Wolfgang Graf fühlte sich zu Galgenhumor hingezogen. „Wenn auf dem Platz eine Flasche Cola umkippt, laufen wir Gefahr, dass das Spiel zum Abbruch kommt“, flachste der Abteilungsleiter des VfB Homberg angesichts des anhaltenden Regens, der den Rasen im PCC-Stadion vor dem Pokal-Derby gegen Rot-Weiß Oberhausen immer tiefer hatte werden lassen. Doch zumal keine Cola-Flaschen auf dem Rasen zu sehen waren, hielt der vom Homberger Platzwart in den bestmöglichen Zustand versetzte Untergrund dem hart umkämpften Achtelfinale zwischen dem Duisburger Oberligisten und dem klassenhöheren Revier-Nachbarn stand. Die Korken knallen lassen durfte am Ende der Favorit aus Oberhausen. Ein Klassenunterschied war am Samstag beim 1:2 (0:2) jedoch nur in einem Akteur zu sehen, der den Sieg des Regionalligisten vor rund 2000 Zuschauern quasi im Alleingang besorgte.

Ein Bild, das den Abend zusammenfasst: Speldorf jubelt, Hamborn (in der Mitte Kapitän Pascal Spors) ist bedient.

VfB-Coach Stefan Janßen musste verletzungsbedingt neben den bereits bekannten Ausfällen mit James Shepard auf einen weiteren Verteidiger sowie auf Außenspieler Berkan Bartu verzichten. Ariyoh Ayinla rückte dafür auf die Rechtsverteidiger-Position, Connor Clossek auf den linken Flügel. Zudem begann Fabio Ribeiro für Leon Schütz auf der Doppelsechs neben Luca Thissen, der im Achtelfinale vor einem Jahr noch mit den Kleeblättern den knappen 1:0-Sieg in Homberg bejubeln durfte.

Alessio Tafa (Mitte) und seine Teamkollegen boten dem Favoriten stark Paroli.

Alessio Tafa (Mitte) und seine Teamkollegen boten dem Favoriten stark Paroli.
© FUNKE Foto Services | Jakob Klos

Sein damaliger und noch immer aktueller RWO-Trainer Sebastian Gunkel betrieb in der Aufstellung keine Experimente. Mit Simon Ludwig, der für Illia Poliakov aufs Feld kam, nahm Gunkel nur eine Änderung gegenüber dem jüngsten 1:0-Erfolg gegen den VfL Bochum II in der Regionalliga vor. RWO nahm das Spiel und den Homberger Underdog absolut ernst – und das absolut zu Recht.

„Ekelig gegen und mutig mit dem Ball“ zu sein, hatte Luca Thissen als Rezept gegen seinen Ex-Klub vorgeschlagen. Und beides setzten die Gelb-Schwarzen um. In den ersten 20 Minuten machte der Oberligist gar das Spiel, ohne jedoch entscheidend durch die Rot-Weiße Dreierkette zu kommen. Die Oberhausener Offensivwaffen kamen vorerst nicht zur Geltung, in der 25. Minute ließen sie dann aber ihre Qualität aufblitzen. Luca Halangk setzte sich rechts durch, legte auf den im 16er lauernden Moritz Stoppelkamp auf, der mit seinem Gewaltschuss an der reflexartigen Faustabwehr von VfB-Keeper KC Hersey scheiterte, ehe Seok-ju Hong den Nachschuss über das Tor setzte.

Luca Thissen sorgte mit dem 1:2 noch einmal für neue Hoffnung.

