Es ist eine Frage, die durchaus ihre Berechtigung hat. Denn dass die B2-Brücke über den Agra-Park marode ist und zeitnah ersetzt werden musste, das ist schon seit über zehn Jahren klar. Wie sehr dieser Brückentypus unter Druck steht, hat der Einsturz der Carolabrücke 2024 in Dresden gezeigt.

Seitdem stehen solche Brückenbauwerke in Sachsen unter besonderer Beobachtung. Und die jüngsten Untersuchungen haben gezeigt, dass die Agra-Brücke wohl keine zehn Jahre mehr durchhält. Pläne für einen Nachfolgebau liegen aber nicht vor.

Weder für eine neue Brücke noch für Tunnel- oder Troglösung. Obwohl die Tunnelvariante seit 2018 auf dem Tisch liegt und der Bund 2020 auch seine Unterstützung zugesagt hat.

Aber die Zeit wurde nicht einmal für die notwendigen Planungen genutzt. Was auch wieder mit der deutschen Verkehrspolitik zu tun hat und dem Festhalten an teuren, alten Autobahnprojekten, die den Bundesverkehrswegeplan bis in die 2030er Jahre hinein verstopfen.

Für den Erhalt der Infrastruktur fehlt schlicht das Geld

Ein Bundesverkehrsminister nach dem anderen machte Klientelpolitik für eine Autogemeinschaft, die bis heute meint, man könne die deutschen Verkehrsprobleme nur dadurch lösen, dass man immer mehr und immer breitere Autobahnen baut.

Während das Geld für den dringenden Ersatz älterer Brückenbauwerke einfach fehlt. Man hat einfach aus dem Blick verloren, dass einmal gebaute Infrastrukturen nach einigen Jahrzehnten entweder gründlich saniert oder komplett ersetzt werden müssen. Und so bröckeln im Autobahnland Deutschland die Brücken zu tausenden vor sich hin.

Und aus dem perspektivischen Planen für einen Agra-Tunnel irgendwann in den 2030er Jahren wurde nun ein Handlungsdruck, in dem Sachsens Infrastrukturministerin Regina Kraushaar nur noch eine Möglichkeit sieht, schnell zu handeln: den Neubau der B2 an dieser Stelle wieder als Brücke. Das geht planerisch schneller. Und kostet deutlich weniger.

Tunnellösung einfach vertrödelt?

Doch im Streit um die marode Brücke über den Agra-Park bezieht nun auch die Leipziger SPD-Fraktion Position für die Tunnellösung und unterstützt die Forderungen nach der Einhaltung von Absprachen.

„Seit mehr als einem Jahrzehnt ist klar, dass die Brücke bröckelt – die Planungen für einen Tunnel wurden von der CDU so lange verhindert, bis Gefahr im Verzug ist und nun belehrt man uns, dass die Zeit für Diskussionen vorbei sei“, fordert SPD-Stadtrat Marius Wittwer den Freistaat auf, endlich den Weg für eine Tunnel- oder Troglösung an der maroden Agra-Brücke freizumachen. „Das ist ein Schlag ins Gesicht für die Menschen, die sich seit Jahrzehnten für den Agra-Park einsetzen.“

Seit Jahren liege die Tunnellösung auf dem Tisch – 2018 vorgeschlagen, 2020 vom Bund bestätigt. Seit 1976 zerschneidet die umstrittene Brücke den historischen Agra-Park (früher Herfurth´scher Landschaftspark) der auf Leipziger und Markkleeberger Stadtgebiet liegt. Die aktuelle Brücke ist aufgrund mittlerweile massiver Schäden nur noch eingeschränkt befahrbar; ein Rückbau ist unausweichlich.

„Wer der Bevölkerung jetzt erzählt, dass das jetzt alles unrealistisch sei, hatte offenbar nie Interesse, dieses Problem im Sinne der Menschen vor Ort zu lösen“, betont Wittwer. „Wir brauchen diese wichtige Verkehrsverbindung dringend. Das Ergebnis dieser Verhinderungspolitik ist, dass wir jetzt eine desolate Brücke haben und keine Vorplanungen für einen Tunnel.“

Die Zeit läuft

Seit mehr als 10 Jahren setzen sich viele Menschen in Leipzig und Markkleeberg für einen Tunnel ein, auch um die Lebensqualität an dieser Stelle zu verbessern. Die aktuelle Brücke ist aufgrund massiver Schäden nur noch eingeschränkt befahrbar.

Auf rund 140 Millionen Euro schätzt die Sächsische Staatsregierung den Bau eine Tunnellösung. Eine neue Brücke wäre für einen Bruchteil der Summe zu haben. Aber das letzte Wort hat – da über die Brücke die Bundesstraße B2 führt – der Bund.

Die SPD-Fraktion fordert den Freistaat auf, endlich eine Finanzierungsvereinbarung mit dem Bund abzuschließen und die Planung für den Tunnel sofort aufzunehmen. „Viel Wasser ist die Pleiße hinuntergeflossen und kein Plan steht“, kritisiert Wittwer.

„Wir fordern erste Ergebnisse des Tunnel- oder Trogbauwerks bis Weihnachten und eine aktive Verkehrslenkung, um den Verkehr aus und nach Leipzig zu entlasten.“