Hintergrund sind die Auswüchse des Ticketzweitmarkts: Händler kaufen mithilfe automatisierter Bots große Mengen an Tickets und bieten sie anschließend auf Wiederverkaufsplattformen zu massiv erhöhten Preisen an.
Strenge Regeln angekündigt
Untersuchungen der britischen Wettbewerbsbehörde CMA zeigen durchschnittliche Aufschläge von über 50 Prozent, die in Extremfällen sogar das Sechsfache des ursprünglichen Preises betragen.
Die neuen Regeln sehen u. a. vor:
- Verbot des Weiterverkaufs über dem Originalpreis
- Deckelung von Servicegebühren auf Wiederverkaufsplattformen
- Rechtliche Pflicht der Plattformen, die Einhaltung der Preisgrenzen zu überwachen
- Verbot, mehr Tickets weiterzuverkaufen, als Käufer ursprünglich erwerben durften
Hohe Strafen möglich
Die Regelungen gelten für alle Plattformen, die Tickets an britische Fans weiterverkaufen – inklusive Social Media. Verstöße können mit Strafen von bis zu 10 Prozent des weltweiten Jahresumsatzes geahndet werden.
Laut Regierungsanalyse könnten Fans so jährlich rund 112 Mio. Pfund sparen, außerdem sollen etwa 900.000 Tickets zusätzlich im regulären Vorverkauf landen.
Unterschiedliche Reaktionen
Entertainment-Gigant Live Nation begrüßt die Maßnahmen. In einem Statement heißt es:
„Live Nation unterstützt voll und ganz den Plan der britischen Regierung, den Weiterverkauf von Tickets über dem Nennwert zu verbieten. Ticketmaster beschränkt bereits jetzt alle Weiterverkäufe in Großbritannien auf den Nennwert, und dies ist ein weiterer wichtiger Schritt für die Fans – die Bekämpfung von ausbeuterischem Schwarzhandel, um Live-Veranstaltungen zugänglich zu halten. Wir ermutigen andere weltweit, ähnliche fanorientierte Richtlinien zu verabschieden.“
Allerdings untersucht die US-amerikanische Wettbewerbsbehörde FTC aktuell den Umgang von Ticketmaster mit Zweihändlern in den USA, wo diese offensichtlich weitaus mehr Tickets erwerben durften als normale Konsumenten, um sie anschließend mit Gewinn weiterzuverkaufen.
Wenig überraschend kritisieren hingegen die Zweiverkaufsplattformen Viagogo und StubHub die Pläne und warnen vor einer Zunahme von Betrugsfällen durch unlautere Angebote.
Zudem brach der Aktienkurs des börsennotierten Ticketzweitverkäufers StubHub ein. Die erst im Spätsommer gestartete Aktie notiert aktuell nur noch bei knapp 11 US-Dollar – ungefähr der Hälfte ihres Ausgabekurses.
Wegweisender Versuch
Die Maßnahmen der britischen Regierung und deren Wirkung werden mit Sicherheit international genau beobachtet werden. Sollte sich der Versuch, den Ticketzweitmarkt auf diese Weise zu regulieren, als erfolgreich erweisen, werden andere Länder folgen.
Die aktuelle Bundesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag ebenfalls Maßnahmen wie die Einführung von Preisobergrenzen für den Ticketweiterverkauf vereinbart. Details sind aber aktuell noch nicht bekannt.
Staatliche Regeln erforderlich
Der Ticketzweitmarkt bedarf jedenfalls dringend staatlicher Regulierung. Das Engagement verschiedener Künstler wie Ed Sheeran und Rammstein gegen den Ticketzweitmarkt hat bisher keinen durchschlagenden Erfolg gezeigt.
Dubiose Praktiken wie der Weiterverkauf von Tickets, die gar nicht existieren oder Angebote von Tickets für Veranstaltungen, bei denen der Weiterverkauf untersagt ist – wie jüngst die Konzerte von Radiohead – bedrohen das grundsätzliche Vertrauen der Verbraucher in den Ticketmarkt.
Die Maßnahmen der britischen Regierung werden daher wegweisend für das weitere Vorgehen in verschiedenen Ländern sein.