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Produkte, die von „Shrinkflation“ betroffen sind, müssen in Frankreich gekennzeichnet sein. Welcher Schutz für Verbraucher ist in Deutschland geplant?

Das Phänomen „Shrinkflation“ hat sich in den vergangenen Jahren zu einem immer größer werdenden Problem für Verbraucherschützer entwickelt. In Frankreich sorgt sei 2024 ein Gesetz dafür, dass Mogelpackungen und versteckte Preiserhöhungen in Supermärkten deutlich gekennzeichnet werden. In Deutschland sieht es mit solchen Schutzgesetzen für Verbraucher eher düster aus.

Carrefour Puts shrinkflation Price Warnings On Food To Shame Brands The French supermarket chain Carrefour has put labShrinkflation: Warnung in Frankreichs Supermärkten © IMAGO/Mehdi Taamallah

Das Portmanteau „Shrinkflation“ setzt sich aus den Begriffen „Shrink“ (schrumpfen) und „Inflation“ zusammen. Es handelt sich dabei um eine Praxis, bei der die Hersteller den Inhalt einer Packung subtil verkleinern. Die Verpackungsgröße ändert sich nicht, sodass die Änderung des Inhalts auf den ersten Blick gar nicht erkennbar ist. Auch der Preis bleibt dabei entweder gleich oder steigt in manchen Fällen sogar. Auf diese Weise wird den Verbrauchern suggeriert, sie erhielten denselben Inhalt für ihr Geld, während der tatsächliche Preis oft drastisch steigt. Der Verbraucherzentrale wurden in den vergangenen Jahren zahllose solcher Fälle gemeldet, eins davon im November.

Frankreich geht mit gutem Beispiel voran. Niemand folgt.

Im Juli 2024 trat in Frankreich ein Gesetz in Kraft, das Lebensmittelhändler dazu verpflichtet, Produkte, die von „Shrinkflation“ betroffen sind, deutlich zu kennzeichnen. Das muss spätestens 2 Monate nach der Veränderung des Inhalts passieren und gilt sowohl für Markenartikel wie für die Eigenmarken der Märkte. Zwar sind von der Regelung „nur“ Supermärkte mit einer Fläche von mindestens 400 m² betroffen, aber Verbraucherschützer sehen darin einen Schritt in die richtige Richtung.

In einem Bericht von MDR wird ein Blick auf die Pläne zu Shrinkflation und Verbraucherschutz in Deutschland geworfen. In dem Koalitionsvertrag der aktuellen Regierung findet sich zu dem Thema genau ein Satz: „Wir setzen uns für mehr Transparenz bei versteckten Preiserhöhungen ein“. Das soll allerdings über eine EU-Verordnung passieren: Der in einer Packung erlaubte Leerraum soll eingeschränkt werden. Von einer transparenten Kennzeichnungspflicht wie bei den Nachbarn in Frankreich fehlt jede Spur. Zusätzlich soll das Vorhaben auch erst 2030 umgesetzt werden. Wie viele Mogelpackungen bis dahin noch auf den Markt kommen, wissen nicht mal die Hersteller selbst.

Shrinkflation: Versteckte Preiserhöhungen von bis zu 90 Prozent.

Dass die Shrinkflation ein ernstes Problem für die Verbraucher ist, zeigt vor allem die Mogelpackung-Liste der Verbraucherzentrale. Für das Jahr 2025 wurden dort knapp 70 verschiedene Fälle versteckter Preiserhöhung eingetragen. Besonders oft vertreten sind auf der Liste auch große Markennamen, wie zum Beispiel:

  • Dr. Oetker (Löffelglück Kirsch Grütze, Votalis Schoko Müsli Klassisch, 4x Marmor kleine Kuchen, etc)
  • Milka (Ganze Haselnüsse, Großtafel Alpenmilch, Trauben-Nuss, etc)
  • Knorr (Penne mit Broccoli, Pasta Spinaci Käse, Pasta Carbonara, etc.)
  • Jacobs (Typ Cappuccino, 2in1 Kaffeesticks Milka und Caramel, etc)
  • Mars Company (MilkyWay Minis, Bounty Minis, M&MS Peanut Maxi, M&MS Chocolate, Mars Minis, etc)

Aber auch hauseigene Marken von Supermärkten wie „Gut und Günstig“ von Edeka oder „Beste Wahl“ von Rewe sind vertreten. Die Preiserhöhungen pro 100 g/ml Inhalt gehen dabei teilweise hoch bis zu 90 Prozent, wie das etwa bei Freeway Iso Tonic der Fall ist (+ 88,2 Prozent). Die alte Füllmenge wurde dabei im April 2025 von 750 ml auf 500 ml verringert, der Preis aber von 55 Cent auf 69 Cent erhöht.

mogelpackung liste der verbraucherzentrale screenshot jacobs knorrDie versteckten Preiserhöhungen durch Shrinkflation schwanken zwischen 10 Prozent und 90 Prozent. © Verbraucherzentrale

Die Verbraucherzentrale sagt dazu gegenüber MDR: „Wir können nachvollziehen, dass Unternehmen versuchen, höhere Kosten an Verbraucherinnen und Verbraucher weiterzugeben. Doch schrumpfende Füllmengen und der Verzicht auf wertvolle Zutaten sind der falsche Weg, um Margen zu sichern. Statt Shrink- und Skimpflation brauchen wir mehr Preisklarheit und -wahrheit!“

Für die Verbraucher heißt es in Zukunft daher: Entweder selbst die Augen offen halten und gut aufpassen oder sich auf der Webseite der Verbraucherzentrale informieren. Oft sind die Verkleinerungen des Inhalts sehr subtil, optisch ändert sich nicht viel oder gar nichts. Der Inhalt schrumpft aber immer weiter. Die aktuellste Mogelpackung des Monats kommt von Dr. Oetker.