Er ist einer der traditionsreichsten Fastnachtsvereine von Mainz, und gehört doch zu den jungen Kreativschmieden: Der Gonsenheimer Carneval Verein (GCV) hat in den vergangenen zehn Jahren ein wahres Feuerwerk an neuen Eventformaten erfunden: Stehung, STREAMung, Narrenschau, dazu den SSC Song Contest und dazu die sensationelle GCVrau im vergangenen Jahr – kein anderer Fastnachtsverein in Mainz sprüht so vor Ideen. Für die Kampagne sieht man sich bei den „Schnorreswacklern“ denn auch gut aufgestellt, die Highlights gleich zu Jahresbeginn: Die GCVrau kehrt für eine zweite Ausgabe zurück, und beim SSC Song Contest dürfen „Dobbelbock“ wieder antreten.

Die GCVrau, die erste Fastnachtssitzung komplett aus Frauenhand, begeisterte im Januar 2025 aus dem Stand heraus. - Foto: gik Die GCVrau, die erste Fastnachtssitzung komplett aus Frauenhand, begeisterte im Januar 2025 aus dem Stand heraus. – Foto: gik

Es war die Sensation der Fastnachtskampagne 2025 in Mainz: Eine Sitzung, ausschließlich von Frauen gemacht und nur mit Frauen auf der Bühne – das gab es bislang im eher Männer-lastigen Fastnachtsmainz so noch nicht. „Der Gonsenheimer Verein wird vogelfrei und lässt endlich mal uns Frauen machen“, rief die Moderatorin Teresa Betz im Januar 2025 in das Alte Postlager – und rund 400 Zuschauer jubelten und feierten die furiose Premiere einer komplett weiblichen Fastnachtssitzung.

Nun kehrt die GCVrau nach dem großen Erfolg für eine zweite Ausgabe zurück. Am 9. Januar heißt es erneut im Alten Postlager am Mainzer Hauptbahnhof: Willkommen zur Sitzung der GCV-Frauen für alle. „Wir wollen die Frauen in der Mainzer Fastnacht stärken und zeigen, dass Frauen nicht nur Ballett und Gesang können, sondern auch Büttenreden halten reden – und sich hinter den Männern in keinster Weise verstecken müssen“, betonte nun Franziska Klein bei einem Pressegespräch des GCV.

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GCV: Generationswechsel und zweite GCVrau 2026

Auch bei ihr sei es so gewesen, dass sie jahrelang im Ballett getanzt habe, danach aber gedacht habe: „Hey und was mache ich jetzt…?“ Das Bedürfnis, weiter auf der Bühne zu stehen, und sich im Verein für die Fastnacht zu engagieren, sei da gewesen – wie ihr ging es noch mehr jungen Fastnachts-Frauen. Ende 2024 fand sich dann ein Team von vier GCV-Frauen zusammen, das die erste „GCVrau“ auf die Beine stellte – mit überwältigendem Erfolg.

James Bond ist weiblich, die Fastnacht beim GCV auch: Das >Ballett der Füsiliergarde mit einer furiosen Nummer bei der GCVrau. - Foto: gikJames Bond ist weiblich, die Fastnacht beim GCV auch: Das >Ballett der Füsiliergarde mit einer furiosen Nummer bei der GCVrau. – Foto: gik

In diesem Jahr sei das Interesse auch von vielen Frauen groß, ebenfalls mit zu machen, berichtete Klein „Wir haben Probleme, das Programm so knapp zu halten, wie wir wollen.“ Die GCVrau solle eben keine klassische Damensitzung sein, sondern moderner, jünger und  peppiger, dazu auch kürzer als klassische Fastnachtssitzungen. Dafür sei man auch eigens mit dem Alten Postlager auf eine neue Location ausgewichen. „Die Sitzung hat ganz klar gezeigt: es gibt genug Frauen, um einen ganzen Abend zu gestalten“, sagte Christoph Häusl vom GCV-Vorstand: „Das ‚Problem‘ mit den Frauen war eigentlich ein Problem in den Köpfen der Männer.“

Beim GCV mache man zwar Fastnacht seit 1892, aber mit dem Anspruch: „Wir machen Fastnacht neu“, sagte Geschäftsführer Andreas Müller. In den vergangenen fünf bis zehn Jahren habe der altehrwürdige Verein einen Generationswechsel erlebt, bei dem altgediente Fastnachtsstars wie Hans Peter Betz und Michael Emrich das Szepter an jüngere Nachfolger weitergegeben hätten. Heute verantwortet eine jüngere Riege um bekannte Fastnachter wie Thomas Becker und Christian Schier als Programmchefs und mit Martin Krawietz als Präsident die Ausrichtung der verschiedenen Programmformate.

