Auch dieses Jahr verwandeln sich die Messehallen Stuttgart in ein riesiges Testlabor für Spiele-Fans. Ein Rundgang durch die Halle der Spielemesse des Stuttgarter Messeherbst zeigt, dass Naturmotive, kooperative Formate und schnelle Reaktionsspiele besonders gefragt sind.
Naturmotive erobern Spieletische
Einer der auffälligsten Trends sind Spiele rund um Tiere und Natur. Fische, Vögel, Ameisen: Viele Verlage setzen auf botanische Illustrationen und Themen, die nebenbei Wissen vermitteln. Das macht die Spiele besonders für Familien interessant, die gemeinsam spielen und gleichzeitig etwas lernen möchten.
Ein Beispiel dafür ist „Die große Reise“ von Game Factory. Hier schlüpfen die Spielerinnen und Spieler in die Rolle von Zugvögeln und erfahren spielerisch mehr über deren Verhalten, Flugrouten und Gefahren. Die Regeln sind bewusst einfach gehalten und somit ideal für Familien mit Kindern ab etwa acht Jahren.
„Die große Reise“ von Game Factory Foto: Jovanna Imalski
Wem Zugvögel weniger liegen, der kann in „Fantastic Trails“ vom NSV Verlag als Ameise unterwegs sein. Auf verschiedenen Waldböden müssen hier möglichst lange Straßen in Form von Zahlenfolgen gebaut werden. Das Flip-and-Write-Spiel kombiniert Taktik mit kleinen Naturdetails: Straßen bauen, Honigtau sammeln, Wespen abwehren. Empfohlen wird es ab zehn Jahren.
Welche Spiele passen zu meiner Familie?
Neben dem Alter der Kinder ist vor allem die Komplexität eines Spiels wichtig. Uwe Bursig von Skellig Games erklärt auf der Spielemesse Stuttgart: „Familienspiele haben einfache Regeln und meistens eine kurze Spieldauer. Kennerspiele sind für erfahrene Spieler und greifen oft etwas tiefer. Expertenspiele sind für diejenigen, die sich gerne in Strategie einlesen und auch mal drei Stunden spielen wollen.“ Für Familien heißt das: Nicht nur nach der Altersangabe entscheiden, sondern danach, wie vertraut die Kinder mit komplexen Abläufen sind.
Ein Beispiel für ein beliebtes Kennerspiel ist „Aquaria“ von Skellig Games. Jede Person baut ihr eigenes Aquarium auf, pflegt unterschiedliche Fischarten und Wasserpflanzen und entwickelt ihr Wissen weiter, um auf der Enzyklopädie-Leiter aufzusteigen. Die meisten Kennerspiele starten ab etwa zwölf Jahren, doch für Kinder, die jünger sind und bereits Erfahrung mit strategischen Spielen haben, ist es ebenso geeignet.
Spiele für große Runden und schnelle Abende
Wer gerne in größeren Gruppen spielt, etwa bei Familienfeiern oder Kindergeburtstagen, findet ebenfalls passende Titel. Das Kartenspiel „Flip7“ von Kosmos, nominiert für das Spiel des Jahres 2025, ist schnell erklärt und bleibt bis zum Schluss unberechenbar. Bis zu 18 Personen können mitspielen: Ein Vorteil, wenn viele Kinder oder mehrere Familien zusammenkommen.
Einige Verlage sind auf der Messe mit alten Klassikern vertreten, die neu aufgelegt wurden. Was sich bei den neuen Auflagen geändert hat, erklärt Wilhelm Goschenhofer vom Kosmos Verlag: „Es gibt viele Dinge, auf die früher nicht geachtet wurde, Rot-Grün-Schwächen zum Beispiel. Das wurde aktualisiert. Ebenso die Repräsentation von Frauen: Bei dem Spielehit ‚Catan‘ werden nicht mehr nur Männer als Ritter abgebildet.“
Wilhelm Goschenhofer vom Kosmos Verlag hat mit uns über aktuelle Spieletrends und die Neuauflagen von Klassikern gesprochen. Foto: Jovanna Imalski Kooperativ statt Konkurrenzdruck
Ein weiterer Trend, der gerade bei Familien Anklang findet, sind kooperative Spiele. Hier steht das gemeinsame Lösen von Aufgaben im Vordergrund. Das ist ideal, wenn sonst Frust bei Konkurrenzspielen aufkommt. Das Spiel „Ritual“ von Strohmann Games geht dabei einen ungewöhnlichen Weg: Während des Spiels darf niemand sprechen. Kommunikation läuft ausschließlich über Aktionen und das Tauschen von Kristallsteinen. Marcel Straub sieht das als klaren Vorteil für die Gruppen-Dynamik: „Normalerweise gibt es bei Koop-Spielen schnell jemanden, der alles vorgibt. Das funktioniert bei diesem Spiel gar nicht und genau das macht es spannend.“
Reaktionsspiele feiern Comeback
Neben all den strategischen Titeln haben klassische Reaktionsspiele wieder Hochkonjunktur. „Tapple“ vom Huch Verlag fordert spontane Ideen und schnelle Hände: Zu einer Kategorie müssen Begriffe mit bestimmten Anfangsbuchstaben gefunden und auf dem Tapple-Rad bestätigt werden. Die Regeln sind unkompliziert, das Spiel kann in wenigen Minuten losgehen.
Tapple vom „Huch“ Verlag ist ein klassisches Reaktionsspiel. Foto: Jovanna Imalski Messebesuch mit Kindern: Lohnt sich das?
Die Spielemesse bietet das ganze Wochenende über ein großes Familienprogramm: Viele Workshops und Mitmachangebote für Kinder machen den Besuch lohnend. Wer vor Ort ein interessantes Spiel entdeckt, kann es direkt anspielen und sich beraten lassen. Tickets online zu kaufen lohnt sich besonders, dabei spart man etwas Geld. Für Kinder bis 15 Jahren ist der Eintritt kostenlos.
Spielemesse: 20.-23. November, Freitag 10-18, Samstag und Sonntag 9-18 Uhr, Messe Stuttgart, Flughafenstraße Stuttgart, Wochenendkarten ab 13 Euro.
Weitere Informationen zum Stuttgarter Messeherbst finden Sie unter www.messe-stuttgart.de