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Ist die neue Staatsoper ein Duplikat aus Prag? (3 Min)
Stand: 19.11.2025 10:00 Uhr
Der Entwurf für die neue Oper in Hamburg wurde gerade erst präsentiert. Fast zur gleichen Zeit baut dasselbe Architektenbüro eine Philharmonie in Hamburgs Partnerstadt Prag an der Moldau – die Entwürfe ähneln sich. Wusste Hamburg davon?
Das Interesse an Hamburgs neuem Opernhaus ist groß, die Erwartungen waren es auch. Sie soll etwas Besonderes sein, einzigartig wie die Stadt, in der sie stehen soll. Der Entwurf des dänischen Architekten Bjarke Ingels begeistert viele. Doch die Parallelen zur Prager Philharmonie sind offensichtlich. Das ist nicht verwunderlich, denn die stammt vom selben Büro und ist ein Entwurf aus dem vergangenen Jahr.

Das geplante neue Opernhaus in Hamburg an der Elbe: Dieser Entwurf wurde vom dänischen Architekten Bjarke Ingels kürzlich vorgestellt.
Die neue Staatsoper in Hamburg sieht ein wenig aus wie eine Spirale, die Ebenen drehen sich terassenförmig nach oben. Dieses gestalterische Element hat auch die Philharmonie in Prag. Gerade die Nacht-Visualisierungen sehen sich sehr ähnlich.
Gute Handschrift kann sich öfter sehen lassen
Die Jury wusste von dem Prager-Entwurf nichts, erklärt Jurymitglied Anke Frieling (CDU). „Eine gewisse Ähnlichkeit ist nicht von der Hand zu weisen. Allerdings muss man sagen, Architekturbüros haben ihre Architektursprache und dann überrascht es nicht, dass man erkennen kann, dass es vielleicht das gleiche Büro ist.“

Die geplante Philharmonie in Prag sieht ähnlich aus wie die geplante Oper in Hamburg.
Offenkundig will sich niemand die Euphorie nehmen lassen und eine gute Handschrift kann sich eben auch mehr als einmal sehen lassen, so die einhellige Meinung in der Architekturszene. Eine Handschrift war sogar der Wunsch in der Bewerbungseinladung, sagt Gesine Weinmiller von der Hafencity Universität. „Man hat gewusst, wen man einlädt und die Handschrift ist durchaus schon woanders. Sie können auch in China ein Museum finden, das so ähnlich aussieht.“ China ist weit weg, sehr viel weiter als Prag.
Gemeinsamkeiten von Hamburg und Prag
Auf der anderen Seite ist Prag Hamburgs Partnerstadt. Prag liegt an der Moldau und Hamburg an der Elbe. Wie verbindend wäre da ein ähnliches Konzerthaus? Hamburgs Oberbaudirektor Franz-Josef Höing ist sich sicher: Verwechseln werden selbst Architektur-Banausen die Häuser nicht. „Sie unterscheiden sich in der Geometrie, in der Ausformulierung der auskragenen Dächer, in der Konstruktion, in der Gestaltung der Grünräume und in der Materialität.“ In dem einen Fall handle es sich um ein Konzerthaus und in Hamburg gehe es um eine neue Oper, schreibt der Oberbaudirektor.
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Entwurf der Bjarke Ingels Group gewinnt Wettbewerb für neue Oper (4 Min)
Hamburg: Finanzen könnten zum Problem werden
Auch der Berliner Architektur-Papst Falk Jaeger sieht in der Ähnlichkeit der Entwürfe kein Problem, wohl aber bei einem ganz anderen Punkt, nämlich den möglichen Kosten. Diese könnten aus Hamburgs Projekt dann doch noch etwas Einzigartiges machen. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass Herr Kühne nicht der sein wird, der am Schluss alles bezahlt, was über die 350 Millionen hinausgeht.“ Das werde sehr viel sein, mindestens das Doppelte, sagt Jaeger. „Das ist eigentlich ein ziemlicher Skandal, wie ich finde.“
In dem Fall könnte Klaus Michael Kühne doch noch die Reißleine ziehen, dann wäre die Philharmonie in Prag sogar der einzige Entwurf, der realisiert würde. In Prag könnte das Konzerthaus sogar schon 2032 stehen, so ist es geplant. Hamburgs Staatsoper käme erst einige Jahre später.

Der Neubau ist umstritten, aber nun steht fest, wie die neue Hamburger Oper aussehen soll. Die Meinung dazu von Peter Helling.

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