 

„Dobbelbock“ beim SSC Song Contest zurück im Wettbewerb

Und die sind so breit gefächert wie in wohl keinem anderen Mainzer Fastnachtsverein: Vor 14 Jahren wurde hier mit der „Stehung“ das hochgradig beliebte Fastnachts-Musik-Event erfunden, inzwischen füllt das Format die Rheingoldhalle mit 3000 Plätzen und ist jedes Jahr restlos ausverkauft. Auf der Stehung gibt sich die gesamte Musikszene der Fastnacht die Ehre, die vor vier Jahren in der Coronazeit durch den Stehung Vision Song Contest SSC ergänzt wurde: Seither wählt Mainz jedes Jahr zu Beginn der Kampagne den besten neuen Fastnachtssong der jeweiligen Kampagne – ein echter Booster für die Musikszene in der Mainzer Fastnacht.

Die junge Truppe von "Handkäs und sei Mussig" gewann den SSC Song Contest 2025. - Foto: gikDie junge Truppe von „Handkäs und sei Mussig“ gewann den SSC Song Contest 2025. – Foto: gik

Im kommenden Jahr dürfen dabei wieder die Mainzer Lokalmatadoren „Dobbelbock“ antreten: Das Brüder-Duo Andreas und Matthias Bockius schaffte es, alle drei ersten Ausgaben des SSC hintereinander zu gewinnen, beim vierten Mal wurden sie von der Konkurrenz ausgeschlossen – im Januar 2025 gewannen „Handkäs und sei Mussigg“ den Wettbewerb mit „Fee in der Nacht“. Nun dürfen „Dobbelbock“ wieder ran, am 3. Januar 2026 kämpfen dann insgesamt 14 Bands um die Siegertrophäe „Goldener Steher“.

„Der SSC ist inzwischen zur Musikschmiede der Mainzer Fastnacht geworden“, sagt Häusl. Der Wettbewerb habe auch zur Professionalisierung der Musikszene in Mainz beigetragen, denn inzwischen produziere fast jede Band, die beim SSC dabei sei, ihre Songs professionell. Das wird zum einen für die Einspielung bei Song Contest selbst gebraucht, habe aber den schönen Nebeneffekt, „dass inzwischen sehr viel Fastnachtsmusik aus Mainz über Streamingplattformen zu hören ist“, sagte Andreas Müller – so kann man sich ganze Playlists aus moderner Mainzer Fastnachtsmusik zusammenstellen.

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Nachfrage nach Fastnachtssitzungen hoch

Dazu richtet der GCV in der kommenden Kampagne auch noch sechs Kostümsitzungen aus, eine davon als „Seven Eleven“ – eine Nonstopp-Sitzung ohne Pause mit leicht verkürztem Programm, das dem Bedürfnis nach kürzeren Sitzungsformaten entgegen kommt. Dazu bespielt der GCV im kommenden Jahr erstmals mit einer Sitzung den großen Saal der Rheingoldhalle, ein Test auch für die Kampagne 2027: Dann ist Rosenmontag bereits am 8. Februar und die Fastnachtskampagne so kurz, dass die Vereine nach Möglichkeiten suchen, in den wenigen Wochen möglichst vielen Besuchern ein Angebot machen zu können.

Die elfte Stehung im Jahr 2023 in der damals neuen Mainzer Rheingoldhalle. - Foto: gikDie elfte Stehung im Jahr 2023 in der damals neuen Mainzer Rheingoldhalle. – Foto: gik

Die Nachfrage nach den Sitzungen sei hoch heißt es beim GCV. „Das Potenzial ist da, und wir haben eben auch genug Leute, um die Formate zu bespielen“, sagt Programmchef Christian Schier. Den Gonsenheimern ist um Nachwuchs nicht Bange, auch Dank ihrer seit nunmehr acht Jahren stattfinden „Narrenschau“: Bei dem Nachwuchsformat können alle, die einmal Fastnacht ausprobieren wollen, bereits im Oktober des Vorjahres ihre Bühnentauglichkeit testen.

Dazu kommt im nächsten Jahr noch die neue Kooperation mit dem SWR, die aus der STREAmung und der SWR1-Radiofastnacht eine Kostümsitzung macht, die dann auch in der ARD-Mediathek zu sehen sein wird. „Unsere traditionelle Fastnacht“, sagte Schier noch, „die ist ja gar nicht mehr so traditionell – sondern bunt gemischt aus abgedrehtem Kram und klassischen Vorträgen.“ Die beliebte Stadionsitzung ist allerdings vom Fußballclub Mainz 05 abgesagt worden, ein Freiluft-Event könnte es trotzdem geben: In Planung, verrieten die Gonsenheimer noch, sei auch wieder eine Freiluft-Narrhalla in der Innenstadt.

Info& auf Mainz&: Wer jetzt Lust bekommen hat auf Fastnacht in Mainz, wird hier im GCV Shop fündig bei der Suche nach Tickets für die GCV-Events.