Eigentlich hatte Dynamo Dresden in Bochum keine Chance. Doch die nutzte der Aufsteiger, gewann beim VfL überraschend mit 2:1.

„Wenn du dich in vielen Spielen zuvor nicht belohnst, tut das einfach gut“, atmete Trainer Thomas Stamm merklich auf.

Aber was war das für ein irrer Abend! Schon die Aufstellung von Stamm sorgte für allgemeines Staunen. Der ließ Top-Torjäger Christoph Daferner draußen, brachte stattdessen Vincent Vermeij.

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Verrückt: Stamm verhalf auch noch Youngster Friedrich Müller (19) zum Profi-Debüt. Er bekam in der Innenverteidigung den Vorzug vor dem erfahrenen Lars Bünning. Nur zum Verständnis: Müller spielte in dieser Saison bisher mit dem U23-Team in der Landesliga gegen Tanne Thalheim oder Lipsia Eutritzsch.

Was dann in Halbzeit eins im Ruhrstadion passierte, war mindestens genauso überraschend, wie die Aufstellung. Nach kurzer Bochumer Druckphase übernahm Dresden das Kommando. Die Abwehr stand, Bubi Müller überzeugte – und Vermeij traf.

Sein Premieren-Treffer für die SGD kurz vor der Halbzeit war sogar schon das 2:0, weil zuvor Alexander Rossipal die Führung besorgte. Pausen-Fazit: Stamm, der nach zuletzt neun Spielen ohne Sieg unter Druck und in der Kritik stand, hatte erstmal alles richtig gemacht.

Die Dresdner um Spielmacher Niklas Hauptmann legten den Grundstein für den Sieg in einer starken ersten Halbzeit

Die Dresdner um Spielmacher Niklas Hauptmann legten den Grundstein für den Sieg in einer starken ersten Halbzeit

Foto: Hendrik Gräfenkämper/Jan Huebner

Nach dem großen Staunen war dann allerdings das große Zittern angesagt. Die zweiten 45 Minuten das absolute Kontrastprogramm vom mutigen Auftritt der ersten Halbzeit. Bochum machte Druck, Dynamo rannte nur noch hinterher.

Als der VfL durch Lenz zum 1:2 traf (58.), schwante wohl den meisten der 2500 Dynamo-Fans nichts Gutes. Und als dann auch noch der sonst souveräne Keeper Lennart Grill nach bösem Patzer einen Elfer verursachte, schien alles seinen gewohnten Lauf zu nehmen.

Doch erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Bochums Onyeka haute den Elfer tatsächlich neben das Tor – und Dynamo hatte endlich mal das Glück des Tüchtigen, verteidigte den so kostbaren Vorsprung mit Mann und Maus irgendwie über die Zeit.

Sieg nur 61 Kilometer von Uerdingen entfernt

Torschütze Vincent Vermeij, dessen Außenrist-Treffer fast schon ein Kunstwerk war: „Extrem wichtige drei Punkte. Wir hatten in den letzten Wochen genug Pech. Diesmal haben wir es trotz vieler Probleme gezogen. “

Und so sorgt Dynamo Dresden gerade in Bochum für eine faustdicke Überraschung, vielleicht sogar für ein kleines Wunder. Und das gerade mal 61 Kilometer von Krefeld entfernt. Dort waren die Schwarz-Gelben 1986 beim „Wunder von der Grotenburg“ nach einer bis heute schmerzenden 3:7-Pleite gegen Bayer Uerdingen aus dem Europapokal ausgeschieden.

39 Jahre später könnte der Sieg im Ruhrpott ein ganz wichtiger Wendepunkt im Kampf um den Zweitliga-Klassenerhalt gewesen sein. Und vielleicht auch eine ganz kleine Genugtuung für die Schmach von Uerdingen…