Frieden ist immer möglich, wenn Menschen guten Willens da sind. Davon haben wir viele getroffen. Aber sind es genug? Solange es zu wenige Menschen guten Willens bei den Verantwortlichen in den unterschiedlichen Lagern gibt, wird ein dauerhafter Friede schwierig. Der Terror der Hamas – auch gegen das eigene Volk – muss gestoppt werden. Zugleich muss den Menschen in Gaza und im Westjordanland eine Perspektive aufgezeigt werden. Dazu gehört auch, dass sie friedlich und ungestört in ihren angestammten Gebieten leben können. Erforderlich ist die Einsicht, dass auch der Andere Opfer der Gewalt ist, und, dass eine gemeinsame Zukunft nur in einem geordneten Zusammenleben möglich ist.

Die militärische Reaktion Israels auf den Hamas-Terror hat weltweit zu Attacken auf Jüdinnen und Juden geführt. Was können Christinnen und Christen tun, die so etwas mitbekommen?

Es widert mich an, dass im Kontext des terroristischen Angriffs der Hamas vom 7. Oktober 2023 Jüdinnen und Juden weltweit für das Agieren der israelischen Regierung angegriffen werden und Kritik an Israel zum Vorwand für offen antisemitische Aggressionen genommen wird. Diese Agitation – ob von rechten, linken oder zugewanderten Gruppen – ist unerträglich. Ich kann nur alle dringend dazu auffordern, klar Stellung dagegen zu beziehen und sich deutlich von Gruppen und Parteien zu distanzieren, die diesem Antisemitismus Vorschub leisten – wie zuletzt der widerwärtige Beschluss der Linksjugend (siehe Textende, Red.).

Wie haben Sie die Situation der Christen im Heiligen Land erlebt – nicht zuletzt der arabischen Christen?

Bei allen Schwierigkeiten haben wir beeindruckende und hoffnungsvolle Beispiele für ein lebendiges Engagement in den christlichen Gemeinden erlebt. Wir haben „Dienerinnen des Evangeliums“ getroffen, die in einem Dorf im Norden Israels eine wunderbare pastorale Arbeit leisten, wir haben philippinische Ordensschwestern kennengelernt, die sich rührend um Arbeitsmigrantinnen in Israel kümmern, wir haben zwei wunderbare christliche Schulen besucht, die hervorragende Bildungsarbeit leisten. Und zugleich haben wir mit zwei Weihbischöfen des Lateinischen Patriarchats gesprochen, die uns schonungslos von den Schwierigkeiten berichtet haben, die gerade bei jungen Christen dazu führen, das Land verlassen zu wollen.

Beobachter rechnen mit einer Lockerung der Reisewarnung des Auswärtigen Amtes. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht: Wie sicher war Ihre Reise? Wie ist Ihre Einschätzung?

Unsere Reise hat reibungslos funktioniert. Es gab keine gefährliche Situation. Die Menschen, gerade die Christen, die vielfach vom Tourismus leben, die Einrichtungen des Heilig-Land-Vereins in Tabgha und Jerusalem warten dringend auf Gäste. Insofern kann ich nur alle ermutigen: Nächstes Jahr in Jerusalem – wie es in einem traditionellen jüdischen Wunsch heißt.

Ihr Besuch war bewusst eine Solidaritätsreise. Was sagen Ihre Gesprächspartner – wie können die Katholiken im Bistum Münster ihre Schwestern und Brüder im Heiligen Land unterstützen?