Es läuft in der Lüttich-Kaserne in Köln-Longerich. Seit dem frühen Morgen füllen hier Soldatinnen und Soldaten zusammen mit Schülerinnen vom Kölner Ursulinen-Gymnasium Paket um Paket für die Altenhilfe. Karton falten, aufs Band stellen, Lebensmittel einpacken und zum Schluss verschüren – jeder Handgriff sitzt.

Doch dann läuft es plötzlich nicht mehr: Die Schokolade fehlt. Wie das sein kann? „Eine Lieferung ist Donnerstag nicht gekommen, wurde uns aber für heute um 10 Uhr versprochen“, erklärt Julia Heinen, Vorsitzende der Rundschau-Altenhilfe. Bis dahin sollten auf die Schnelle gekaufte Tafeln überbrücken. Die sind jetzt weg, aber die anderen noch nicht da.

Schwierig. Denn das Band muss weiterlaufen, „sonst bekommen wir bis morgen Abend keine 6500 Pakete fertig“, erklärt Hauptmann Ewald Kunkel, der mit seinem Stab die Packaktion in der Bundeswehr-Kaserne organisiert. Also läuft das Band weiter – ab Paket 1001 dann eben ohne Schokolade.

Köln, RSK, Altenhilfe Paketaktion

Weihnachtsgrüße und ein wenig Glück packen Brigadegeneral Daniel Draken und Chefredakteur Dr. Raimund Neuß ins Altenhilfe-Paket

Doch davon abgesehen: „Es ist bewundernswert, wie perfekt das hier funktioniert“, sagt Dr. Raimund Neuß, Chefredakteur der Rundschau und heute zum ersten Mal am Fließband. Jedes Produkt hat seinen festgelegten Platz im Päckchen, das deshalb in einer bestimmten Reihenfolge befüllt werden muss. An seiner Station ist das Paket schon ziemlich voll. Er legt schwungvoll den Umschlag mit dem Gutschein und den Weihnachtsgrüßen oben drauf. „Die Aktion liegt uns natürlich sehr am Herzen und wir freuen uns über die Zusammenarbeit mit der Bundeswehr und auch den Schülerinnen“, sagt der Chefredakteur im Namen der Rundschau.

Pakete zu Weihnachten für ältere Menschen

Die Schülerinnen stehen vor allem am Band, während die Soldaten ihnen Nachschub von den Paletten bringen. „Das ist eine sehr schöne Aktion“, sagt die 15-jährige Rebekka Schneider, „denn jeder hat es verdient, etwas zu Weihnachten zu bekommen“. Ihre Lehrerin Ursula Müller-Huntemann hat ihnen erklärt, für wen die Pakete sind: „Für die, die sich Weihnachten nichts kaufen können. Denen dürft ihr Freude schenken.“

Seit über 40 Jahren unterstützt die Schule die Rundschau-Altenhilfe. Und schafft es immer wieder, Schülerinnen für die ungewöhnliche Aufgabe zu begeistern, denn: „Es ist eigentlich so simpel“, meint Gloria Latz, 14 Jahre alt und wie Rebekka in Stufe 9, „man packt nur Gegenstände in einen Karton – aber tut damit etwas Gutes“.

Ein Foto für die Schule: Das Ursulinengymnasium lässt seit über 40 Jahren ihre Schülerinnen an der Hilfsaktion der Rundschau-Altenhilfe teilhaben.

Ein Foto für die Schule: Das Ursulinengymnasium lässt seit über 40 Jahren ihre Schülerinnen an der Hilfsaktion der Rundschau-Altenhilfe teilhaben.

Dieses Jahr sind es durchaus besondere Gegenstände: Kölsches und Produkte aus der Region. Und so  zum ersten Mal Delikatessen der Firma Wolfram Berge mit Sitz in Nümbrecht – Kölner Schwarzbrot, Kölner Marmelade, Kölner Apfelgriebenschmalz. Salim Zor, Mitglied der Geschäftsleitung, beobachtet interessiert, wie die Gläser und Dosen eingepackt werden.

Ihm gefällt es, „dass die Menschen besondere Delikatessen bekommen“, dass die Altenhilfe auch den Bedürftigen „Genuss verschaffen“ will. Für Zor passt dieser Ansatz zum Credo der Firma: „Unsere Produkte verschaffen Genussmomente.“ Um die auch für die Ärmsten möglich zu machen, ist die Firma der Altenhilfe preislich sehr entgegen gekommen.

Die Soldaten melden sich gerne für den Dienst bei der Packaktion. An der Verschnürmaschine ist er besonders kniffelig.

Die Soldaten melden sich gerne für den Dienst bei der Packaktion. An der Verschnürmaschine ist er besonders kniffelig.

Nicht nur für den Chefredakteur, auch für Brigadegeneral Daniel Draken ist es die erste Altenhilfe-Packaktion. Der neue Standortälteste packt kölsche Glückskekse ein. „Das ist hier eine der schönsten Aufgaben, die ich geerbt habe als Standortältester,“ sagt er und muss  aufpassen, keinen Karton zu verpassen. Seit vielen Jahren packt die Bundeswehr in der Lüttich-Kaserne für die Altenhilfe an. 

Matthias Wirtz erinnert sich noch, wie es davor war: Der ehemalige Caritas-Mitarbeiter hat früher oft mit gepackt. „Das war damals noch im Butzweiler Hof mit lauter Freiwilligen.“ Heute schaut er mal vorbei, „um zu sehen, ob alles noch funktioniert“.

Besonderen Dank an die Schülerinnen und Schüler

Tut es. Und das auch dank Hauptmann a.D. Rüdiger Wenzel, der einst das System mit dem Fließband erdacht und auch heute noch ein Auge auf die Aktion hat. Die Sache mit der Schokolade sieht er gelassen: „Wir wissen, in welchen Paketen die Tafel fehlt und können sie später nachlegen.“ Wenn sie denn kommt. Und wenn es nicht mehr als 1000 Pakete werden. Wir sind bei etwa 800.

Gruppenfoto mit Paketen: Sie alle helfen dabei, alten Menschen eine Freude zu machen.

Gruppenfoto mit Paketen: Sie alle helfen dabei, alten Menschen eine Freude zu machen.

Doch jetzt gibt es erstmal ein Gruppenfoto und dann Mittagessen, Nudeln mit Gulasch oder Tomatensauce. Brigadegeneral Draken dankt allen und sagt: „Diese Aufgabe wurde mir wärmstens ans Herz gelegt, und das war nicht übertrieben.“ An die Schülerinnen richtet er besondere Worte: „Es ist ganz toll, dass ihr hier seid und euch für die Allgemeinheit einsetzt. Behaltet diesen Spirit bei!“

Mittlerweile, man glaubt es kaum, ist die Schokolade gekommen. Zwar welche für Kinder, aber egal. Von jetzt an kommt wieder je eine Packung ins Paket, nach den Glückskeksen und vor dem Gutschein. Läuft doch!