Kiel. Eigentlich ist der Schoolkamp in Kiel-Wellsee eine ruhige Straße. Naht die Müllabfuhr des Abfallwirtschaftsbetriebs Kiel (ABK) werden die Anwohner seit ein paar Wochen allerdings nervös. Denn seit dem Einschulungstag im September ruft der ABK immer öfter das Ordnungsamt. Und dieser verteilt nicht nur Strafzettel, sondern lässt auch den Abschleppdienst kommen.

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„Manchmal fühlen wir uns schon schikaniert.“ Mit drastischen Worten machten die Bürgerinnen und Bürger bei der jüngsten Sitzung des Ortsbeirats (OBR) Wellsee/Kronsburg/Rönne ihrem Ärger Luft. Ein Termin vor Ort ergab das gleiche Bild: Leidgeprüfte Anwohner gewährten Einblicke in ihre frustrierende Situation. Denn der Schoolkamp befindet sich in einer misslichen Lage.

Straßenproblem in Kiel-Wellsee: Kein Platz fürs Parken

Die Fahrbahn misst nach Angaben der Stadt nur 4,60 Meter, wodurch das Parken auf der Fahrbahn gemäß Straßenverkehrsordnung untersagt ist. Trotzdem wird seit Jahren meist linksseitig im Schoolkamp geparkt. Erst als 2023 Glasfaser verlegt wurde, erinnert sich Anwohner Marvin Engelmann, gerieten die Straße und ihre parkenden Bewohner ins Visier des Ordnungsamts.

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Hitzige Diskussionen im OBR folgten – insbesondere, als die Stadt im Frühjahr 2024 die geplanten Sanierungsmaßnahmen für die Straße vorstellte, in der auch die Parksituation neu gelöst wird. Doch bis zum Baustart, der wegen der angespannten Haushaltslage auf 2027 verschoben wurde, vertrauten die Anwohner auf ein persönliches Schreiben von Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD). Dieser wies darin zwar deutlich darauf hin, dass das Parken am Fahrbahnrand unzulässig sei. Dennoch versicherte er, „dass die Mitarbeiter aus der Verkehrsüberwachung weiterhin mit Augenmaß vorgehen werden“.

„Wir wurden eine ganze Zeit in Ruhe gelassen“, berichtet Engelmann. Im September wurde es seit der Einschulung aber extrem. Obwohl sich die Anwohner bemühen, an den Müllabfuhrtagen die Fahrbahn freizuhalten, rief der ABK, der für die Leerung von Restmüll-, Papier- und Biotonne zuständig ist, an gleich mehreren Tagen das Ordnungsamt. Auch an Tagen, an denen keine Tonnen geleert werden, wurde das Amt aktiv – und sorgte vollends für Frust und Verwirrung.

Schoolkamp-Anwohner hilflos: „Wo darf man überhaupt noch parken?“

Lara Fischer, erst seit Kurzem im Schoolkamp wohnhaft, kassierte prompt am Tag einer Sonderleerung einen Strafzettel. „Ich habe auch eine Abschleppandrohung bekommen“, sagt die Kielerin frustriert, die wie viele andere Anwohner nun gar nicht mehr wisse, was für den Schoolkamp gelte. Auch Nachbar Bernd Zieglitz ist ernüchtert. „Mittlerweile ist es so, dass das Ordnungsamt das Parken an allen Tagen verbietet.”

Axel Schnorrenberg, stellvertretender OBR-Vorsitzender, hat für das Verhalten der städtischen Betriebe kein Verständnis und organisiert bereits ein Gespräch mit ABK, Ordnungsamt und Anwohnern. Auch dem Ortsbeirat sei nämlich mündlich zugesichert worden, dass die aktuelle Parksituation bis zum Beginn der Sanierungsarbeiten nicht angetastet und auf Strafmandate verzichtet werde. Er finde es daher „sehr bedauerlich und wenig akzeptabel, wenn Bürgerinnen und Bürger sich nicht auf Zusagen seitens der Verwaltung verlassen können“.

Und was sagt die Stadt Kiel zur ganzen Problematik?

„Dass, beziehungsweise warum das Verhalten von Mitarbeitenden des ABK als Schikane empfunden worden sei, kann der Betrieb nicht beurteilen“, kommentiert Eske Marie Hansen vom Pressebüro der Stadt. Auch wenn die Anwohner des Schoolkamps es vielleicht anders wahrnähmen, sei die Verkehrsüberwachung dort nicht täglich im Einsatz.

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Ob ein Gespräch die Wogen glätten wird? Die Stadt präsentiert sich aufgeschlossen. Jedoch: „Den Konflikt der unterschiedlichen Interessen werden die Mitarbeitenden des Ordnungsamtes letztlich nicht zur vollen Zufriedenheit der Anwohner auflösen können.“

KN