Matthias Mörtl ist ein groß gewachsener, bärtiger Mann. Auf seinem Käppi steht „I don‘t work here“ und damit hat er sozusagen recht – aber dazu später mehr. Der geborene Münchner kam für das Studium nach Augsburg und blieb. Zusammen mit drei Studienkollegen gründete er 2013 eine Werbeagentur, eröffnete zum gleichen Zeitpunkt das „Hallo Werner“ und arbeitet mittlerweile auch als Drehbuchautor. Warum er mit allem, außer dem Augsburger Kult-Laden Geld verdient, erklärt er im Gespräch.

„Wir hatten schon immer Bock, eine Kneipe aufzumachen“, sagt Mörtl. Vor zwölf Jahren eröffneten die vier damals Mitzwanziger das Hallo Werner an seinem ersten Standort. „Es war direkt richtig was los“, erzählt der Mitgründer. „So viele Leute, wie reinwollten, haben gar nicht reingepasst“. Durch Andrang und Lärm vor dem Eingang kam es zu Beschwerden durch Anwohner, sodass der Laden nach nur neun Monaten wieder schließen musste. Das Projekt Kneipe war für die vier Gründer damit aber noch nicht abgehakt.

Der Kiezklatscher war Inspiration für die Namensgebung des Ladens in Augsburg

Am neuen und heutigen Standort in der Schrannenstraße wurde drei Monate umgebaut: „Hier war alles weiß gefliest, das haben wir rausgerissen und alles selbst gebaut und finanziert“, berichtet der Gründer. Im oberen Bereich erinnert das Hallo Werner an eine Hamburger Kiezkneipe. Ein Steuerrad und Modellschiffe dienen als Dekorationen an den blauen Wänden und der Decke, serviert wird natürlich Astra aus der Flasche. „In Hamburg haben uns die Kneipen inspiriert, in denen alle Generationen zusammenkommen. So einen Ort wollten wir auch schaffen.“

Modellschiffe an der Decke und Astra aus der Flasche: Ein bisschen Hamburg gibt es hier in Augsburg.

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Modellschiffe an der Decke und Astra aus der Flasche: Ein bisschen Hamburg gibt es hier in Augsburg.
Foto: Josefine Reiermann

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Modellschiffe an der Decke und Astra aus der Flasche: Ein bisschen Hamburg gibt es hier in Augsburg.
Foto: Josefine Reiermann

Seinen Namen hat der Laden übrigens durch einen legendären Videoclip: Darin flaniert der Zuhälter und Boxer Stefan Hentschel durchs Hamburger Vergnügungsviertel, begrüßt auf offener Straße einen guten Freund mit den Worten „Hallo, Werner“ – und wird als „Kiezklatscher“ bekannt, weil er unmittelbar zuvor einem Passanten mit einer schallenden Ohrfeige zu Boden streckte.

Clubs in Augsburg: Der Gründer des Hallo Werners verdient mit dem Laden kein Geld

Dass das Hallo Werner heute eher als Club denn als Kneipe gilt, ist letztlich Zufall. „Der Club war eigentlich nur Beiwerk. Früher war das einfach ein Keller, aber wir dachten: Daraus müssen wir was machen“. Heute erstrahlt der Clubbereich in rotem Licht, angelehnt an das Hamburger Rotlichtviertel. „Früher gab es hier auch mal eine Poledance-Stange“, erzählt Mörtl. Diese habe der Laden aber aus politischen Gründen abgebaut. „Es gab immer wieder Beschwerden – die Stange würde ein Frauenbild der Ausbeutung reproduzieren“.

Heute sieht der Clubbereich aus, wie man sich einen unterirdischen Technoclub eben vorstellt. „Es ist einfach ein ehrlicher Technoclub, ohne viel Chichi“, sagt Mörtl. Überall Sticker und Graffiti-Tags an Wänden, Decke und Boden, völlig beschmierte Toiletten, beengte Räume: „Das macht ja auch irgendwie den Vibe aus“, sagt der Gründer, der genau diesen Look für den Laden wollte. „Ich mag dieses Roughe, Asoziale. Das Alles erzählt seine ganz eigene Geschichte“. Auch dass mittlerweile vor allem Techno gespielt werde, sei dem Zeitgeist geschuldet. „Früher hatten wir hier alles Mögliche, Techno hat sich aber durchgesetzt“.

Im Keller des Hallo Werners gibt es einen Technoclub.

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Im Keller des Hallo Werners gibt es einen Technoclub.
Foto: Josefine Reiermann

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Im Keller des Hallo Werners gibt es einen Technoclub.
Foto: Josefine Reiermann

Seit mehr als elf Jahren gibt es das Hallo Werner in dieser Form nun. Über die Zeit seines Bestehens war der Laden für Mörtl aber immer nur ein Hobby. „Der Einzige, der hier Vollzeit arbeitet und der Gehalt bekommt, sind der Geschäftsführer und die Barkeeper. Ansonsten werden alle Einnahmen direkt wieder in den Laden gesteckt“. Mörtl arbeite sozusagen ehrenamtlich, sagt er lachend. Ihm ginge es weniger um das Geld, sondern vielmehr darum, Nachtschwärmern eine kulturelle Heimat zu bieten. Im Laden selber arbeitet Mörtl nicht, nur privat kommt er gern. Seine Aufgaben seien vor allem organisatorischer Natur, etwa Bestellungen oder das Buchen von Künstlern.

Mörtl setzt sich für das Augsburger Nachtleben auch politisch ein

Die meisten DJs stammten aus Augsburg – „da gibt’s echt viele Gute“. Wer spiele, hänge aber davon ab, wer angesagt und bezahlbar sei. Wie andere Clubs hat auch das Hallo Werner zu kämpfen, denn nur Live-Konzerte, nicht aber DJ-Acts, würden städtisch gefördert. „In den Laden passen auch zu wenige rein, als dass sich das rentieren würde“, erklärt Mörtl. Um sich politisch einzusetzen, gründete er die Club- und Kulturkommission mit. Einer ihrer Erfolge: Die Sperrstunde zwischen fünf und sechs Uhr ist ausgesetzt. Früher mussten Gäste in dieser Stunde vor die Tür, was oft zu Lärm führte.

Das ursprüngliche Gründerteam gibt es heute nicht mehr. Zwei der damaligen Gründer haben sich anderen Projekten gewidmet, und einer von beiden ist kein Unbekannter: Ralph Rubin, Keyboarder von der Kult-Band Roy Bianco und die Abbrunzati Boys. Die zwei verbliebenen Gründer, Matthias Mörtl und Daniel Breining, leiten nun zusammen mit drei neuen Gesellschaftern das Hallo Werner. „Wir haben uns extra etwas Jüngere mit ins Boot geholt“, erklärt Mörtl. „Ich bin mittlerweile 37 Jahre und man weiß ja nie – da ist es gut ein bisschen frischen Wind im Laden zu haben“.

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