Halle – Größenwahn oder geniale Idee? Die beiden ostdeutschen Städte Halle (Sachsen-Anhalt) und Erfurt (Thüringen) wollen den Hauptsitz der Deutschen Bahn!

Am Mittwoch stellten Halles Oberbürgermeister Dr. Alexander Vogt (47, ptl.) und sein Erfurter Kollege Andreas Horn (51, CDU) die Pläne offiziell vor – in der Lounge des halleschen Hauptbahnhofs. Beide werben dafür, dass die Bahn ihre Konzernzentrale verlegt. Immerhin sei der Bahn-Tower am Potsdamer Platz in Berlin nur gemietet.

„Wir wissen, dass der Vertrag in acht Jahren ausläuft“, erklärte Horn den Vorstoß. Beide Stadtoberhäupter seien sich einig, „dass die Konzernzentrale nach Mitteldeutschland kommen soll. Beim konkreten Standort sind wir allerdings Konkurrenten.“

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Sein hallescher Kollege Vogt: „Seit 35 Jahren gibt es die Forderung, dass auch der Osten Deutschlands mit großen Ansiedlungen bedacht werden muss. Hier ergibt sich eine großartige Gelegenheit.“ Vogt verweist darauf, dass von den 50 großen Konzernen bisher lediglich zwei ihren Sitz im Osten haben. UND: Eine Konzernzentrale im Osten sei zudem ein weiterer Beitrag, die Kosten bei der Bahn zu senken,

Kanzler Merz: „Bisher nicht auf meinem Tisch“

Bundeskanzler Friedrich Merz (70, CDU) wurde bei einem Besuch in Halle auf die Pläne angesprochen. Seine Antwort: „Das ist erst mal eine Entscheidung der Bahn. Auf meinem Schreibtisch liegt das bisher jedenfalls nicht.“

Alles Oberbürgermeister Alexander Vogt (47, ptl., r.) und sein Erfurter Amtskollegen Andreas Horn (51, CDU) wollen die Konzernzentrale der Deutschen Bahn in ihre Städte holen

Halles Oberbürgermeister Alexander Vogt (47, ptl., r.) und sein Erfurter Amtskollege Andreas Horn (51, CDU) wollen die Konzernzentrale der Deutschen Bahn in ihre Städte holen

Foto: Michael Reichel/dpa

Für die Bahn kommt das Angebot aus dem Osten überraschend

BILD erfuhr aus der Konzernzentrale: „Wir fühlen uns geschmeichelt, auf diese besondere Weise umworben zu werden“, sagte ein Bahnsprecher zu BILD. Er fährt fort: „In Halle schlägt ein großes Eisenbahnerherz.“ Die Deutsche Bahn sei in beiden Städten zu Hause – wie an so vielen weiteren Standorten in der Republik.

Doch dann die Absage: Mit Berlin und dem Bahn-Tower am Potsdamer Platz „verbindet uns als größtem Arbeitgeber der Stadt mit rund 20.000 Beschäftigten und der Nähe zu den politischen Interessensvertretungen von Bund und Ländern eine außergewöhnlich enge Partnerschaft, an der wir weiterhin festhalten.“

Kurzum: Die Standortfrage stellt sich nicht. Jedenfalls nicht für die Bahn.