Der Chef des russischen Staatsfonds RDIF, Kirill Dmitrijew, soll laut dem „Guardian“ gemeinsam mit Trumps Sondergesandtem Steve Witkoff den 28-seitigen Friedensplan für die Ukraine ausgearbeitet haben. Der Entwurf sieht unter anderem vor, dass die Ukraine die umkämpften Regionen Donezk und Luhansk räumt, ihre Armee reduziert und Russisch als Staatssprache anerkennt.
Hinter diesem Plan stehe Dmitrijews besondere Stellung, schreibt der „Guardian“: Obwohl er kein Diplomat gelte, verfüge er über enge Kontakte sowohl zu Moskaus Machtzirkel als auch zu internationalen Akteuren. In Kiew geboren und aufgewachsen, Harvard-Absolvent und mit einer Karriere im US-Finanzsektor, habe er sich in Moskau als Leiter des RDIF eine einflussreiche Position aufgebaut. Als Bindeglied zwischen russischem Staat und internationalen Investoren gelte er als zentrale Figur innerhalb des Kremls, die wirtschaftliche Argumente und persönliche Netzwerke gezielt einsetzt, um politische Ziele durchzusetzen.
Ukraine-Update
Mit unserem Update-Newsletter zum Ukraine-Krieg erhalten Sie aktuelle Nachrichten, wichtige Hintergründe und exklusive Analysen von den Expertinnen und Experten des Tagesspiegels.
Seit Beginn des Ukraine-Kriegs steht Dmitrijew im Fokus westlicher Beobachter. Er war unter anderem an der Vermittlung des Gefangenenaustauschs um den US-Lehrer Marc Fogel beteiligt und versucht, laut „Guardian“, in Friedensfragen zwischen Washington und Moskau Einfluss zu nehmen. Dabei arbeitete er direkt mit Personen der Trump-Administration zusammen, während europäische Hauptstädte offenbar nur am Rande informiert waren.
„Dmitrijew ist rücksichtslos ehrgeizig“, zitiert der „Guardian“ eine anonyme Quelle. Er sei jemand, der sich nach internationaler Anerkennung sehne und seine Position nutze, um sowohl wirtschaftliche als auch politische Ziele durchzusetzen. Trotz seiner ukrainischen Herkunft richte sich sein Handeln stark nach den Interessen Moskaus, heißt es im Artikel.
Dem Bericht zufolge habe sich Dmitrijew schon vor geraumer Zeit daran gemacht, eine gute Beziehung zu Witkoff und anderen Maga-Persönlichkeiten aufzubauen. Innerhalb der russischen Regierung soll Dmitrijew demnach jedoch nicht unumstritten sein. So sollen er und Russlands Außenminister Sergej Lawrow im Februar vergangenen Jahres während der Friedensgespräche in Riad aneinandergeraten sein. „Dmitrijew hat sich in Russland Feinde gemacht. Aber im Moment ist er unantastbar, weil er sich für Putin als sehr nützlich erweist“, zitiert der „Guardian“ eine weitere anonyme Quelle.
Die wichtigsten Nachrichten des Tages
- Die USA drohen Insidern zufolge damit, die Weitergabe von Geheimdienstinformationen und die Lieferung von Waffen an die Ukraine einzustellen, um das Land zur Zustimmung zu einem von Washington vermittelten Friedensabkommen zu drängen. Mehr dazu hier.
- Die Aufregung über den neuen Friedensplan der USA für die Ukraine ist noch groß, da macht Washington offenbar schon den nächsten Vorstoß, um den Ukraine-Krieg zu beenden. Einem Bericht des US-Nachrichtenportals „Axios“ zufolge präsentierte eine US-Militärdelegation am Donnerstag in Kiew neben dem Friedensplan auch ein zweites Dokument. Mehr hier.
- Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat der Wert der EU-Importe aus Russland die Höhe der EU-Hilfen für die Ukraine eklatant überstiegen. Das berichtete Schwedens Außenministerin Maria Malmer Stenergard am Donnerstag vor Beginn eines Treffens der EU-Außenminister vor Journalisten. Mehr hier.
- Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will nach eigenen Worten schnell und konstruktiv mit den USA an einem Friedensplan zur Beendigung des Krieges mit Russland arbeiten, hat aber zugleich einen Verrat nationaler Interessen ausgeschlossen. Mehr dazu in unserem Newsblog.
- Selenskyj stimmt sich nach eigenen Angaben eng mit seinen europäischen Verbündeten ab, um die Positionen seines Landes in einem Friedensplan zu berücksichtigen.
- Der britische Politiker und frühere EU-Parlamentsabgeordnete Nathan Gill ist wegen Bestechlichkeit zugunsten Russlands zu zehn Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt worden.
- Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj soll einem Medienbericht zufolge noch am Freitag mit US-Vizepräsident Vance über den vorgeschlagenen Friedensplan sprechen.
- Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen hat den 28-Punkte-Plan zum Frieden in der Ukraine als „völlig untauglich“ bezeichnet. „Den 28 Punkten fehlt jedes Element für die dauerhafte Sicherheit Europas und der Ukraine“, kritisierte Röttgen am Freitag in der „Rheinischen Post“.
- Die Vertreibungen und das menschliche Leid durch den russischen Angriffskrieg haben sich laut UN in der Ukraine verschärft. Insgesamt seien nahezu zehn Millionen Ukrainer innerhalb und außerhalb des Landes auf der Flucht, teilte das UN-Büro zur Koordinierung humanitärer Hilfe (Ocha) am Freitag in Genf mit.
- Russland hat Selenskyj mit weiteren Gebietsverlusten in der Ukraine gedroht, sofern dessen Verhandlungsbereitschaft über den jüngsten US-Friedensplan ausbleibe.
- Russland hat nach eigenen Angaben rund 5000 ukrainische Soldaten am Ostufer des Flusses Oskil in der ostukrainischen Region Charkiw eingekesselt. Die Angaben von der Front konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden.
Hintergrund und Analyse Ultimatum bis Donnerstag USA drängen Ukraine wohl zu Friedensabkommen – und drohen mit Waffenstopp Russische Widerstandsikone noch immer in Haft Wer ist Naoko, die auf den Straßen von St. Petersburg gegen Putin sang? „Das ist eine Schande“ EU gibt mehr Geld für Russland-Importe aus als für Ukraine-Hilfen