
Stand: 18.11.2025 06:00 Uhr
Dieses Booking hat die Jury überzeugt: Das Hannoveraner Kulturzentrum Faust ist am Montagabend in München mit dem Applaus-Award für die „Besten Livemusikprogramme“ ausgezeichnet worden. Was macht die Faust so besonders? Ein Ortsbesuch.
Freitagabend in der Faust: 650 Leute sind da, das Haus ist ausverkauft. Die schottische Soulsängerin Cara Rose ist gekommen, und die Fans freuen sich schon. Da, wo die Menschen heute feiern, wurden vor 135 Jahren Rohfedern für Kissen und Bettdecken veredelt. Nach dem Konkurs der Fabrik gründeten Bürger und Initiativen 1991 den Verein Faust e.V. – in dem Begriff stecken die Wörter „Fabrikumnutzung“ und „Stadtteilkultur“.
Bis zu 700 Veranstaltungen im Jahr – davon 165 Konzerte

Freut sich über die Aufmerksamkeit durch den Applaus-Award – und 40.000 Euro für ihren Laden: Faust-Geschäftsführerin Luna Jurado.
Der Verein bietet seitdem einen demokratischen Raum für Werkstätten, Workshops und Konzerte, sagt die Geschäftsführerin Luna Jurado. Pro Jahr fänden hier 600 bis 700 Veranstaltungen statt – am Sonnabend teilweise bis zu fünf. „Bei der Zahl der Livekonzerte bin ich so auf 165 im Jahr gekommen – und damit sind nur die in der 60er-Jahre-Halle und dem Mephisto gemeint.“ Die 60er-Jahre-Halle ist der größte Raum in der Faust – maximal 650 Personen passen dort hinein. Das Mephisto ist dagegen kleiner.
Jurado leitet das Kulturzentrum seit vier Jahren. Vor zwei Jahren änderte sie mit ihrem Team etwas an der Booking-Struktur. „Unser fest angestellter Booker ist ein Mann – und der kann gar nicht das abbilden, was junge Frauen sich wünschen. Um das so ein bisschen aufzubrechen, haben wir eine WhatsApp-Gruppe mit dem Namen ‚Hot-Shit-Booking-Ideen‘ gegründet.“ Das junge und diverse Team teilt dort seine Musikideen. Einmal in der Woche hören alle die Songs durch und schicken Anfragen an die Künstlerinnen und Künstler raus – auch an Cara Rose aus Glasgow.
„Eine tolle Energie“: Künstlerin lobt Faust-Publikum
Die Singer-Songwriterin hat am Freitag bereits zum zweiten Mal in der Faust gespielt. „Die erste Show lief richtig gut, es war ganz wunderbar“, erinnert sich die Musikerin. Damals spielte sie im Mephisto, also dem kleineren Raum. „Das Publikum war großartig, sie hatten eine tolle Energie, es war ausverkauft. Und ich wusste, dass ich wiederkommen will. Die Ticketverkäufe liefen jetzt so gut, dass sie uns in die große Halle brachten.“
Im Publikum ist heute Abend auch Anni von Klaveren. Die junge Frau hat schon viele Partys und Konzerte in der Faust erlebt und findet: „Es ist ultra wichtig, dass wir diesen Ort haben. Wie viele Menschen hier zusammenkommen, sich kennenlernen, Liebe finden, tanzen – wir brauchen die Faust in Hannover!“
40.000 Euro Preisgeld kommen nach Etatkürzungen wie gerufen
Nun hat die Faust also den Applaus-Award gewonnen – das Konzept mit den Booking-Ideen hat sich offensichtlich ausgezahlt. Neben viel Aufmerksamkeit erhält das Kulturzentrum auch 40.000 Euro. Die kämen wie gerufen nach den jüngsten Etatkürzungen in Höhe von 30.000 Euro, sagt Geschäftsführerin Lurado: „Natürlich wird ein Teil des Geldes dafür eingesetzt, dass wir uns weiterhin leisten können, auch die kleineren Shows stattfinden zu lassen. Außerdem investieren wir wie immer gern in Equipment, das wir brauchen, um besser veranstalten zu können, sei es Licht oder Ton.“
Ebenso werde in Workshops und Awareness-Strukturen investiert, um auch die nächsten Jahren bestes Liveprogramm für Hannover zu bieten.

Mit viel Herzblut betreibt Renate Marek einen Liveclub – in ihrem Lieblingsstadtteil und benannt nach ihrem Künstlernamen.