
Anschlagsdrohungen gegen Berliner Schulen haben für Unruhe bei Schülern und Eltern gesorgt. Nun versucht die Polizei zu beruhigen: Hinweise auf Gefährdungen lägen nicht vor. Dennoch werden Beamte rund um Schulen postiert.
- seit Sonntag kursierte Nachricht mit Gewaltdrohung gegen mehr als 20 Berliner Schulen in sozialen Medien und Chat-Gruppen
- Polizei stuft die Nachricht als nicht ernstzunehmend ein
- mehr als 900 Anrufe besorgter Eltern gingen bei Polizei ein
- Verfassungsschutz untersucht, ob es sich um gezielte Aktion aus Russland handelt
Nach einer über mehrere Messenger-Dienste verbreiteten angeblichen Anschlagsankündigung gegen Berliner Schulen hat die Polizei Entwarnung gegeben. „Der Polizei Berlin liegen keine Erkenntnisse zu konkreten Gefährdungen und Bedrohungen der betroffenen oder anderer Schulen vor“, hieß es am Montagnachmittag.
Die Nachricht über angebliche Gewaltdrohungen gegen mehr als 20 Berliner Schulen war in verschiedenen sozialen Medien verbreitet worden und hatte am Morgen zu Verunsicherung unter Schülern, Lehrern und Eltern geführt. Nach Einschätzung des polizeilichen Staatsschutzes handelte es sich dabei „um ganz gezielte Falschinformationen, die Unsicherheit, Angst und Schrecken unter den Kindern, Jugendlichen und Eltern Berlins erzeugen und verbreiten sollen“.
Nachahmer verschicken weitere Drohungen
Der Hinweis sei der Polizei seit Sonntagnachmittag bekannt, sagte ein Sprecher dem rbb am Montagmorgen. Am Mittag hieß es, alle Hinweise und Anrufe seien geprüft worden, keiner habe sich bestätigt. Inzwischen gebe es auch weitere Gewaltdrohungen von Nachahmern. Ein Polizeisprecher sagte, man gehe weiterhin davon aus, dass keine Gefahr bestehe.
Gleichwohl gebe es aufgrund der Posts vermehrt Anrufe von besorgten Eltern bei der Polizei. So sind über den Notruf mindestens 900 Anrufe eingegangen, teilte die Polizei mit. Einige Eltern kündigten an, ihre Kinder nicht in die Schule schicken zu wollen.
Spezialisierte Präventionsteams an 34 Schulen
Die Polizei wies darauf hin, dass der Schulbetrieb regulär stattfindet. Wie Reporter der Deutschen Presse-Agentur an einigen Schulen beobachteten, begann der Unterricht wie gewohnt. „Wir wissen von der Geschichte. Die Polizei war auch schon hier“, hieß es etwa aus der Sophie-Scholl-Schule in Schöneberg. Vor dem Schulgebäude stand für einige Zeit ein Streifenwagen.
Die Polizei teilte schon am Sonntag mit, dass Beamtinnen und Beamte im Nahbereich von Schulen präsent sein werden, um gegebenenfalls schnell auf Vorfälle reagieren zu können. Speziell ausgebildete Präventionsteams zeigten an 34 Schulen Präsenz, hieß es am Montag. Die speziell für Schulen ausgebildeten Präventionskräfte seien vor Ort, um etwa Schulleitungen Kommunikationsangebote zu machen.
Ermittlungen wegen Störung des öffentlichen Friedens
Die Nachricht mit der Androhung wurde in mehreren Schulgruppen weitergeleitet, etliche Einrichtungen werden darin namentlich erwähnt. Nicht alle Angaben sind aktuell. So wird beispielsweise der Name des Berliner Mommsen-Gymnasiums aufgeführt, das es bereits seit 1945 nicht mehr gibt. Bei den anderen Schulen handelt es sich ebenso um Gymnasien und Gesamtschulen, aber auch einzelne andere Einrichtungen wie den Karussell e.V., einen Verein für mehrsprachige Erziehung.
Die Polizei ermittelt wegen einer Störung des öffentlichen Friedens durch eine Androhung von Straftaten. Geprüft werde nun, wer hinter der Erstellung und Verbreitung der Nachricht steckt. Die Warnung vor einem Anschlag sei über Telegram in russischer Sprache verbreitet worden, teilte die Polizei mit. Zugleich habe ein Nutzer die Polizei alarmiert.
Gezielte Aktion aus Russland?
Der Mann soll angegeben haben, er habe von der islamistischen Terrordrohung über andere Kanäle erfahren und sie dann als Warnung weitergegeben, schrieb der „Tagesspiegel“. Nach dem Bericht untersucht auch der Verfassungsschutz den Vorfall, um zu klären, ob es sich um eine gezielte Aktion aus Russland handele.
Der Landesschülerrat fordert von den Schulen eine bessere Informationspolitik bei solchen Ereignissen. „Ich finde es schon überraschend, dass die Schulen teilweise nicht selbst Entwarnung gegeben haben“, sagte der Vorsitzende Orcun Ilter der Deutschen Presseagentur. Das müsse künftig in Abstimmung mit der Polizei besser klappen. Ilter räumte aber auch ein, dass es bei solchen Fake News kein Patentrezept gebe, um künftig besser zu reagieren.
Sendung: rbb24 Abendschau, 17.11.2025, 19:30 Uhr