Für Rosalie B. (25) wurde ein vermeintlicher Tag wie alle anderen zur schrecklichen Zäsur. Durch einen glücklichen Zufall entkam sie einer Katastrophe. Doch ihr frisch eingerichtetes Zuhause war verloren. Was die junge Mutter in dieser dunkelsten Stunde erlebte, zeigt, wie Fremde zu einer helfenden Hand werden.

Der Brandgeruch, der Leben rettete

Der 16. September 2025 beginnt für die junge Mutter aus Stuttgart-Weilimdorf wie ein ganz normaler Tag. Voller Tatendrang bricht die 25-Jährige, die eine Ausbildung zur Erzieherin macht, zur Arbeit auf. Ihren Sohn holt sie an diesem Nachmittag etwas früher aus dem Kindergarten ab. Ein glücklicher Zufall, wie sich später herausstellt.

Der Balkon von Rosalie B. war völlig ausgebrannt. Ihre Wohnung ist unbewohnbar beworden. Foto: Rosalie B.

Als Rosalie B. ihre Balkontür öffnet, um zu lüften, steigt ihr plötzlich Brandgeruch in die Nase. Noch ahnt sie nicht, dass auf dem Balkon über ihrem ein Feuer ausgebrochen ist, welches Minuten später gleich drei Balkone in Flammen setzen und ihr zu Hause unbewohnbar machen wird. Rauch, Ruß und Löschwasser hinterlassen in ihrer Wohnung eine Spur der Verwüstung. Die Brandursache ist bis heute unbekannt. Eine Hausratsversicherung hat die junge Mutter nicht.

Was das Ereignis besonders tragisch macht, ist die Tatsache, dass Rosalie B. erst vor wenigen Monaten eingezogen war. Alles war frisch und liebevoll eingerichtet. Beim Brand wurden nicht nur Möbel zerstört, sondern auch Erinnerungsstücke, die Spielsachen ihrer Kinder und die Geburtstagsgeschenke ihres Sohnes.

Nach dem Feuer: Vom Albtraum zur Welle der Hilfsbereitschaft

Als Sabine R. (37), eine Mutter aus dem gleichen Kindergarten, vom Brand erfährt, ist sie tief berührt. Die beiden kannten sich bis zu diesem Zeitpunkt nur flüchtig. Doch ohne zu zögern mobilisiert sie per WhatsApp andere Eltern. Schon am nächsten Tag trudeln die ersten Kleiderspenden ein. Mithilfe des Elternbeirats der Kindergartengruppe startet sie gemeinsam einen GoFundMe Spendenaufruf für die Familie.

Sabine R. engagiert sich schon lange für wohltätige Zwecke. Als Assistenz der Geschäftsführung eines Lack-Unternehmens betreut sie unter anderem den Charity-Partner des Unternehmens und sammelt Geld für einen Verein, der krebskranke Kinder unterstützt. „Helfen macht Freude“, sagt die 37-Jährige, und ihre Tatkraft steckt an.

Rosalie B. (links) und Sabine R. (rechts) sind seit dem Vorfall befreundet. Foto: Jovanna Imalski

Viele Eltern und Bekannte spenden, unterstützen, packen mit an. Eine andere Mutter, die Rosalie B. noch gar nicht kennt, bietet ihr ohne zu zögern ein Zimmer an. Dieses selbstlose Engagement überwältigt die junge Mutter: „Ich war sehr überrascht darüber, wie viele sofort bereit waren zu helfen.“ Aus Fremden werden so Helfer, und aus Helfern später Freunde.

Fremde werden zu Helfern und Freunden

Bis Rosalie B. begreifen konnte, was passiert war, vergingen Tage und Wochen. „Als ich die brennenden Balkone sah, dachte ich immer wieder: Alles hat seinen Grund“, erzählt sie. Die 25-Jährige ist in einem christlichen Kinderheim aufgewachsen und zieht in diesen schweren Zeiten Kraft aus ihrem Glauben. „Wir verstehen nicht immer alles, was passiert. Aber wir dürfen darauf vertrauen, dass auch schwere Wege einen Sinn haben.“

Für den Wiederaufbau muss die Wohnung nun komplett ausgeräumt und saniert werden. Neue Möbel kann Rosalie B. erst anschaffen, wenn es wieder Platz zum Einräumen gibt. Viele Möbelspenden kamen bereits über WhatsApp-Gruppen und Bekannte, auch hier zeigt sich der Zusammenhalt der Gemeinschaft.

Eine Sache möchte Rosalie B. allen mitgeben: „Schließen Sie eine Hausratsversicherung ab.“ Ihre eigenen Möbel seien zwar nicht teuer gewesen, doch am Ende zähle nicht der Wert eines einzelnen Stücks, sondern was es bedeutet, wenn plötzlich alles weg ist, sagt die Stuttgarterin.

Den Spendenaufruf finden Sie hier.