Raus aus dem Museum, rein in die Herrentoilette! Für
die kubanische Künstlerin Tania Bruguera steht schon seit Längerem fest, dass
die Kunst für irgendetwas gut und in jedem Fall nützlich sein müsse. Und was
könnte dringlicher, notwendiger, essenzieller sein als die menschliche
Notdurft? Schon deshalb sollte unbedingt auch eines der bekanntesten Werke des
20. Jahrhunderts, das Pinkelbecken von Marcel Duchamp, wieder zu dem werden,
was es seinem Wesen nach ist: ein Sanitärartikel zum Zwecke der Erleichterung.
Die Museen waren, wen wundert’s, nicht sonderlich
begeistert von der Idee. Doch immerhin fand Brugueras aktivistisches Denken
einige Mitstreiter im Geiste, den Künstler Maurizio Cattelan zum Beispiel. 2016
ließ er ein Klo aus 18-karätigem Gold anfertigen, und nein, er stellte es nicht
auf einen Sockel. Vielmehr ließ er in New York, im Guggenheim Museum, einen
Klempner kommen, der eine vorhandene Toilette aus- und Cattelans Werk einbaute,
damit es von den Besuchern artgerecht genutzt werden konnte. Mehr als 100.000
Menschen nahmen Cattelans temporäres Angebot an und machten aus der Kunst eine
Bedürfnisanstalt. Nie war Luxus so scheiße, nie waren sich Kunst und Kacka
näher als hier.