S-Bahn Stuttgart: Fährt die S1 bald bis nach Horb? Die S1 könnte von Sommer 2027 an einmal die Stunde über Herrenberg hinaus bis Horb fahren. Die für die S-Bahn zuständige Region knüpft das an Bedingungen. Foto: imago images/Arnulf Hettrich

Die S1 könnte von 2027 an stündlich bis Horb rollen. Damit wollen Land und Region die Gäubahn-Unterbrechung abfedern. Die Kosten trägt das Land – die Risiken sollen begrenzt bleiben.

Die S-Bahnzüge der Linie S1 könnten in gut anderthalb Jahren ihren Aktionsradius deutlich über die Region Stuttgart hinaus vergrößern. Mit der Ausweitung, die am Mittwoch im Verkehrsausschuss der Region Stuttgart diskutiert wird, soll auf die sich abzeichnende Unterbrechung der Gäubahn reagiert werden. Treibende Kraft hinter dem Plan ist das Land, das auch die Mehrkosten übernehmen soll.

Der südwestlich gelegene Endpunkt der S1 ist bisher Herrenberg (Landkreis Böblingen). Vom Juli 2027 an könnte ein Zug pro Stunde von dort weiter bis zum neuen Endpunkt in Horb (Landkreis Freudenstadt) fahren. Zwischenstopps sind in Gäufelden, Bondorf, Ergenzingen und Eutingen im Gäu geplant.

S-Bahn bis Horb soll Fahrgästen Alternativen bieten

Damit reagieren die Region und das Land auf die Kritik entlang der Gäubahnstrecke. Die Verbindung wird nach aktuellen Planungen im März 2027 zwischen dem Stuttgarter Haupt- und dem Nordbahnhof unterbrochen. Fahrgäste, die aus dem Süden des Landes Richtung Stuttgart unterwegs sind, sollen von diesem Zeitpunkt an in Stuttgart-Vaihingen auf die S- oder Stadtbahn umsteigen.

Dieser vor allem von den Gäubahnanrainern heftig kritisierte Zustand soll anhalten, bis der noch zu bauende Pfaffensteigtunnel zwischen Böblingen und dem Stuttgarter Flughafen wieder eine durchgängige Verbindung zum Hauptbahnhof herstellt. Stand jetzt könnte das im Jahr 2032 der Fall sein.

S-Bahn einmal die Stunde bis Horb?

Bis es soweit ist, soll einmal die Stunde eine S1 von Horb via Herrenberg Fahrgäste umsteigefrei zum Hauptbahnhof nach Stuttgart bringen. Im Raum standen auch andere Überlegungen, wie den Gäubahnreisenden zu helfen sei. Unter anderem wurden Umleitungen der Züge via Tübingen oder Renningen geprüft oder die Möglichkeit, auch Regionalzüge über die S-Bahnstrecke in der Stuttgarter Innenstadt zu schicken.

Überzeugen konnte keines der Konzepte, die im Auftrag des Landes von der DB-Tochter Infrago unter die Lupe genommen worden waren. „Die stündliche Verlängerung der bestehenden S-Bahn-Linie S1 über Herrenberg hinaus nach Horb hat sich dabei als die einzig zielführende und umsetzbare Variante herausgestellt“, heißt es in einem Papier der Region, über das am Mittwoch die Mitglieder des Verkehrsausschusses diskutieren werden.

Die Fahrten auf der verlängerten S1 sollen aufgenommen werden, wenn die neue S-Bahnstation Mittnachtstraße und die neue digitale Sicherungstechnik ETCS auf der dann dort beginnden und bis zur Schwabstraße reichenden S-Bahnstammstrecke in Betrieb genommen wird. Nach derzeitigem Stand soll das am 3. Juli 2027 der Fall sein. Die Fahrt vom Stuttgarter Hauptbahnhof bis zum neuen Endpunkt Horb soll eine Stunde und eine Minute dauern. Wochentags fährt die S1 15 Mal in den Kreis Freudenstadt, an Samstagen zwölf Mal. Sonntags sind keine Fahrten vorgesehen.

S-Bahn bis Horb: Region formuliert Bedingungen

Die Region, die für die krisengeschüttelte Stuttgarter S-Bahn zuständig ist, will sich mit der Verlängerung, mit der sie erstmals über ihr Zuständigkeitsgebiet hinausgeht, keine weitere Schwächung des Systems einhandeln. Deswegen legt sie Wert darauf, dass der regelmäßige Abstecher nach Horb keine „keinen negativen Auswirkungen auf die Betriebsqualität der S-Bahn“ haben dürfe. Von der Deutschen Bahn fordert sie „eine ausreichende Verfügbarkeit von Fahrzeugen und Personal“ zuzusichern. Die bei all dem entstehenden Kosten müsse das Land tragen.

Zudem behält sich die Region das Recht bevor, das Arrangement zu beenden, wenn die Pünktlichkeit der S1 zu stark nachlässt oder die Zugausfälle einen Grenzwert überschreiten. All das ist einer Finanzierungsvereinbarung fixiert. Ob die Regionsspitze die unterzeichnet, hängt vom Votum der Regionalräte am Mittwoch ab.