Alles schön, alles neu, alles viel wertiger: Wenn man der Sprecherin der Hammer Raumstylisten GmbH Glauben schenkt, dann steht Hammer nach seiner Insolvenz nun vor einer goldenen Zukunft. Oder besser gesagt das, was von Hammer noch übrig geblieben ist. Die Versprechen für die Perspektive des Unternehmens und damit auch den Markt in Künsebeck klingen neblig bis wolkig.

„Wir verabschieden uns vom klassischen Fachmarktkonzept und entwickeln ein modernes Alles-aus-einer-Hand-Angebot. Im Mittelpunkt stehen künftig unsere Raumausstattungs-Handwerksleistungen, die wir durch ein sorgfältig ausgewähltes Warenangebot ergänzen“, teilte eine Sprecherin meinem Kollegen Uwe Pollmeier auf Anfrage jetzt mit. Wenn man sich diese Sätze mal genauer anschaut, dann hätten sie in den vergangenen 34 Jahren auch für den bestehenden Hammer Markt in Halle-Künsebeck gelten können. Denn der war ja schließlich über viele Jahre ein funktionierender Fachmarkt.

Jetzt wird die Ware so schnell verramscht, dass selbst die Mitarbeitenden kaum noch hinterherzukommen scheinen. 50 Prozent auf vieles – bei Nachfrage eigentlich auch auf alles. Da werden Rabatte kurzfristig noch mal großzügig erhöht – aber von wem eigentlich? Verschiedene Quellen berichten von einer auf den Verkauf von Insolvenzwaren spezialisierten Firma, die nun die Regie übernommen habe. Dazu würde auch passen, dass man jetzt an eigens bereitgestellten Terminals nur noch mit Karte zahlen kann.

Hammer-Mitarbeitenden in Halle im Ungewissen

Aber die Sprecherin dementiert, dass ein weiterer Betrieb in den Verkauf eingebunden sei. Ist das nun spitzfindig, weil doch irgendwelche unternehmensrechtlichen Beziehungen zwischen der verkaufenden Firma und Hammer bestehen? Oder haben sich die Mitarbeitenden so schwer in ihrer Wahrnehmung getäuscht? Letzteres scheint doch schwer vorstellbar.

Räumungsverkauf: Unsichere Zukunft für den Hammer Markt in Halle

Überhaupt, die verbliebenen Mitarbeitenden. Sie sind in der aktuellen Situation wie so oft sicherlich am meisten zu bedauern. Weil sie gar nicht so genau zu wissen scheinen, was um sie herum gerade passiert. Die ehemalige Filialleiterin ist abgelöst worden, und auf die Frage, wie es weitergeht, wird über „mehr so in Richtung Dienstleistungsschiene“ spekuliert. Aber müssten diejenigen, die künftig Ware verkaufen, Beratung leisten und vor allem besagte Dienstleistungen erbringen, nicht längst wissen, wo der Hase lang läuft?

Am Tag nach der HK-Anfrage zum Markt in Künsebeck hat Hammer übrigens Pressemitteilungen an die Regionen seiner Standorte rausgeschickt – und die großen Pläne für das neue Unternehmensprofil noch einmal bekräftigt. Irgendwie wirkt das alles wie Informationspolitik in Scheibchen.

Rabattschlacht in Halle und ungewisse Perspektiven für Belegschaft

Hammer ist insolvent, daran lässt sich nicht rütteln. Über die Gründe dafür lässt sich mit Sicherheit diskutieren und auch darüber, ob diese Pleite womöglich vermeidbar gewesen wäre. Außer Frage steht allerdings, dass die Kommunikation mangelhaft ist. Im Handstreich wurden knapp 70 Filialen dichtgemacht. Und jene Mitarbeitenden, die vermeintlich feiern durften, dass sie ihren Markt und ihren Job behalten – so wie die in Halle-Künsebeck –, finden sich nun mitten in einer Rabattschlacht wieder, von der zuvor keine Rede war.

Nach Insolvenzantrag: Haller Hammer-Markt bangt um Existenz

Irgendwie schimmert durch diese Hauruck-Maßnahmen eine Strategie hindurch. Die Öffentlichkeit und selbst die Mitarbeitenden wissen heute nicht, was aus Märkten wie dem in Halle wird. Die Verantwortlichen vermutlich schon. Interessant ist die Antwort der Sprecherin auf die Frage meines Kollegen zu den Gerüchten, dass ein Teil der bisherigen Immobilie vermietet werden solle. „Zum aktuellen Zeitpunkt“ könne man eine Verkleinerung des Marktes nicht bestätigen, heißt es. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Zumindest dieser Tage bei Hammer.

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