft der Minister am Sonntag Mitglieder
der sogenannten Quilombola-Gemeinde, die im und vom Regenwald lebt.
Zudem will er ein Naturschutzgebiet besuchen.

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