Ganze Generationen von Kindern in Halle und der Region sind mit ihm aufgewachsen: dem legendären Ruf „Schnickel Schnackel Strullala!“ gefolgt vom unvermeidlichen, kindlichen Protest „Nö, Nö, Nö!“. Dieses Ritual war in den letzten Jahrzehnten das unumstößliche Zeichen für den Beginn der Adventszeit im Steintor-Varieté. Doch in diesem Jahr, wenn sich am heutigen Freitagabend, dem 21. November, der Vorhang zur Premiere hebt, beginnt ein Abschied, der tiefe Spuren in der halleschen Kulturlandschaft hinterlassen wird. Die traditionelle Weihnachtsrevue, die seit 1992 unter dem Titel „Herr Fuchs“ läuft, feiert ihr großes, freiwilliges Finale. Nach den anstehenden 44 Shows verabschieden sich zwei ihrer wichtigsten Protagonisten: Helmut Rosenkranz, der seit 44 Jahren den schlauen und hinterlistigen Herrn Fuchs spielt, und Hartmut Reszel, Regisseur, Autor und Darsteller des Weihnachtsmannes. Ein wohlüberlegter und lange geplanter Generationswechsel tritt in Kraft, der die Tradition der Steintor-Weihnachtsrevue, die bis in die 50er Jahre zurückreicht, in eine neue Ära führen soll. Heute Abend um 17 Uhr ist Premiere im Steintor-Varieté in Halle (Saale).

Herr Fuchs: 44 Jahre List und Charme
Helmut Rosenkranz, mittlerweile 87 Jahre alt, verkörpert seit 44 Jahren (Damals noch Bestandteil der Vorgängershow Hoppel Poppel) die Titelfigur der Revue. Seine Interpretation des Herrn Fuchs ist untrennbar mit dem Erfolg der Weihnachtsgeschichte verbunden. Mit seiner markanten Stimme und seinem hinterlistigen Charme hat er die Figur zu einer lokalen Legende gemacht. Hartmut Reszel betonte die Einzigartigkeit dieser Verbindung: Die Figur des Herrn Fuchs sei über die Jahrzehnte so eng mit der Person Helmut Rosenkranz verschmolzen, dass es keinen Sinn ergeben hätte, einen anderen Schauspieler in das Kostüm zu stecken. „Da hätten die Leute gesagt, das ist nicht der Fuchs.“ Der Abschied ist deshalb bewusst so gestaltet, dass die Tradition weiterlebt, aber die Figur eine neue Identität erhält: In Rosenkranz’ Fußstapfen tritt Fuchs Felix, gespielt von Tillmann Meyer. Felix wurde bereits vor einigen Jahren als Assistent des alten Fuchses eingeführt, zunächst noch als kleiner Junge. Ab dem kommenden Jahr wird der Titel der Revue „Fuchs Felix …“ lauten. Für 2026 steht der Name bereits fest: „Fuchs Felix – und die Farben der Weihnacht“. Damit geht die Steintor-Tradition in ihre vierte Generation, wie Produzent Willi Neubauer anmerkte. Der Abschied des alten Fuchses wird auch in die Handlung der diesjährigen Show, „Herr Fuchs, Felix und das ewige Weihnachtswunder“, eingebettet. Die Geschichte sieht vor, dass sich Herr Fuchs aus Waumiauschnuffhausen zurückzieht, um seinen alten Freund Happ auf der Regenbogeninsel zu besuchen und dort im Liegestuhl unter Palmen das Leben zu genießen – denn er weiß: Sein junger Freund Felix, der Polarfuchs, hat in den letzten Jahren eine Menge von ihm gelernt.

Der legendäre Monolog
Was wäre der Fuchs ohne seine satirischen Spitzen auf das Stadtgeschehen? Auch in der Abschiedsshow gibt es den obligatorischen Monolog, in dem Rosenkranz’ Fuchs die lokalen und globalen Ereignisse scharfzüngig kommentiert. Ein Auszug aus dem diesjährigen Monolog: „Beim HFC ist’s umgekehrt, wie uns die Tabelle lehrt, hamm die die Krankheit in den Beinen, das ist tatsächlich das zum Weinen. Es reicht zwar für Turbine Halle, doch dann ist jede Kunst schon alle. Da wird der Aufstieg unbenommen, nicht vor 2030 kommen.“ Von der Taubenplage über das Zukunftszentrum bis zur Zeitenwende – der Fuchs spart nicht mit Ironie und Selbstironie: „Um es mal zu überspitzen, im Bunker schon mal probesitzen“ und weiter: „doch werde ich, das ist mein Trost, zum Wehrdienst nicht mehr ausgelost.“

