Früher Wintereinbruch?

Polarluft erreicht Hamburg: Norden steht vor eisigen Nächten

19.11.2025 – 01:38 UhrLesedauer: 3 Min.

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Starker Schneefall in Hamburg (Archivbild): Gefrierender Regen sorgt laut Deutschem Wetterdienst für Glatteisgefahr. (Quelle: Christian Charisius/dpa/dpa-bilder)

Maritime Polarluft strömt nach Hamburg: Ein Wetterphänomen in der Stratosphäre könnte eine Rolle spielen. Warum Experten dennoch zur Vorsicht mahnen.

Hamburg rüstet sich für winterliche Bedingungen. Mit einer nordwestlichen Strömung gelangt maritime Polarluft nach Norddeutschland – ein für November ungewöhnlich früher Kaltlufteinbruch, über dessen Ursachen Meteorologen derzeit diskutieren.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt konkret vor Schneefall und Glätte. Von Mittwochvormittag bis zum frühen Abend ist im Binnenland gebietsweise Schneefall mit Mengen zwischen ein und vier Zentimetern wahrscheinlich. An den Küsten droht zumindest gebietsweise Glätte durch geringen Neuschnee oder Schneematsch. Am Mittwoch beeinflusst ein Tief, das von der Nord- zur Ostsee zieht, das Wetter mit nasskalten, teils winterlichen Bedingungen.

Parallel zu diesen konkreten Wettervorhersagen beobachten Meteorologen und Klimaforscher ein bemerkenswertes Phänomen in etwa 30 Kilometern Höhe: Der sogenannte Polarwirbel – ein ringförmiges Tiefdruckgebiet in der Stratosphäre über dem Nordpol – hat seine normalerweise kreisrunde Form verloren und zeigt sich nun „bohnenförmig“. Wetter-Experte Kai Zorn verweist darauf, dass es „13 Jahre her ist, dass wir solche Möglichkeiten für Frühwinterwetter hatten“.

Doch ob der verformte Polarwirbel tatsächlich die Hauptursache für den aktuellen Kaltlufteinbruch ist, darüber herrscht in der Fachwelt keine Einigkeit. Meteorologe Dominik Jung ordnet gegenüber der „Bild“ ein: „Der Polarwirbel ist nur einer von etwa 30 Einflüssen auf unser Wetter.“ Und Diplom-Meteorologe Jürgen Schmidt gibt zu bedenken: „Gleichzeitig haben wir aber in Nord- und Ostsee, im Mittelmeer und im Atlantik noch hohe Wassertemperaturen, die Kaltluft anwärmen können.“

Klimatologe Dr. Karsten Brandt, der für die nächsten 14 Tage tatsächlich eine „wahre Wetter-Achterbahn“ erwartet, bestätigt zwar: „Wenn er merkwürdig aussieht, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass Kaltluft in den Süden vordringen kann.“ Zugleich betont er aber, dass der Polarwirbel „in keinem der vergangenen Jahre idealförmig rund“ war. Der Einfluss auf das europäische Wetter über mehrere Monate hinweg bleibt wissenschaftlich umstritten.

Die gesicherten Fakten für Hamburg liefert der DWD: Bereits in der Nacht zum Mittwoch zeigt sich das Wetter unbeständig. Bei meist starker Bewölkung treten Schauer oder schauerartig verstärkter Regen auf. Die Temperaturen sinken auf Werte zwischen vier Grad auf Helgoland und örtlich minus ein Grad an der dänischen Grenze. Im Grenzbereich zu Dänemark ist stellenweise leichter Frost gering wahrscheinlich. Der Wind weht schwach bis mäßig, an der Nordsee teils frisch aus Südwest.

Am Mittwoch selbst bleibt es bedeckt mit Niederschlägen, die teils als Schnee mit Glätte fallen. Die Höchstwerte in Hamburg liegen zwischen drei und sechs Grad. Der Wind kommt aus unterschiedlichen Richtungen und weht schwach, an den Küsten zeitweise mäßig.