Berlin – Angst und Sorge bei Hunderten Berliner Eltern! Angeblich sollten muslimische Terroristen Anschläge auf Schulen geplant haben. Schnell war klar: ein übler Fake! Aber wer steckt dahinter? Die Spur könnte nach Russland führen.

Meldung wird zum Flächenbrand

Vergangenen Sonntag: Auf Telegram wird eine Terror-Warnung für Montag verbreitet, dazu eine Liste von rund 20 Berliner Bildungseinrichtungen, die vermeintlich Ziel der Attacken sein sollen.

Die Meldung wird zum Flächenbrand: Eltern- und Schul-Chats explodieren, mehr als 900 Notrufe bei der Polizei.

Die Polizei gibt Sonntagabend Entwarnung: alles Falschinformationen! Am Montag erklärt die Behörde, dass es sich bei den Nachrichten um „ganz gezielte“ Fake-News handelt, „die Unsicherheit, Angst und Schrecken unter Kindern, Jugendlichen und Eltern Berlins erzeugen und verbreiten sollen“.

Desinformation russischer Dienste?

Der Staatsschutz des Landeskriminalamtes Berlin hat die Ermittlungen wegen Ankündigung von Straftaten und Störung des öffentlichen Friedens übernommen.

Bei Telegram verbreitete der Kanal „Deutsches Kalifat“ die Namen der angeblichen Anschlagsziele

Bei Telegram verbreitete der Kanal „Deutsches Kalifat“ die Namen der angeblichen Anschlagsziele

Foto: Telegram

Auch der Verfassungsschutz soll ermitteln, so der „Tagesspiegel“. Demnach wird geprüft, ob es sich um eine Desinformationsaktion russischer Dienste handelt.

Rückverfolgung der Fake-News

Der Youtuber Lothar S. hatte den Fake-Alarm auf Telegram verbreitet. Er informierte am Sonntag die Polizei und erstellte ein eigenes Warn-Video. Gegenüber BILD erklärt er, er habe sich angeblich nicht auf die Polizei verlassen wollen, weil „in der jüngsten Vergangenheit die Behörden und auch die Polizei Warnungen ignoriert hatten“.

Was sagt er zum Vorwurf der Panikmache? „Diesen Vorwurf muss ich mir gefallen lassen. Was hätten Sie an meiner Stelle gemacht, alles laufen lassen und sich zurücklehnen?“ Auf Telegram schreibt er: „Ich entschuldige mich bei den Eltern und Kindern, die durch mein Video verunsichert wurden.“

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Woher hatte Lothar S. die Informationen? Ein Account soll die Warnung auf Russisch in seine Telegram-Gruppe geschickt haben: „Hallo, ich habe den Kanal eines Terroristen gesehen, der plant, Kinder in Berlin zu töten. Bitte leiten Sie ihn an die Lehrer weiter.“ Der Account nannte sich Natalja I. und nutzte ein Foto einer blonden Frau.

Natalja I. schickte Lothar S. angeblich auch einen Hinweis auf einen russischsprachigen Telegram-Kanal, der den angeblichen Terror angekündigt hatte. Name des Kanals: „Deutsches Kalifat“. Er hatte zu diesem Zeitpunkt laut „Tagesspiegel“ nur zwei Abonnenten. Nach BILD-Informationen wurde der Kanal erst am 14. November erstellt.

Auf dem inzwischengelöschten Telegram-Kanaltauchten auch Fotos vonangeblichen Waffen auf

Auf dem inzwischen gelöschten Telegram-Kanal tauchten auch Fotos von Waffen auf

Foto: Telegram

Inhalt: Fotos von Waffen, Schulnamen, eine Hass-Botschaft auf Russisch: „Ich habe mich dem Kalifat angeschlossen, um eine Menge deutscher Kinder in Berlin zu töten.“ Ein siebensekündiges Video, das BILD vorliegt, zeigte eine bombenartige Konstruktion. Dazu die Unterschrift: „Während eine Gruppe von Komplizen durch die Straßen patrouilliert, stellt die zweite aktiv Sprengstoff her.“

Dieses Video zeigt eine bombenähnliche Konstruktion

Dieses Video zeigt eine bombenähnliche Konstruktion

Foto: Telegram

Dieser Screenshot zeigt den angeblichen Chatverlauf zwischen Natalja I. und einem Telegram-User aus den USA – allerdings in russischer Sprache

Dieser Screenshot zeigt den angeblichen Chatverlauf zwischen Natalja I. und einem Telegram-User aus den USA – in russischer Sprache

Foto: Telegram

Beide Telegram-Accounts, der von Natalja I. und der Kalifat-Gruppe, sind inzwischen verschwunden. Wer die Accounts betrieben hat – unklar!

Diese Nachrichten schickte die Nutzerin mit dem Namen Natalja I. in die Berliner Telegramgruppe

Diese Nachrichten schickte die Nutzerin mit dem Namen Natalja I. in die Berliner Telegramgruppe

Foto: Telegram

„Passt zur hybriden Kriegsführung“

Ermitteln die Behörden in Richtung Russland? Unklar. Details zu Ermittlungen nenne man nicht, so ein Polizeisprecher.

Gegenüber BILD heißt es jedoch aus Sicherheitskreisen: „Das Vorgehen passt zur hybriden Kriegsführung Russlands. Das übergeordnete Ziel ist dabei: Verwirrung stiften, Chaos verbreiten und für Verunsicherung sorgen.“