Boris Johnson (Archiv)

Stand: 20.11.2025 20:53 Uhr

Eine unabhängige Kommission kritisiert die frühere Johnson-Regierung für ihr Krisenmanagement während der Corona-Pandemie. Maßnahmen seien zu spät ergriffen worden.Tausende Todesfälle hätten verhindert werden können.

Eine unabhängige Untersuchungskommission wirft der früheren Regierung unter Premierminister Boris Johnson schwere Versäumnisse im Umgang mit der Corona-Pandemie vor. Die erste Reaktion auf die Ausbreitung des Virus sei „zu wenig, zu spät“ gewesen, heißt es in dem Bericht. In der damaligen konservativen Regierung habe Chaos geherrscht. Von einer „giftigen“ und „chaotischen“ Kultur in der Downing Street ist demnach die Rede.

Die Reaktion der damaligen Regierung auf den Beginn der Pandemie im Jahr 2020 sei zudem deutlich zu lasch gewesen. 23.000 Todesfälle hätten verhindert werden können, wenn der Lockdown im März 2020 eine Woche früher verhängt worden wäre.

Fehlende Dringlichkeit

Kabinettsmitglieder, aber auch wichtige Wissenschaftler, hätten zudem die Dringlichkeit vermissen lassen, die zur Bekämpfung des Virus notwendig gewesen wäre, heißt es in dem Bericht weiter. Zudem habe die Regierung die Herausforderungen und Risiken des Lockdowns nicht ausreichend geprüft – insbesondere für besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen wie Kinder und Schutzbedürftige.

Eine klare Strategie dafür, wann und wie der erste Lockdown wieder beendet werden sollte, habe gefehlt. Auch hätten die ersten Lockdowns möglicherweise kürzer ausfallen oder sogar ganz vermieden werden können.

Forderungen für die Zukunft

Der Bericht enthält darüber hinaus Empfehlungen für den künftigen Umgang mit Pandemien. Dazu zählen unter anderem die Ausweitung der wissenschaftlichen Beratergruppe, eine Reform der Entscheidungsstrukturen in Notfällen sowie eine verbesserte Kommunikation an die Öffentlichkeit – sowohl über die getroffenen Maßnahmen als auch deren Folgen.

Der britische Premierminister Keir Starmer kündigte an, den Bericht sorgfältig prüfen zu wollen und zu gegebener Zeit darauf zu reagieren.

Etwa 227.000 Menschen starben in Großbritannien an Covid-19. Damit verzeichnet das Vereinigte Königreich einen der tödlichsten Ausbrüche in Europa. Die Untersuchungskommission soll alle Aspekte des Umgangs mit der Pandemie aufklären. Die Untersuchung dauert noch an.