Vom Frieden in der Ukraine über die Maßnahmen gegen Migranten in den USA, den Terrorismus in Nigeria bis hin zu möglichen Reisen im Jahr 2026: das waren die Themen, die Leo XIV. diesen Dienstagabend in Castel Gandolfo im Gespräch mit Journalisten angesprochen hat. Und der Papst hat auch verraten, warum die Tage in Castel Gandolfo für ihn so wichtig sind…
Vatican News
Vor den Toren der Villa Barberini beantwortete der Pontifex, wie inzwischen üblich, die Fragen der Journalisten – beginnend mit der zur Ukraine, die weiter von massiven russischen Angriffen betroffen ist. Am Vorabend des Versuchs, die Verhandlungen in der Türkei wieder aufzunehmen, wurde dem Papst die Frage gestellt, ob Gebiete an Russland abgetreten werden sollten, um den Krieg zu beenden – eine Hypothese, die kürzlich auch von US-Präsident Donald Trump in den Raum gestellt wurde. „Das müssen sie selbst entscheiden, die Verfassung der Ukraine ist sehr klar“, erklärte Leo XIV. „Das Problem ist, dass es keinen Waffenstillstand gibt, dass sie nicht zu einem Punkt kommen, an dem sie miteinander reden und sehen können, wie dieses Problem gelöst werden kann… Leider sterben jeden Tag Menschen. Ich denke, man muss auf Frieden bestehen, beginnend mit diesem Waffenstillstand, und dann muss man miteinander reden.“
Zum Nachhören – was der Papst sagte
Die Frage der Migranten in den USA
Papst Leo äußerte sich auch zur Erklärung der US-Bischofskonferenz vom 13. November zu Migranten und Asylbewerbern, die in Baltimore veröffentlicht wurde, wo die Vollversammlung der US-amerikanischen Bischofskonferenz stattfand. Zum ersten Mal seit Jahren haben die US-Bischöfe einen Hirtenbrief veröffentlicht, in dem sie sich gegen Massenausweisungen aussprechen, ihre Besorgnis über die Lage im Land zum Ausdruck bringen und bekräftigen, dass nationale Sicherheit und der Schutz der Menschenwürde nicht unvereinbar seien. Der Papst würdigte die Erklärung seiner Landsleute als „sehr wichtig“. „Ich möchte vor allem alle Katholiken, aber auch alle Menschen guten Willens auffordern, aufmerksam auf das zu hören, was sie gesagt haben. Ich glaube, wir müssen nach Wegen suchen, Menschen mit Menschlichkeit zu behandeln und mit der Würde, die ihnen zusteht,“ so seine Stellungnahme.
„Wenn sich Menschen illegal in den Vereinigten Staaten aufhalten, gibt es Möglichkeiten, damit umzugehen. Es gibt Gerichte. Es gibt ein Rechtssystem. Ich denke, dass es in diesem System viele Probleme gibt. Niemand hat gesagt, dass die Vereinigten Staaten offene Grenzen haben sollten,“ so Papst Leo weiter. „Ich denke, jedes Land hat das Recht zu bestimmen, wer, wie und wann Menschen einreisen dürfen. Aber wenn Menschen ein gutes Leben führen, viele von ihnen seit 10, 15 oder 20 Jahren, und man sie dann auf eine Weise behandelt, die, gelinde gesagt, äußerst respektlos ist – und es leider auch zu Gewalt gekommen ist –, dann denke ich, dass die Bischöfe ihre Aussagen klar auf den Punkt gebracht haben. Ich möchte alle Menschen in den Vereinigten Staaten einfach dazu auffordern, ihnen zuzuhören.“
Die Verfolgungen in Nigeria
Die nächste Frage betraf Afrika, insbesondere Nigeria: ein Land, das auch in den Appellen des Angelusgebets vom vergangenen Sonntag erwähnt wurde, und wo die Welle des Hasses und der Gewalt besonders Christen trifft: „Ich denke, dass in bestimmten Gebieten Nigerias sicherlich Gefahr für Christen besteht, aber die Gefahr betrifft alle Menschen, Christen und Muslime wurden getötet,“ stellte der Papst klar. Die Frage des Terrorismus habe mit Kriegswirtschaft und der Kontrolle von Land zu tun. „Leider sind viele Christen ums Leben gekommen, und ich halte es für sehr wichtig, dass die Regierung gemeinsam mit allen Völkern für echte Religionsfreiheit und Respekt für alle Menschen eintritt,“ so seine Forderung.
Die nächste Papstreise…
Auf eine mögliche Reise in „sein“ Lateinamerika angesprochen – beginnend mit Peru, wo er über zwanzig Jahre als Missionar tätig war –, verwies Papst Leo auf den noch vollen Terminkalender des Heiligen Jahres. „Für das nächste Jahr werden wir nach und nach planen. Ich bin immer gerne gereist. Das Problem ist nur, das mit den vielen Verpflichtungen unter einen Hut zu bringen“. Als mögliche Reiseziele nannte er unter anderem Fatima, Guadalupe in Mexiko sowie Uruguay, Argentinien – und natürlich Peru.
Die Tage in Castel Gandolfo: Balsam für Leib und Seele
Papst Leo plauderte auch aus dem Nähkästchen und beschrieb, wie er seine Dienstage in Castel Gandolfo verbringt: „Ein bisschen Sport, ein bisschen Lesen, ein bisschen Arbeit, jeden Tag gibt es Korrespondenz, Telefonate, bestimmte Angelegenheiten, die vielleicht wichtiger und dringender sind, ein bisschen Tennis, ein bisschen Schwimmen“. Auf die Frage, warum er diese „Auszeit“ von seiner wöchentlichen Tätigkeit brauche, antwortete der Papst: „Ich denke, der Mensch muss wirklich gut auf sich achten. Jeder sollte ein wenig für seinen Körper und seine Seele tun, alles zusammen. Mit tut das sehr gut.“ Es sei „eine Pause“ – so der Pontifex – „die sehr hilfreich“ sei.
Die Missbrauchsvorwürfe gegen den Bischof von Cádiz
Am Tag nach der Audienz mit der spanischen Bischofskonferenz wurde der Papst auch zum Fall des Bischofs von Cádiz und Ceuta, Rafael Zornoza, befragt, dem vorgeworfen wird, als Priester in den 1990er-Jahren einen Minderjährigen mehrfach sexuell missbraucht zu haben. „Jeder Fall unterliegt klar festgelegten Protokollen“, erklärte Papst Leo dazu. „Der Bischof selbst musste Stellung nehmen und betont seine Unschuld. Es wurde eine Untersuchung eingeleitet, und wir müssen sie ihren Gang nehmen lassen. Je nach Ergebnis wird es Konsequenzen geben.“ An die Opfer gewandt, äußerte der Papst vor allem die Hoffnung, „dass sie einen sicheren Ort finden, an dem sie sprechen und ihre Fälle vorbringen können“. Damit verbunden sei es „auch wichtig, die Prozesse zu respektieren, die Zeit brauchen, aber wir haben auch schon darüber gesprochen, dass es notwendig ist, die von der Justiz, in diesem Fall von der Kirche, vorgegebenen Schritte zu befolgen.“
(vaticannews – skr)