Top 40 unter 40
Airbus-Chefaufseher Obermann warnt vor Krieg mit Russland: „In wenigen Minuten tot“
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René Obermann warnt beim „Top 40 unter 40“-Gipfel von Capital vor einem möglichen Stellungskrieg mit Russland. Europa sei darauf kaum vorbereitet, sagte der Aufsichtsratschef des Rüstungskonzerns Airbus
Airbus-Aufsichtsratschef René Obermann hat vor einer massiv wachsenden Bedrohung durch Russland gewarnt und eine deutlich schnellere Reaktion Europas gefordert. Russland rüste derzeit „weit über den Bedarf in der Ukraine hinaus“ auf, sagte Obermann beim „Top 40 unter 40“-Gipfel von Capital in Berlin. Die Kommandostrukturen entlang des Baltikums würden verdichtet und taktische Nuklearwaffen in Belarus stationiert. Zugleich nehme die Zahl hybrider Attacken zu – von Cyberangriffen über Spionage bis zu Sabotage kritischer Infrastruktur. Allein in den vergangenen zwölf Monaten seien sechs Unterseekabel beschädigt worden.
Europa müsse angesichts dieser Lage glaubwürdige Abschreckungsfähigkeit herstellen. „Wie wehrhaft wird Europa sein, wenn sich Russland entscheidet, an der Nato-Ostflanke anzugreifen?“, fragte Obermann vor jungen Spitzenkräften aus Wirtschaft und Politik. Die Analyse des Top-Managers fiel düster aus: Europa sei derzeit nicht in der Lage, einem Stellungskrieg entlang der 1200 Kilometer langen Nato-Ostflanke standzuhalten. „So wie wir heute aufgestellt sind, stehen unsere Streitkräfte dem Gegner gegenüber, können sich nicht bewegen und sind im Prinzip in wenigen Minuten tot“, warnte Obermann wörtlich.
Airbus: René Obermann fordert europäisches Palantir
Als zentrale militärische Fähigkeit bezeichnete er die Herstellung von Luftüberlegenheit. Europa müsse in der Lage sein, Angriffe früh zu erkennen, Daten schnell auszuwerten und Entscheidungen in Echtzeit zu ermöglichen. Dafür sei eine moderne Cloud-Infrastruktur unabdingbar. Im Vergleich zu Lösungen aus den USA wie etwa der Palantir-Plattform habe Europa technologisch „überhaupt nichts“ anzubieten.
14. November 2025,09:22

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Obermann verband die sicherheitspolitische Analyse mit deutlicher Kritik an Politik, Verwaltung und Industrie. Trotz des Sondervermögens von 500 Mrd. Euro sei „noch nicht viel da angekommen, wo es gebraucht wird“. Sowohl zu langsame Prozesse als auch zu geringe technologische Fähigkeiten hemmten die Verteidigungsbereitschaft.
Alternative zu Wehrpflicht
Geld allein aber werde die Probleme nicht lösen: „Wir brauchen Tech-Kompetenz an den entscheidenden Stellen. Wir brauchen Geschwindigkeit und wir brauchen schnell Produktionskapazität.“ Anstelle einer Wehrpflicht plädierte Obermann zudem für eine sogenannte „Dienstpflicht“, die alle Männer und Frauen für wichtige Aufgaben auch jenseits der Bundeswehr verpflichtet. Als Beispiel nannte er den THW im Bereich Katastrophenschutz.
Scharfe Kritik äußerte Obermann an der deutschen und europäischen Russlandpolitik früherer Jahre. Die sogenannte Friedensdividende sei zu einem „gefährlichen Mindset“ geworden. Man habe geglaubt, wirtschaftliche Stärke allein reiche aus, um global relevant und einflussreich zu bleiben. Industrie und Politik hätten zu lange an der billigen Energie aus Russland festgehalten und versäumt, Notfallpläne zu entwickeln. Dies räche sich nun, sagte er.