
AUDIO: Musik 21 Festival in Hannover: Was ist fremd, was vertraut? (4 Min)
Stand: 21.11.2025 15:19 Uhr
Fremd sein oder zugehörig – wie hört sich das in Tonsprache oder Konzertpraxis an? Das ergründet das Festival Musik 21 Niedersachsen bis Ende der Woche unter dem Titel „Mein Name ist Fremdvonhier“.
Los ging es am Donnerstagabend beim Festival von Musik 21 Niedersachsen, dem Netzwerk für gegenwärtige Musik aus Hannover, mit gleich fünf Uraufführungen in der Rampe, einem Coworkingspace für Musiker:innen in Hannover.
Komponistin Sarvenaz Safari mit neuem Stück „Password“

Fidan Aghayeva-Edler ist eine aserbaidschanische Pianistin. Sie lebt in Berlin.
Pulsierend beginnt das neue Stück der deutsch-iranischen Komponistin Sarvenaz Safari. Der zentrale Ton ist das Fis, inspiriert vom Vornamen der Pianistin Fidan. Und Fidan Aghayeva-Edler am Flügel weiß ihn gekonnt aufzufächern. Mal wird er zum Teil eines Akkords, dann wieder streift ihn eine schnelle Melodiepassage. „Password“ hat die Komponistin ihr Stück genannt, doch eindeutig wie ein Passwort, das etwas öffnet, Zugehörigkeit schafft, ist der Ton hier nicht.
„Wenn du einen einzigen Ton auf dem Klavier spielst, besteht dieser einzige Ton aus vielen Obertönen“, erklärt Sarvenaz Safari. „Wenn ich diese ganzen Obertöne wegkriege, klingt dieser Ton wie ein Sinuston. Das heißt, ein Ton besteht aus vielen Tönen, und ich versuche, bei diesem einen Ton die Lupe aufzumachen und einfach hineinzugehen.“
Musik 21: Das Bekannte reibt sich am Fremden
Was uns fremd ist, was vertraut, untersucht das Festival von Musik 21 Niedersachsen an diesem Abend in fünf neuen Stücken. Die gebürtige US-Amerikanerin Rachel C. Walker hat sich vom Klang des chinesischen Hackbretts zu einem kurzen Werk für präpariertes Klavier inspirieren lassen. In Misha Cvijovićs Komposition bewegen sich zwei umgedrehte Keramikbecher in extremer Zeitlupe über Saiten des Flügels und erzeugen ein intensives Quietschen. Auch in weiteren Formaten des Festivals reiben sich das Bekannte und das Fremde.

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„Zum Beispiel geht es beim Konzert vom Duo Santronic um zwei Santure, zwei persische Instrumente, und Elektronik. Der Instrumentalklang wird dann zum Beispiel durch Elektronik verfremdet“, sagt Ehsan Khatibi, der künstlerische Leiter. „Oder dann haben wir bei meinem Handprojekt Handtänze dabei, Hände, die sich berühren und vertraut werden oder aufeinander schlagen – Instrumentalklänge erzeugen.“
Besondere Dramaturgie – mit Obst
Nur als dumpfes Grollen, ganz leise, ist es zu vernehmen, wenn Fidan Aghayeva-Edler kraftvoll und rhythmisch das rechte Pedal des Flügels tritt, den Ton nachhallen lässt – dabei schält sie eine Mandarine. Einige Stücke später beißt sie ins Fruchtfleisch und verspeist das Obst. Eine Dramaturgie, die gewollt ist und die die Pianistin auf Bitte des serbisch-australischen Komponisten Eli Simić-Prošić entwickelt hat.
„Er hat mich gebeten, zwischen den Stücken Verbindungselemente herzustellen“, sagt Aghayeva-Edler. „Das ist nicht so wie im klassischen Konzertbetrieb: ein Stück – Applaus – ein Stück – Applaus, sondern die Stücke gehen ineinander und nutzen und bearbeiten Elemente voneinander.“ Das Konzept nutzt Eli Simić-Prošić auch für seine eigene Komposition, in der er einem Klavierstück aus einem Lautsprecher perlende Läufe live entgegensetzt. Das Fremde und das Bekannte in nachdenklicher Begegnung – ein Konzert, in dem sich viel Unbekanntes entdecken ließ.

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Musik 21 Festival in Hannover: Was ist fremd, was vertraut?
Fremd sein oder zugehörig – wie hört sich das an? Das ergründet das Festival Musik 21 unter dem Titel „Mein Name ist Fremdvonhier“.
- Datum:
- 20.11.2025, 19:00 Uhr
- Ende:
- 23.11.2025
- Ort:
-
Verschiedene Spielorte
Hannover
- Kartenverkauf:
- https://musik21festival.reservix.de/events
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