Das Vermächtnis des Weihnachtsmannes: Hartmut Reszel
Neben Herrn Fuchs verabschiedet sich auch Regisseur und Autor Hartmut Reszel. In den vergangenen Jahren war er maßgeblich für die Geschichten verantwortlich und spielte selbst den Weihnachtsmann auf der Bühne. Nach der Abgabe der Leitung der Uni-Bigband vor zwei Jahren beginnt für ihn nun der komplette Ruhestand. Reszel blickt mit Stolz auf die diesjährige Produktion: „Ich denke, wir haben eine würdige Abschiedsshow.“ Die Geschichte für dieses Jahr sei bereits im Januar und Februar des vergangenen Jahres entstanden, die Musik dazu im Sommer 2024. Ihm war es bei der Planung seines Ausstiegs, die bereits vor fünf, sechs Jahren begann, besonders wichtig, keine „verbrannte Erde“ zu hinterlassen. Er ist fest davon überzeugt, dass Fuchs Felix die Rolle ausfüllen und die Tradition weiterführen wird: „Der macht das, was man von einem Fuchs erwartet.“ Reszel ist sicher, dass Meyer die Weihnachtsrevue mit neuen Geschichten und Abenteuern in eine neue Zeit führen wird. „Das war auch mein Ansinnen.“

Die Tradition wahren
Reszel betonte die historische Dimension der Steintor-Weihnachtsrevuen, deren Tradition bis in die 50er Jahre zurückreicht. Die Reihe begann mit „Hanepampel“, gefolgt von „Hoppel Poppel“ und seit 1992 dann „Herr Fuchs“. Ihm war es ein Anliegen, „dass diese Tradition auch weitergeht.“ Willi Neubauer, Produzent und Vorsitzender des Fördervereins, ergänzte, dass es seit 35 Jahren die Geschichten unter dem Namen „Herr Fuchs“ gebe. Trotzdem sei die Verankerung der alten Namen in der Stadt so stark, dass die Leute immer noch ankommen und „zum Hoppel Poppel“ gehen, ein alter Name aus DDR-Zeiten, der sich verselbstständigt habe. Er merkte an: „Deshalb wird es noch eine Generation dauern, bis der Herr Fuchs auf Fuchs Felix umgestiegen ist.“ Für Reszel und Neubauer steht fest: Auch wenn sich die Hauptdarsteller ändern, sollen die Hallenser gewohnt sein, „zum Fuchs zu gehen“.

Das ewige Weihnachtswunder: Die Geschichte 2025
Die Abschiedsshow „Herr Fuchs, Felix und das ewige Weihnachtswunder“ verspricht ein großes, emotionales Finale der Geschichte, die bereits im letzten Jahr mit über 50.000 Besuchern einen überwältigenden Erfolg feierte. Die Autoren Hartmut Reszel und Paul Bartsch führen die Zuschauer in ein neues Abenteuer: Die Freunde aus Waumiauschnuffhausen – Ente Watschel, Hund Lumpi, Rentier Rudi und Wichtel Witch – sind wieder mit dabei. Die Handlung konzentriert sich auf die glücklichste Ente der Welt: Watschel hat ihre allerbeste Freundin gefunden: Majla, die Weihnachtsprinzessin. Majla ist noch immer auf der Suche nach dem Geheimnis ihrer Eltern. Sie erfährt, dass ihre Tante Iris, die Regenbogenfrau (die sie einst bei den Wikingern großzog), auf dem Planeten MONOLITHO gefangen gehalten wird – vom einsamen und verbitterten Kleinen Prinzen. Rudi, das Weihnachtsrentier, macht seinen Raketenschlitten startklar, und die Freunde begeben sich auf das große Abenteuer, um Iris zu befreien und das Geheimnis um Majlas Eltern zu lüften. Nur Herr Fuchs hält sich heraus und genießt seinen Ruhestand auf der Regenbogeninsel, im Wissen um die Fähigkeiten seines jungen Freundes Felix. Am Ende bleibt die Gewissheit, mit der sich Hartmut Reszel auf der Bühne verabschiedet: „Jegliches hat seine Zeit. Nur die Zeit der Wünsche und Wunder wird es ewig geben.“

