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Wie ist das möglich? Rund hundert Jahre lang galt ein Gemälde von Rembrandt van Rijn (1606 bis 1669) als verschollen, existierte nur als Schwarz-Weiß-Foto. Nun tauchte es plötzlich auf.
BILD hat den Weg des mysteriösen Rembrandts verfolgt.
Dezember 2024. Der BILD-Reporter in der Londoner Zentrale des Auktionshauses Sotheby’s. Im engen Büro von Altmeister-Chef George Gordon hängt ein Leinwand-Bild.
Ganz offensichtlich: Rembrandt hat hier seinen jung verstorbenen Sohn Titus (mit 26 Jahren) gemalt. Dessen Gesichtszüge sind von anderen Bildern bekannt. Doch die Kunst-Sensation bleibt für ein Jahr Geheimsache bei Sotheby’s.
Selfie vor Rembrandt: Sotheby’s-Experte Gordon (l.) und BILD-Reporter Straten in Amsterdam
Foto: Walter M. Straten
November 2025. BILD trifft George Gordon in Rembrandts Stadt Amsterdam – und direkt unter dem frisch gereinigten Titus. Der Experte: „Nach einem Jahr Untersuchungen können wir sagen: Es ist ein vollständig eigenhändiger Rembrandt!“
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Das Röntgenbild zeigt: Rembrandt hat Änderungen vorgenommen, z. B. die Quaste des Gewandes nach links verschoben
Foto: Sotheby’s
Zweites Ergebnis der Nachforschungen: Das holländische Barock-Genie hat um 1660 nicht nur seinen Sohn porträtiert, sondern ihn als Evangelisten Johannes dargestellt. Bei Röntgen- und Infrarotaufnahmen entdeckte man hinter ihm einen angedeuteten Adler – das Wappentier des Johannes.
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Spannend: Das Bild gehörte ab 1926 dem Stahlmagnaten Fritz Thyssen (1873 bis 1951), der zunächst Nazi-Verehrer war und dann mit dem Regime brach.
Hitlers Stellvertreter Hermann Göring, ein berüchtigter Kunsträuber, hatte sich bereits nach dem Rembrandt erkundigt. Thyssen gelang es, seine Sammlung in Sicherheit zu bringen.
Nach KZ-Haft und späterer Internierung durch die Alliierten wanderte der Industrielle 1949 nach Argentinien aus.
Dessen Nachkommen schickten ihren Schatz vor einem Jahr aus Buenos Aires nach London, um ihn jetzt am 3. Dezember zugunsten der Familien-Stiftung zu versteigern.
Mindest-Schätzpreis: 5,7 Millionen Euro für den Büro-Rembrandt.