Viele Gerüche prägen den Herbst: Laub, Regen und erste Holzkamine etwa. In Dresden stinkt es mancherorts heftig nach Erbrochenem.
Dresden.
Es ist Herbst. Und während viele – wenn das Schmuddelwetter eine Pause einlegt – auch dieser Jahreszeit seine schönen Seiten abgewinnen können, tun sich einige Dresdner gerade schwer. Denn jetzt zieht wieder ein Geruch nach Erbrochenem durch manche Straßen.
Doch der Gestank liegt mitnichten an Partygängern, die sich vor der Haustür nochmal alles durch den Kopf gehen ließen. Schuld sind zahlreiche Ginkgobäume in der Stadt.
Nach Angaben der „Sächsischen Zeitung“ gibt es davon rund 580 Stück in Dresden. Davon sorgen 191 für den penetranten Kotze-Geruch. Warum nur die und der Rest nicht? Es handelt sich dabei um weibliche Pflanzen. Nur die bilden Früchte. Und die Früchte dieser Bäume verleihen der Elbestadt jetzt in Teilen ein spezielles Aroma. Besonders betroffen: Hans-Sachs-, Bach- und Franklinstraße.
Geschlecht erst spät feststellbar
Da fragt sich so mancher: Kann man denn nicht einfach frühzeitig erkennen, welche Bäume männlich und welche weiblich sind und entsprechend nur männliche pflanzen?
Nein. Ob man es mit einem harmlosen männlichen Ginkgo oder der geruchsintensiven weiblichen Variante zu tun hat, steht leider erst sehr spät fest: Erst nach 20 bis 30 Jahren setzt die Fähigkeit der Ginkgos ein, Früchte zu bilden, lässt die Universität Münster wissen. Und dann weiß man auch erst, wer zu den Stinkern gehört.
Bliebe noch die Kettensäge. Schon seit Jahren sorgen Ginkgos wegen ihres Gestanks für dicke Luft in deutschen Städten. Ob Essen, Magdeburg, Leipzig oder Berlin – quer durch die Republik gab es bereits Unmut. Etwa in Bonn oder Aachen wurden die Stinker gefällt.
Dresdner Bäume werden nicht gefällt
Doch die Säge müssen die Dresdner Exemplare nicht fürchten. „Ginkgobäume gelten als Klimabäume“, so ein Sprecher der Stadt gegenüber der Zeitung. Besonders hitzetolerant seien sie und widerstandsfähig gegenüber Trockenheit.
Wie die Uni Münster zu berichten weiß, ist der Ginkgo zudem „in hohem Maße resistent gegenüber Pilz-, Bakterien- und Virusbefall. Bezüglich Insekten ist er einer der am wenigsten anfälligsten Bäume überhaupt. Auch Luftschadstoffe können ihm keinen großen Schaden zufügen.“
Nur mit dem Geruch nach Erbrochenem geht er Anwohnern gehörig auf den Keks. Für die will man in der Elbestadt nun ein wenig Abhilfe schaffen. In den kommenden zwei Wochen sollen die Stinkefrüchte geerntet und entsorgt werden.
Ohne Früchte dürfte die Luft in Dresden deutlich weniger dick sein – bis zum nächsten Herbst. (phy)