Neue Studie

Diese kreativen Tätigkeiten lassen das Gehirn langsamer altern

  • Lynn Zimmermann

19.11.2025 – 12:48 UhrLesedauer: 2 Min.

Gitarre spielen: Regelmäßiges Musizieren fördert die Hirngesundheit.Vergrößern des Bildes

Gitarre spielen: Regelmäßiges Musizieren fördert die Hirngesundheit. (Quelle: Daniel Balakov/getty-images-bilder)

Tanzen, Musizieren und Malen können mehr bewirken als nur Freude: Eine neue Studie zeigt, dass kreative Tätigkeiten die Alterung des Gehirns um mehrere Jahre verlangsamen.

Wer regelmäßig kreativ ist, bleibt im Kopf deutlich fitter. Zu diesem Ergebnis kommt eine internationale Forschungsgruppe unter Leitung des argentinischen Neurowissenschaftlers Augustin Ibanez. Besonders Tänzerinnen und Tänzer profitieren: Ihr Gehirn ist im Schnitt rund sieben Jahre jünger als das vergleichbarer Personen. Auch Malen, Musizieren und selbst Videospiele zeigen messbare Effekte. Die Ergebnisse erschienen im Fachjournal „Nature Communications“.

Um die Wirkung kreativer Aktivitäten zu prüfen, analysierten die Forscherinnen und Forscher die Gehirnaktivität von mehr als 1.400 Personen mittels einer Kombination aus Elektroenzephalografie (EEG) und Magnetenzephalographie (MEG). Mithilfe von KI-Modellen – sogenannten „Brain Clocks“ – verglichen sie das gemessene Gehirnalter mit dem tatsächlichen, chronologischen Lebensalter.

Das Ergebnis: Bei kreativen Menschen war die Differenz zwischen gemessenem und nach dem Alter der Person erwartbarem Gehirnbefund deutlich negativ – ihr Gehirn war also jünger als erwartet. Dabei gilt: Menschen, die den kreativen Aktivitäten schon lange nachgehen, also eine höhere Expertise haben, zeigen eine stärkere Verzögerung der Hirnalterung als Menschen, die gerade damit begonnen haben.

Das jüngere Gehirnalter zeigt sich vor allem in einer besseren Vernetzung einzelner Hirnareale. Derart miteinander verknüpfte Hirnareale können sich bei der Bewältigung komplexer kognitiver Aufgaben besser ergänzen. Daher waren bei geübten Kreativen etwa Rhythmusgefühl, Koordinationsfähigkeit und visuelle Verarbeitungsfähigkeit besser.

Die Studienautoren erklären: „Bislang war zwar bekannt, dass Kreativität das Wohlbefinden steigert. Aber wie genau sie das Gehirn verändert, wusste man kaum.“

Die Wissenschaftler untersuchten für die Studie vier Gruppen: Tangotänzer, Musiker und Sänger, bildende Künstler und Gamer. Besonders groß war der Effekt beim Tango: Wer regelmäßig tanzt, verjüngt sein Gehirn im Schnitt um 7,1 Jahre. Maler und Zeichner liegen mit 6,2 Jahren knapp dahinter, Musizierende folgen mit 5,4 Jahren. Sogar bei Videospielern ließ sich eine Differenz von 4,1 Jahren feststellen – vorausgesetzt, sie waren sehr geübt und spielten regelmäßig.

Und schon kurze, kreative Trainingsphasen zeigen einen messbaren Effekt. In einem zweiten Teil der Studie lernten 24 Freiwillige innerhalb von vier Wochen das komplexe Strategiespiel StarCraft II. Nach rund 30 Stunden Training war ihr Gehirn durchschnittlich 3,1 Jahre „jünger“. Je länger und intensiver eine kreative Tätigkeit ausgeführt wurde, desto stärker fiel der Effekt aus. Das zeigte sich durchweg in allen untersuchten Gruppen.

Warum gerade Tanzen besonders stark wirkt, erklären ergänzende Studien: Das Ärzteblatt zitiert vier Studien der vergangenen Jahre, in denen gezeigt wurde, dass gerade beim Tanzen viele Fähigkeiten gleichzeitig gefragt sind. Dazu zählen etwa Rhythmus, Bewegungskoordination, räumliches Denken und soziale Interaktion, aber auch das Arbeitsgedächtnis und die kognitive Flexibilität.