Luca Thissen sorgte mit dem 1:2 noch einmal für neue Hoffnung.
© FUNKE Foto Services | Jakob Klos

Vier Minuten später kamen die Homberger zu ihrer ersten Chance. Doch Alessio Tafas Schlenzer, den Jo Noukumo vor dem Tor noch knapp verpasste, strich zwei Meter am rechten Eck vorbei. Der VfB schlug sich gegen den Regionalligisten und dessen gut 700 lautstarke Fans mehr als wacker – doch dann meldete sich Ex-Zebra Moritz Stoppelkamp bei seiner Rückkehr auf Duisburger Grund zu Wort. Die Homberger bekamen den Ball nicht aus ihrer Box, „Stoppel“ reagierte gedankenschnell und nutzte die kurze Gelegenheit des freien Balls, um diesen zur Gästeführung ins linke Eck zu schlenzen (38.). Der VfB hatte den Rückstand gerade erst registriert, da schlug Oberhausens Ausnahmekicker erneut zu. Nach einem langen Ball von Matona Ngyombo lief Stoppelkamp allein auf Hersey zu, umkurvte den Keeper und schob zum 2:0-Pausenstand aus Gästesicht ein. Ein hartes Brot für den Homberger Underdog.

Ich bin richtig, richtig stolz auf die Jungs. Sie haben ein Riesenspiel gegen das aus meiner Sicht aktuell beste Team der Regionalliga West gemacht.“

Stefan Janßen, VfB-Trainer

Doch der kam enorm aggressiv aus der Kabine und suchte den schnellen Anschluss. Der wäre Thissen, nachdem er zwei seiner Ex-Kollegen auf rechts stehen ließ, auch fast gelungen, doch sein Schuss aus spitzem Winkel strich am langen Pfosten vorbei (50.). Auf der Gegenseite köpfte Nico Klaß bei einer Ecke knapp daneben (54.), ehe wieder die Gastgeber am Zuge waren: Emir Demiri zwang RWO-Keeper Kratzsch zu einer Rettungstat im kurzen Eck. Bei der anschließenden Ecke blockten die Kleeblätter im Verbund den Abschluss von Tafa aus fünf Metern (56.).

Homberg blieb am Drücker, doch die Gäste bekamen immer wieder ein Bein dazwischen, wie Michel Niemeyer, der im Fünfer vor dem einschussbereiten Demiri rettete (75.). Doch dann sollten die Gelb-Schwarzen für ihren Ehrgeiz belohnt werden. Und ausgerechnet Luca Thissen setzte sich am rechten Fünfmetereck durch und kickte die Kugel im Fallen zum 1:2 in den linken Winkel (80.). Mehr jedoch sollte dem Oberligisten trotz aller Bemühungen nicht mehr gelingen. Als Lohn für den tapferen Kampf gab‘s stehende Ovationen von der Tribüne. Der Pokaltraum aber lebt nur bei den Kleeblättern weiter.

VfB Homberg – Rot-Weiß Oberhausen 1:2 (0:2)

VfB: Hersey – Ayinla (71. Schütz), Scheibe, Hohmann, Walker – Ribeiro (81. Schaar), Thissen – Demiri (86. Mouadden), Tafa (81. Bode), Klossek – Noukumo (81. Blank).

RWO: Kratzsch – Ludwig, Klaß, Niemeyer – Halangk (75. Demirarslan), Ngyombo, Schlax, Gueye – Nyuydine (64. Mühling), Hong (64. Schepp), Stoppelkamp (81. Mutlu).

Tore: 0:1, 0:2 Stoppelkamp (38, 40.), 1:2 Thissen (80.).

Gelbe Karten: Demiri – Stoppelkamp, Halangk, Ludwig, Niemeyer.

Schiedsrichter: Kaufels (Nieukerk).

Zuschauer: 2000.

Nüchtern betrachtet sah es auch Stefan Janßen so: „Aufgrund der zweiten Halbzeit hätten wir eine Verlängerung verdient gehabt. Kaufen können wir uns dafür aber nichts, im Pokal heißt es siegen oder fliegen“, stellte der Coach klar. „Aber ich bin richtig, richtig stolz auf die Jungs. Sie haben ein Riesenspiel gegen das aus meiner Sicht aktuell beste Team der Regionalliga West gemacht.“