Es kam, wie es zu erwarten war: Die Konstruktionsbesonderheiten der Agra-Brücke, über die die B2 den Agra-Park quert, werden nach 50 Jahren zum Problem. Seit Freitag, 7. November, wird die Agra-Brücke der B 2 in Markkleeberg einer umfassenden technischen Untersuchung unterzogen. Die Materialuntersuchungen – hier vor allem die jüngst entnommenen Spannstahlproben – haben ergeben, dass die Brücke dringend entlastet werden muss, teilt das Sächsische Staatsministerium für Infrastruktur und Landesentwicklung mit. Seit dem Einsturz der Carolabrücke in Dresden liegen dort die Nerven blank.

Und die Agra-Brücke stammt aus demselben Konstruktionsbaukasten. Seit Freitag, 14. November, ist die Agra-Brücke auf einen Fahrstreifen pro Richtungsfahrbahn reduziert.

Im Laufe der kommenden Woche soll zudem noch die Reduzierung der zulässigen Last von Fahrzeugen auf 3,5 Tonnen erfolgen – über den genauen Zeitpunkt werde noch informiert, teilt das Ministerium mit.

Die Maßnahme erfordere zeitlichen Vorlauf und weitere behördliche Abstimmungen zur Umsetzung. Daneben werde es auch eine Geschwindigkeitsreduzierung geben.

Die verkehrsrechtlichen Maßnahmen erfolgen auf Basis der aktuellen Beschau und im Vorgriff auf die Ergebnisse der Laboruntersuchung sowie der anstehenden Nachrechnung zur Tragfähigkeit der Brücke durch einen Gutachter. Die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer hat oberste Priorität, betont das Ministerium.

Eine von 19 Brücken unter besonderer Beobachtung

Die Agra-Brücke wurde 1976 errichtet und ist eine von 19 Brücken in Sachsen, die aktuell – nach dem unerwarteten Einsturz der Carolabrücke in Dresden – einer intensiven Überprüfung unterzogen werden. Die Brücke besteht aus zwei Teilen mit jeweils zwei Fahrspuren und ist mit Spannstahl in Ortbetonbauweise ausgestattet.

In den kommenden Wochen werde die Straßenbauverwaltung die umfassenden Untersuchungen der Brücke fortsetzen. Und dann steht eine Frage im Raum, die seit 2021 ohne Datum vor sich hin köchelt. Denn damals unterzeichneten der Bund und der Freistaat eine Absichtserklärung, die Brücke über das Agra-Gelände durch einen Tunnel zu ersetzen.

Dabei stehen mögliche Investitionskosten von 140 Millionen Euro im Raum. Schon in den Jahren davor wurde intensiv über eine neue Lösung für die Agra-Querung diskutiert. Besonders in Markkleeberg wurde dabei die Tunnellösung favorisiert. Dabei ist dieses Teilstück der B2 noch nicht einmal im Bundesverkehrswegeplan verankert, geschweige denn, dass es dort unter vordringlichem Bedarf auftaucht.

Daran hat sich auch durch die Absichtserklärung nichts geändert, sodass dieses Teilstück der B2 nun für mehrere Jahre zu einem Engpass werden dürfte – mit eingeschränkter Spur und Geschwindigkeitsbegrenzung. Ohne dass damit gesichert ist, dass die Verschleißerscheinungen an dem fast 50 Jahre alten Bauwerk nicht weiter zunehmen und eine Vollsperrung nötig werden könnte.