Ein Kraftakt hinter den Kulissen: Die Logistik der Magie
Die Weihnachtsrevue ist weit mehr als die prominenten Darsteller auf der Bühne – sie ist ein logistischer Kraftakt, der nur durch das außergewöhnliche Engagement vieler Helfer gelingt. In die Show sind insgesamt 450 Kinder und Jugendliche vom Tanzzentrum No.1 eingebunden. Um die jungen Talente nicht zu überlasten, treten sie in drei alternierenden Gruppen mit jeweils 150 Tänzerinnen und Tänzern im Alter von 6 bis 19 Jahren auf. Die Proben für die Choreografien zur Musik starteten bereits im Januar, gefolgt von der genauen Gestaltung und Aufteilung der Tänze im Februar.

Kurze Probenzeit, hohe Anforderungen
Was die Produktion im Steintor besonders macht, ist die extrem kurze Probezeit. Wie Reszel und Neubauer berichten, stehen für das gesamte Ensemble und die technische Umsetzung gerade einmal zwei Wochen zur Verfügung. Dies ist umso bemerkenswerter, als das Steintor-Varieté auch während der Proben und Aufführungen noch andere Veranstaltungen durchführt. Produzent Willi Neubauer erzählte von einem Verantwortlichen des legendären Friedrichstadtpalastes in Berlin, der überrascht war, dass die Hallenser das Spektakel innerhalb von zehn bis zwölf Tagen schaffen, da dort ein halbes Jahr Vorlauf nötig wäre. Victoria Troka, Chefin des Steintor-Varietés, bestätigte den großen Aufwand: Neben den 20 Mitarbeitern des Varietés, die bei jeder Show im Einsatz sind, muss die Logistik so geplant werden, dass andere Veranstaltungen möglich sind. „Da müssen immer die großen Bühnenbilder abgehangen werden.“

Der Geist des Ensembles
Der Erfolg der Revue ist auch auf das Engagement des gesamten Teams zurückzuführen, das weit über das Bühnengeschehen hinausgeht – von Tontechnikern bis zu Spotfahrern. Hartmut Reszel fasst die Stimmung hinter den Kulissen zusammen: „Ich habe den Eindruck, dass alle dafür brennen, sonst würde das auch nicht funktionieren. Man möchte das Stück unbedingt, man möchte die Tradition erhalten.“ Es sei kein normaler Job, sondern eine Arbeit, bei der „man steht da mit vollem Herzen dahinter.“ Reszel selbst, der in diesem Jahr sein 60-jähriges Bühnenjubiläum feierte, hat allein auf der Steintor-Bühne mehr als 1500 Mal gestanden. Das Varieté ist ihm wie ein Wohnzimmer, in dem er „jede Ecke und jeden Winkel“ kennt. Er blickt auf die anstehenden 44 Vorstellungen: „Ich werde das auch genießen die nächsten 44 Vorstellungen. Ich bin aber auch froh, wenn ich dann den Rucksack mit der Verantwortung am 14. Dezember hinstellen kann.“

Vorfreude und Hype: Der unübertroffene Andrang
Die diesjährige Abschiedsshow löste einen beispiellosen Ansturm auf die Tickets aus. Victoria Troka, Chefin des Steintor-Varietés, bestätigte den Hype: Der Andrang auf die Tickets sei zwar schon immer sehr groß gewesen, „doch das war in diesem Jahr Irre.“ Sie berichtete, dass die Show noch nie so schnell ausverkauft gewesen sei und man immer noch viele Anrufe erhalte, ob es nicht doch noch irgendwo Restkarten gebe. Dieser Hype unterstreicht, wie sehr die „Magie der Weihnachtsrevue“ und die Figuren um Herrn Fuchs und den Weihnachtsmann in den Herzen der Hallenser verankert sind. Mit der heutigen Premiere von „Herr Fuchs, Felix und das ewige Weihnachtswunder“ beginnt ein emotionales Kapitel, das bis zum 14. Dezember dauern wird. Es ist ein Abschied von geliebten Kindheitshelden, aber auch die feierliche Übergabe einer Tradition, die in Halle fest verwurzelt ist. Fuchs Felix steht bereit, die vierte Generation dieser bezaubernden Geschichte zu leiten und dafür zu sorgen, dass das „ewige Weihnachtswunder“ auch in Zukunft im Steintor-Varieté weiterlebt.