
Stand: 20.11.2025 17:01 Uhr
In den kommenden Jahren laufen in Niedersachsen Tausende Erbpacht-Verträge aus. Die neuen Verträge orientieren sich an den aktuellen Grundstückswerten. Viele Betroffene könnten daher bald ein Vielfaches ihrer bisherigen Pacht zahlen.
Der Niedersächsische Landtag hat sich am Donnerstag mit einer Reform des Erbbaurechts auseinandergesetzt. SPD und Grüne forderten in ihrem Antrag, die Zinsen in Zukunft zu deckeln. So soll der Bodenwert künftig um die drastischen Steigerungen seit dem Jahr 2010 bereinigt werden. Stattdessen bringt Rot-Grün einen Zehn-Jahres-Mittelwert ins Spiel. Außerdem wollen die Regierungsfraktionen einen Preisdeckel, damit Pachterhöhungen nicht mehr so stark ausfallen.

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Anwohner der Jacobi-Kirchengemeinde fürchten eine drastische Steigerung ihrer Pacht. Sie wünschen sich eine einheitliche Regelung.
Landtagspolitiker eint Reformwille
Grundsätzlich unterstützen auch die Oppositionsfraktionen das Vorhaben. Der CDU-Politiker Christian Frölich kritisierte aber den geplanten Zehn-Jahres-Mittelwert: „Ein solches Vorgehen verstößt gegen geltende Rechtsnormen“, sagte er. Für Omid Najafi (AfD) spreche der Antrag zwar das richtige Problem an. Najafi forderte aber weitergehende Entlastungen. Heiko Sachtleben (Grüne) sieht in dem Vorstoß dagegen Kompromisslinien: „Es ist klar, dass die Pachtnehmer nicht mehr die günstigen Preise der Vergangenheit zahlen können. Genauso ist es aber auch nicht statthaft, dass der Pachtgeber ohne wirklichen Mehraufwand Gewinne einfährt.“

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Zehntausende Niedersachsen haben das Grundstück gepachtet, auf dem ihr Haus steht. Jetzt könnte die Pacht stark steigen.
Klosterkammer verwaltet 17.000 Erbbaurechtsverträge
Die Klosterkammer Hannover ist der größte Erbbaurechtsgeber in Deutschland. Die Landesbehörde verwaltet rund 17.000 Erbbaurechte. Die meisten davon in Niedersachsen. Sie verteidigt ihr Vorgehen. „Ohne die Einnahmen aus dem Erbbaurecht kann die Klosterkammer ihre Aufgaben nicht erfüllen. Zum Beispiel geht es um den Erhalt des verfassungsrechtlich geschützten historischen Gütererbes – mehr als 700 Denkmale in Niedersachsen.“ Die Klosterkammer kommt aber nach eigenen Angaben besonders betroffenen Erbpachtnehmern entgegen, zum Beispiel durch Sonderkonditionen.
Erbpachtnehmer berichten von explodierenden Zinsen
Zu der Landtagssitzung kamen auch Vertreter mehrerer Bürgerinitiativen. Dazu gehörte Astrid Becker aus Hannover-Kirchrode. Sie zahlt bisher 580 Euro im Jahr für ihr Grundstück. Schon bald sollen für sie 1.800 Euro fällig werden – pro Monat. Diese Summe könne sie sich nicht mehr leisten, sagt Becker: „Das Verrückte ist: Wir, die da wohnen, können es nicht zahlen und diejenigen, die es zahlen könnten, wollen nicht in so schlichten Häusern wohnen. Die sind für den Preis viel zu klein.“ Von ähnlichen Steigerungen berichteten Mitstreiter aus Osnabrück und Hildesheim. Sie hoffen nun, dass der politische Druck etwas bewirkt.

In Hildesheim, Osnabrück, Göttingen und Lüneburg sollen die neu errechneten Erbbauzinsen um ein Drittel gesenkt werden.

Die Erbbauzinsen bedrohen Existenzen, sagt ein Netzwerk von Betroffenen. Wirklich überraschend kommt die Erhöhung aber nicht.
Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 20.11.2025 | 12:00 Uhr