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Blick in den Vorführsaal der Caligari Filmbühne in Wiesbaden. Das kommunale Kino wird saniert. Kulturamtsleiter Jörg-Uwe Funk steht auf einer Treppe der Empore bespricht mit Caligari-Leiter und Uwe Stellberger den Fortgang der Arbeiten. Im Hintergrund sind die Seitenwände mit dem neuen schwarzen Anstrich und die großen goldenen Kelch-Leuchten zu sehen. Kulturamtsleiter Jörg-Uwe Funk (l.) und Caligari-Leiter Uwe Stellberger besprechen im Kinosaal den Fortgang der Arbeiten. © Renate Hoyer

Technische Probleme bei der Lüftung führen zu längeren Bauarbeiten im traditionsreichen Kino, das nun erst Ende Februar öffnen soll.

Ein „Juwel unter den deutschen Lichtspielhäusern“, schwärmte Regisseur und Oscar-Preisträger Volker Schlöndorff; „eine Ikone unter den Kinos in Hessen“, schrieb die Frankfurter Rundschau einst. Vor wenigen Tagen hat die Caligari Filmbühne in Wiesbaden beim Kinopreis des Kinematheksverbundes den zweiten Platz In der Kategorie „Kino, das zurückblickt“ gewonnen. Es ist eine von vielen Auszeichnungen für das kommunale Lichtspielhaus – das derzeit allerdings eine Baustelle ist.

Zu sehen ist der Eingangsbereich der Caligari Filmbühne in Wiesbaden. Auf dem Boden steht eine Bauwanne mit Schutt, daneben liegen Kabelkanäle. Die Wände , gestrichen in leuchtendem Gelb, sollen werden diese Farbe behalten. Ende Februar soll das Kino wieder öffnen. © Renate Hoyer

„Die Lüftungsanlage ist das größte Problem“, beschreibt Kulturamtsleiter Jörg-Uwe Funk. Das, was hinter den Wänden verborgen lag, entspricht weder modernen Brandschutz- noch Hygieneanforderungen. Derzeit simuliert eine Firma die Luftbewegungen im Saal: Es geht darum, Kälte und Wärme effizient zu verteilen. Noch wird getüftelt und gerechnet.

Teppiche und Bestuhlung fehlen

Caligari-Leiter Uwe Stellberger zeigt eine Wand, hinter der sich ein Hohlraum befindet, der bis zum Keller reicht. „Solche und andere Überraschungen finden sich im gesamten Hauskomplex.“ Der reicht vom Marktplatz bis zur Wilhelmstraße. Eigentümerin ist heute die städtische Wibau. Seit seiner Errichtung ist das Gebäude immer wieder baulich verändert worden – es wurde angebaut und abgetragen, aber nur wenig dokumentiert.

Die Caligari Filmbühne hat eine wechselvolle Geschichte: Das frühere „Ufa im Park“ wurde 1926 als Stummfilmtheater im neogotischen Stil erbaut. In den Nachkriegsjahren nutzten die Amerikaner das Kino. 1955 wurde es grundlegend umgestaltet. In den Jahren 1999 und 2000 hat die Stadt Wiesbaden das Caligari in zwei Bauabschnitten für rund 3,5 Millionen Mark renoviert. Der Kinosaal bietet auf Parkett und Rang insgesamt 425 Besucherinnen und Besuchern Platz.

Deutsches Fernsehkrimi-Festival vorsichtshalber verschoben

Aber im Moment fehlen Teppiche und Bestuhlung. Die Sessel erhalten nach 25 Jahren neue Polster und Bezüge. Der Saal wirkt ohne deren opulentes Samtrot ungewöhnlich nüchtern, nur die goldglänzenden Kelch-Leuchten an den Wänden, die Blätter an der frisch gestrichenen Rabitz-Decke und das matte Schwarz der Wände lassen etwas vom ursprünglichen Glanz erahnen. Dabei, erzählt, Uwe Stellberger, sei es gar nicht einfach gewesen, den passenden schwarzen Farbton zu finden.

Barrierefreiheit und Energieeffizienz

Wenn die Arbeiten abgeschlossen sind, werden die Gäste zwar einen sanierten, aber vom Dekor und der Farbgebung unveränderten Saal vorfinden. Die Caligari Filmbühne, benannt nach dem expressionistischen Stummfilm „Das Cabinet des Dr. Caligari“, ist denkmalgeschützt. Mit der Sanierung sollen die Barrierefreiheit – unter anderem mit neuen technischen Möglichkeiten für Hörgeschädigte – und die Energieeffizienz verbessert werden.

Das Repro eines historischen Fotos der Caligari Filmbühne in Wiesbaden zeigt das Kino, eröffnet 1926, in seiner ursprünglichen Ausstattung. Damals war die Dekoration schlichter. Ein Vorhang verdeckt die große Leinwand des Stummfilmkinos. Das Repro eines historischen Schwarz-Weiß-Fotos zeigt das Kino, eröffnet 1926, in seiner ursprünglichen Ausstattung. © Renate Hoyer

Wenn nichts mehr dazwischenkommt, ist die Sanierung Ende Februar fertig. Das Deutsche Fernsehkrimi-Festival, ursprünglich für März geplant, wurde vorsichtshalber in den Mai verlegt. GoEast – das Festival des mittel- und osteuropäischen Films – soll Ende April als Erstes im restaurierten Caligari laufen.

Kulturamtsleiter Funk und Kinochef Stellberger bleiben zuversichtlich. Vielleicht auch, weil man sich in einem Kino, das so viel Geschichte überstanden hat, von ein paar alten Lüftungsschächten nicht entmutigen lässt.